Der frühere SPD-Vorsitzende Franz Müntefering hat die Politik aufgefordert, die Belange alter und einsamer Menschen mehr in den Blick zu nehmen.

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"Die Ansage, wir geben euch jetzt 20 Euro mehr Rente, und dann haltet ihr den Mund, die löst nicht das Problem", sagte Müntefering der "Süddeutschen Zeitung". Es gehe "auch einfach um Gehör, dass die Politik die Interessen der Alten viel mehr im Blick hat". Der 83-Jährige warnte: "Die Älteren werden erheblich mit darüber entscheiden, wie stark die AfD wird. Die AfD spricht auch Rentner bereits gezielt an."

Müntefering forderte etwa Seniorenbeiräte in allen Kommunen. "Die dürfen dann an Gemeinderatssitzungen teilnehmen oder werden zumindest gehört. Sie können mit Anträgen auf ihre alltäglichen Probleme hinweisen", führte er aus. "Die Einsamkeit in diesem Land wächst und wächst. Diese Menschen brauchen jemand, der sie berät, ihnen dabei hilft, in Bewegung zu bleiben, andere zu treffen."

Müntefering war in seiner langjährigen politischen Karriere unter anderem Vizekanzler und SPD-Fraktionschef im Bundestag. Nach seinem Ausscheiden aus der Politik war er von 2015 bis 2021 Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO).

Der Sozialdemokrat äusserte sich in dem Interview auch zu seiner Herz-Operation im Sommer. "Ich bin so zu drei Vierteln wieder gut drauf. Das war ziemlich knapp mit dem Herzen." Vor der Operation habe er noch nicht so genau gewusst, ob er da wieder heil rauskomme. "Es ist ein interessantes Thema, mal offen über das Sterben zu reden und nachzudenken. Für viele ist das ja ein Tabu. Die Sterbestunde ist aber nach der Geburtsstunde die zweitwichtigste Stunde im Leben."  © dpa

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