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Kissinger wurde als Sohn eines deutsch-jüdischen Paares 1923 im mittelfränkischen Fürth als Heinz Alfred geboren. 1938 floh die Familie vor den Nazis in die USA. Kissinger kam gerne auf Besuch in seine Heimat. Auch seinen 100. Geburtstag feierte er im Juni 2023 dort, mit hochrangigen Gästen aus Politik und Diplomatie, darunter Bayerns Ministerpräsident Markus Söder.
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Mit dabei war auch eine Kindermannschaft seines Lieblingsvereins SpVgg Greuther Fürth, dem Kissinger Zeit seines Lebens treu blieb. Das Bild zeigt ihn 2012 bei einem Besuch im Stadion.
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Kissinger studierte in Harvard und machte sich als Spezialist für internationale Politik einen Namen. 1969 holte ihn der republikanische Präsident Richard Nixon als Sicherheitsberater ins Weisse Haus. Später wurde er auch Aussenminister und blieb das unter Nixons Nachfolger Gerald Ford.
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Als Aussenminister war er eine Art Berühmtheit, bekannt für sein Machtbewusstsein - und seine Frauengeschichten. Das Bild zeigt ihn 1976 mit der Schauspielerin Polly Bergen. Kissinger war zweimal verheiratet und hatte mehrere Jahre eine Liebesbeziehung mit der Schriftstellerin Ingeborg Bachmann. Er ist zweifacher Vater.
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Kissinger hatte viele politische Erfolge vorzuweisen. Er suchte Entspannung mit dem isolierten China und der Sowjetunion, stiftete Frieden in Nahost, bemühte sich um Abrüstung. So fädelte er in Geheimgesprächen in der damaligen UdSSR das erste Abkommen zur strategischen Rüstungsbegrenzung ein. Bei einem Geheimtrip nach Peking organisierte er den ersten Besuch eines amtierenden US-Präsidenten in der Volksrepublik. (Das Bild zeigt ihn 1973 bei einem Folgebesuch mit Chinas damaligem Premier Zhou En-lai.) Und er handelte das Ende des Jom-Kippur-Krieges arabischer Staaten gegen Israel aus.
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Diese diplomatischen Errungenschaften sind aber nur die eine Seite der Geschichte. Kritiker sehen in Kissinger einen Machtpolitiker ohne Moral, der auch Diktaturen unterstützte, wenn es den Interessen der USA nützte. Tatsächlich gibt es eine ganze Liste an Kriegen und Krisen, in denen Kissinger eine mindestens zweifelhafte Rolle spielte.
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Da ist zum einen der Vietnamkrieg: Kissinger soll 1968 einen nahen Friedensschluss verhindert haben, um Nixon zum Wahlsieg zu verhelfen. 1973 mündeten seine jahrelangen Geheimverhandlungen mit dem nordvietnamesischen Unterhändler Le Duc Tho schliesslich in einen Friedensvertrag. Beiden wurde der Friedensnobelpreis zugesprochen, obwohl der Krieg noch bis 1975 weiterging. Kissinger nahm den Preis an (hier bei der Verleihung), Le Duc Tho nicht.
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Heftig kritisiert wurde Kissinger für seine Rolle bei der geheimen Bombardierung Kambodschas während des Vietnamkriegs. Er soll die Bombardierungen genehmigt und vor der Öffentlichkeit geheim gehalten haben. Die Angriffe haben Schätzungen zufolge mindestens 150.000 Menschen das Leben gekostet.
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Auch die Unterstützung der Invasion Indonesiens in Osttimor 1975 ist ein dunkler Fleck in Kissingers aussenpolitischer Karriere. Zusammen mit dem US-Geheimdienst CIA soll Kissinger 1973 ausserdem in den blutigen Putsch von General Augusto Pinochet gegen Chiles gewählten sozialistischen Präsidenten Salvador Allende verstrickt gewesen sein. Kissinger erhielt Vorladungen von Gerichten in verschiedenen Ländern, erschien aber nie. Die Vorwürfe gegen ihn hat er stets zurückgewiesen.
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Offiziell verliess Henry Kissinger die politische Bühne 1977. Doch der Rückzug aus der aktiven Politik bedeutete für Kissinger nicht, dass er sich aus der Öffentlichkeit zurückzog. Er gründete eine Beraterfirma, schrieb Bücher und jettete bis zuletzt weiter in andere Länder, um die Mächtigen der Welt zu treffen. Hier 2005 mit Angela Merkel und Christian Wulff ...
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... und noch im Juli 2023 mit Xi Jinping. Da war Kissinger schon seit mehreren Jahren schwerhörig und auf einem Auge blind.
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Geistig aber war Kissinger trotz seines hohen Alters topfit - und seine aussenpolitische Einschätzung ungeachtet der Kritik von vielen bis zum Schluss gefragt. (Mit Material der dpa)