Im Schweizer Fernsehen nimmt Geri Müller Stellung zur Nacktbild-Affäre. In der Sendung "Club" spricht der Grünen-Nationalrat und Badener Stadtammann über seine Rolle im Nacktskandal, den Hergang der Dinge und die Frage: Wann ist etwas öffentlich, wann privat?
Geri Müller gibt sich im Schweizer Fernsehen als gebrochener Mann. Im "Club" stellt er sich in einer Gesprächsrunde mit Chefredaktoren und Medienpsychologen Fragen rund um "Gerigate" - den um ihn entbrannten Nacktbilder-Skandal. An einer Pressekonferenz hatte Müller diese Woche seine Sicht der Dinge geschildert.
"Als ich aufhören wollte mit dem Chatten, musste ich feststellen, dass alle Bilder gespeichert wurden und gegen mich verwendet werden sollten." Er sei Opfer in dieser verhängnisvollen virtuellen Affäre, nicht die ebenfalls darin verwickelte 33 Jahre alte Lehrerin. "Es ist für mich schwer nachzuvollziehen, warum man so etwas macht. Ich bin der Verlierer, sie ist die Verliererin. Dass das (der Skandal, Anm. d. Red.) solche Ausmasse annimmt, hätte man sich denken können."
Müller sah Skandal nicht kommen
"Ich muss gerade aufarbeiten, wie das überhaupt passieren konnte. Ich habe so viel mit Menschen zu tun, dass ich selbst gar nicht verstehen kann, was da mit mir los war, wie das passieren konnte. Aber das 'Warum' kann ich nicht beantworten", sagt Müller.
Was er beantworten kann, ist allerdings die Frage danach, warum er die Fotos auch noch ausgerechnet an seinem Arbeitsplatz geschossen hat. Darüber habe er gar nie nachgedacht, es sei einfach passiert. "Das ist eine momentane Schwäche gewesen, für die ich mich schäme." Am meisten tut es Müller leid, dass er Menschen enttäuscht hat.
Geri Müller wehrt sich gegen Vorwürfe
Gegen Vorwürfe, dass er die Frau erpresst oder sogar gegen ihren Willen zu Dingen gezwungen haben soll, wehrt sich der Politiker vehement. Müller betont, alle Handlungen seien stets einvernehmlich gewesen: "Wenn wirklich etwas passiert ist, wo ich mich strafrechtlich falsch verhalten habe, dann hätte sie mich längst angezeigt - und das ist bisher nicht passiert."
Welche Konsequenzen der Nackt-Selfie-Skandal im schlimmsten Fall für Müller haben könnte, ist noch unklar. Angestellte des öffentlichen Dienstes unterstehen nicht dem Arbeitsrecht des Obligationenrechts (OR), sondern den personalrechtlichen Erlassen der diversen Gemeinwesen (Bund, Kantone Städte, Gemeinden). Damit entscheidet das Stimmvolk über eine Wiederwahl oder Nicht-Wiederwahl des Politikers und damit über seine weitere berufliche Karriere. Müller hat allerdings bereits bekannt gegeben, dass er einen freiwilligen Rücktritt nicht in Erwägung zieht.
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