Vizekanzler Olaf Scholz wird Opfer eines "Nager-Gates". Hungrige Tiere gelangen in den in Indonesien geparkten Regierungsflieger. Der Minister muss mit einigen Umwegen per Linie von der Tagung des IWF zurückfliegen. Seine überstürzte Abreise sorgt für Kopfschütteln.
Hungrige Nagetiere haben in Indonesien den Regierungsflieger "
Er war am Mittwoch wegen der Jahrestagung von Weltbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) auf die indonesische Insel Bali gereist. Aus noch unbekannten Gründen gelangten aber Nagetiere, wohl Mäuse, in den in Indonesien geparkten Airbus "Konrad Adenauer" und knabberten Elektrokabel an, wie aus Delegationskreisen verlautete.
Für Unverständnis sorgte, dass Vizekanzler
Airbus voraussichtlich erst Mittwoch flugfähig
Es wurde damit gerechnet, dass die Regierungsmaschine mindestens bis Mittwoch in Indonesien festhängen könnte. Der Airbus A340 war zunächst auf der Nachbarinsel Java geparkt worden, da auf dem Flughafen von Bali wegen der vielen Gäste kein Platz war. Die Mannschaft der Flugbereitschaft des Verteidigungsministeriums, die für Regierungsflüge zuständig ist, staunte nicht schlecht, als sie den Flieger dann startklar zur Rückreise von Scholz machen wollte.
Die Nagetiere hatten offensichtlich wichtige Kabel hinter den Abdeckungen angeknabbert, Techniker müssen nun vor Ort den Schaden begutachten und beheben. Der ganze Airbus sollte zudem mit Spezialstoffen von möglichen weiteren Nagern befreit werden.
Ärger über Scholz' schnelle Abreise
Intern wurde nach der überstürzten Scholz-Abreise zerknirscht Bedauern geäussert und auch, dass man die Lage besser hätte händeln können. Um den ersten Flug nach Hongkong zu erwischen, konnte Scholz nicht mehr die deutsche Abschluss-Pressekonferenz mit Bundesbankpräsident Jens Weidmann bestreiten, der etwas ratlos im Medienzentrum sass und fragte, ob man den Termin abhalten wolle. So sass Weidmann schliesslich allein auf dem Podium.
Er betonte, dass er bei der IWF-Tagung mit rund 30.000 Teilnehmern trotz eingetrübter Konjunkturaussichten eine Aufhellung mit Blick auf einen drohenden Handelskrieg gesehen habe. So lasse unter anderem die Einigung von USA-Präsident Donald Trump auf ein neues Nafta-Handelsabkommen mit Mexiko und Kanada "das unkontrollierte Eskalationsszenario etwas unwahrscheinlicher erscheinen."
Weidmann sagte zum Abschluss zu den mit Scholz auf dem Hinflug mitgereisten Journalisten und den restlichen auf Bali verbliebenen Delegationsmitgliedern: "Ich wünsche Ihnen viel Glück bei der Buchung Ihrer Flüge."
Die Deutsche Botschaft warf vor Ort ihr ganzes Organisationstalent in die Waagschale. Wegen der vielen abreisenden Teilnehmer waren aber kaum Flüge zu ergattern, sodass die meisten noch bis Sonntag auf Bali festhingen. Bei der Mitnahme im Regierungsflieger zahlen Journalisten ihre Flüge immer selbst - die Preise orientieren sich in etwa an denen der Lufthansa.
Scholz nimmt Linienflug
Kurzzeitig wurde überlegt, auf den Rückflug des amtierenden Bundesratspräsidenten, Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD), zu warten, der mit dem zweiten für solch lange Strecken geeigneten A340 der Flugbereitschaft im nahen Australien weilt. Aber dessen Rückreise war erst für Dienstag geplant.
Erinnert wurde an die Rückreise von Angela Merkel (CDU) im April 2010 aus den USA, als die Kanzlerin sich aufgrund von Sperrungen im europäischen Luftraum wegen der Asche eines isländischen Vulkans persönlich für eine vernünftige Rückreise aller mitgereisten Delegationsmitglieder und Journalisten einsetzte. Man musste zunächst in Lissabon und dann in Rom Station machen, Merkel blieb bis kurz vor Deutschland nah an der restlichen Delegation und den mitreisenden Journalisten, die per Bus weitertransportiert wurden.
Immerhin konnte Scholz aber ein Versprechen einlösen, hiess es aus der Delegation. Er nahm zwei THW-Mitarbeiter die nach dem jüngsten verheerenden Erdbeben und Tsunami Stromgeneratoren nach Indonesien gebracht hatten, auf dem Linienflug mit zurück nach Deutschland. Er hatte ihnen zugesagt, sie im Regierungsflieger mit zurückzunehmen. Aber da konnte er noch nichts vom drohenden "Nager-Gate" wissen. © dpa
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