• Militante Palästinenser schiessen immer neue Raketensalven auf israelische Städte.
  • In der Grenzstadt Sderot wird dabei ein Fünfjähriger getötet.
  • Israel greift nun gezielt Hamas-Symbole im Gazastreifen an.

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Nach massiven Raketenangriffen militanter Palästinenser im Gazastreifen hat Israels Sicherheitskabinett eine Ausweitung des Militäreinsatzes gegen die dort herrschende Hamas beschlossen.

Die Armee solle gezielt "Symbole der Hamas-Herrschaft" in dem Palästinensergebiet angreifen, berichtete der Sender Kanal 12 am Mittwochabend.

Medienberichten zufolge wurden das Finanzministerium im Herzen der Stadt Gaza sowie eine Bank der Hamas zerstört. Das Militär teilte mit, Kampfflugzeuge hätten eine Reihe strategisch wichtiger Gebäude sowie ein Marinekommando der Hamas angegriffen. Die Angriffe auf Terrorziele würden fortgesetzt.

Tel Aviv: Raketenalarm am frühen Donnerstagmorgen

Kurz darauf wurde in Tel Aviv am frühen Donnerstagmorgen erneut Raketenalarm ausgelöst. Nach Angaben einer dpa-Reporterin war mindestens eine Explosion zu hören. Medienberichten zufolge gab es auch im Norden des Landes Raketenalarm.

Schon zuvor hatten militante Palästinenser am Mittwochabend Dutzende Raketen auf israelische Städte geschossen, darunter Aschdod und Aschkelon an der Mittelmeerküste. Auch im Grossraum Tel Aviv heulten Warnsirenen. In der Grenzstadt Sderot wurde ein Fünfjähriger beim Einschlag einer Rakete tödlich verletzt, wie die Stadtverwaltung mitteilte.

Nach Angaben des israelischen Militärs haben militante Palästinenser bislang insgesamt mehr als 1.600 Raketen auf Israel abgefeuert. Seit Beginn des Beschusses aus dem Gazastreifen am Montagabend seien bislang sieben Menschen in Israel, sechs Zivilisten und ein Soldat.

Spirale aus Gewalt schraubt sich seit Montagabend höher

Seit Montagabend beschiessen militante Palästinenser Israel massiv mit Raketen, es sind bereits weit über tausend Geschosse abgefeuert worden. Dabei sind bislang sechs Menschen getötet und mehr als 200 weitere verletzt worden.
Israels Armee reagiert darauf nach eigenen Angaben mit dem umfangreichsten Bombardement seit dem Gaza-Krieg von 2014. Das Gesundheitsministerium in Gaza bezifferte die Zahl der Toten auf 65, mehrere hundert Menschen wurden verletzt.

Israelische Kampfflugzeuge zerstörten am Mittwoch ein weiteres Hochhaus in Gaza. In dem 14-stöckigen Gebäude hatten nach israelischen Angaben sowohl die islamistische Hamas als auch der militante Islamische Dschihad Büros. Allerdings gab es auch Cafés und Geschäfte in dem Haus.
Videos zeigten, wie es nach dem Angriff einstürzte. Die Hamas feuerte nach eigenen Angaben als Reaktion 130 Raketen auf die israelischen Orte Aschkelon, Sderot und Netivot.

Netanjahu: "Das ist erst der Anfang"

Israels Luftwaffe hatte zuvor auch das Haus eines ranghohen Mitglieds der islamistischen Hamas zerstört. Das Gebäude diente demnach als Waffenlager. Ausserdem tötete Israel bei Angriffen mehrere hochrangige Vertreter der Hamas. "Das ist erst der Anfang - Wir werden ihnen Schläge versetzen, die sie sich niemals erträumt haben", sagte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu dazu am Mittwoch in einem Krankenhaus in Cholon.

Netanjahu lehnt den Berichten zufolge eine Waffenruhe zu diesem Zeitpunkt ab. Die USA schicken einen Spitzendiplomaten in die Region, um sich mit führenden Vertretern beider Seiten zu treffen. Hady Amr will auch im Namen von US-Präsident Joe Biden auf eine Deeskalation der Gewalt drängen. Auch Unterhändler Ägyptens, Katars und der Vereinten Nationen bemühen sich nach Medienberichten um eine Beruhigung.

Internationale Sorge vor weiterer Eskalation des Nahostkonfliks wächst

International wuchs die Besorgnis über die Eskalation des Konflikts. Verteidigungsminister Benny Gantz stimmte die Bürger auf einen längeren Militäreinsatz ein. Die Vereinten Nationen warnten den UN-Sicherheitsrat laut Diplomaten vor einem grossen Krieg. Die USA haben eine gemeinsame Stellungnahme des mächtigsten UN-Gremiums zur eskalierenden Gewalt in Nahost Kreisen zufolge am Mittwoch zunächst blockiert.

Dafür forderten europäische Länder des UN-Sicherheitsrats ein Ende der Gewalt. "Wir fordern alle Akteure dringend auf, Spannungen abzubauen, Gewalt zu beenden und äusserste Zurückhaltung zu zeigen", sagte der estnische UN-Botschafter Sven Jürgenson in einer Stellungnahme Estlands, Frankreichs, Irlands und Norwegens am Mittwoch nach der Dringlichkeitssitzung des mächtigsten UN-Gremiums in New York.

Bundesaussenminister Heiko Maas warnte vor einer Ausweitung des Konflikts auf weitere Teile der Region. Er bezeichnete den Abschuss von mehr als 1.000 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel am Mittwochabend in einem ZDF-"Spezial" als absolut inakzeptabel und als Grundlage dafür, dass Israel von seinem Recht auf Selbstverteidigung Gebrauch mache.

US-Präsident Biden betont Selbstverteidigungsrecht Israels

US-Präsident Biden betonte ebenfalls das Selbstverteidigungsrecht Israels. Das Weisse Haus teilte am Mittwochabend (Ortszeit) mit, Biden habe bei einem Telefonat mit Netanjahu die Raketenangriffe der Hamas und anderer Terrorgruppen verurteilt. Der US-Präsident habe ausserdem "seine unerschütterliche Unterstützung für Israels Sicherheit und für Israels legitimes Recht, sich selbst und sein Volk zu verteidigen", zum Ausdruck gebracht.

Netanjahus Büro teilte mit, der Premierminister habe Biden in dem Gespräch für die amerikanische Unterstützung des israelischen Rechts auf Selbstverteidigung gedankt. Netanjahu habe auch angekündigt, "dass Israel weiterhin Massnahmen ergreifen werde, um die militärischen Fähigkeiten der Hamas und der anderen im Gazastreifen operierenden Terrororganisationen anzugreifen". Auf Twitter schrieb er: "Wir werden keine Anarchie akzeptieren." Es müsse die Sicherheit und Ruhe wiederhergestellt werden, "die wir alle verdienen".

Gewalt schwappt auf andere Orte über

Die Gewalt zwischen Israel und den Palästinensern schwappt derweil immer mehr auch auf arabische Ortschaften im israelischen Kernland über. Zwischen jüdischen und arabischen Israelis kam es am Mittwoch in den Städten Lod, Akko, Bat Jam, Haifa und Tiberias zu aussergewöhnlich schweren Konfrontationen. Präsident Reuven Rivlin warnte im israelischen Fernsehen vor einem "Bürgerkrieg" und rief beide Seiten eindringlich zur Mässigung auf. (jwo/dpa)  © dpa

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