Wegen der angespannten Lage in Nahost will sich US-Präsident Biden ausserplanmässig mit seinem Sicherheitsteam beraten.
US-Präsident Joe
Spannungen in Nahost: USA verstärken militärische Präsenz
Angesichts eines befürchteten iranischen Angriffs auf Israel verstärken die USA zudem ihre militärische Präsenz im Nahen Osten. "Wir verlegen zusätzliche Einheiten in die Region, um die regionale Abschreckung zu stärken und den Schutz der US-Streitkräfte zu verbessern", erklärte ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums am Samstag. Unterdessen beschlagnahmten die iranischen Revolutionsgarden im Persischen Golf ein Handelsschiff und begründeten dies mit einer Verbindung nach Israel.
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sicherte seinem israelischen Kollegen Joav Galant die "unerschütterliche Unterstützung der USA" zu. In einem Telefonat hätten die beiden über "akute regionale Bedrohungen" gesprochen, teilte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Pat Ryder, am Samstag in Washington mit. Austin habe deutlich gemacht, dass Israel "auf die volle Unterstützung der USA" bei der Verteidigung gegen jegliche Angriffe des Iran und seiner Stellvertreter zählen könne.
Die iranischen Revolutionsgarden beschlagnahmten in der Nacht auf Samstag in der Strasse von Hormus ein Handelsschiff. Das Containerschiff "MCS Aries" mit "Verbindung nach Israel" sei in einem Hubschraubereinsatz von Spezialeinheiten der Revolutionsgarden in der Meerenge zwischen dem Persischen Golf und dem Golf von Oman beschlagnahmt worden und werde in Richtung Iran umgeleitet, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Irna am Samstag. Das Schiff fahre unter portugiesischer Flagge für ein Unternehmen, das "dem zionistischen Kapitalisten Eyal Ofer" gehöre.
USA und Grossbritannien verurteilen Beschlagnahme von Containerschiff
Die italienisch-schweizerische Reederei MSC bestätigte die Beschlagnahme und erklärte, an Bord des Schiffs befänden sich 25 Crewmitglieder. Das Unternehmen erklärte, es arbeite "eng mit den zuständigen Behörden zusammen", um das Wohlergehen der Besatzungsmitglieder und die "sichere Rückkehr des Schiffs" zu gewährleisten.
Die USA verurteilten die Beschlagnahmung des Schiffs aufs Schärfste. Ein ziviles Schiff ohne Provokation festzusetzen, sei ein eklatanter Verstoss gegen das Völkerrecht, schrieb die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats des Weissen Hauses, Adrienne Watson, am Samstag auf der Plattform X (früher Twitter). Sie nannte das Vorgehen der iranischen Revolutionsgarden in internationalen Gewässern einen Akt der Piraterie.
Der Iran müsse das Schiff und die Besatzung, die aus indischen, philippinischen, pakistanischen, russischen und estnischen Staatsangehörigen bestehe, unverzüglich freilassen, forderte Watson. "Wir werden mit unseren Partnern zusammenarbeiten, um den Iran für sein Vorgehen zur Rechenschaft zu ziehen."
Botschaftsmitarbeiter verlassen Iran
Der britische Verteidigungsminister Grant Shapps rief den Iran dazu auf, das Schiff freizugeben. Die Beschlagnahmung sei inakzeptabel und ein eklatanter Verstoss gegen das Völkerrecht, schrieb Shapps am Samstag auf der Online-Plattform X (früher Twitter). Das Schiff und die Besatzung müssten unverzüglich und bedingungslos freikommen.
Mit Blick auf die höchst angespannte Lage verliessen nach Angaben der Bundesregierung die Angehörigen deutscher Botschaftsmitarbeiter den Iran. Das Auswärtige Amt bestätigte der Nachrichtenagentur AFP einen entsprechenden Bericht der "Bild am Sonntag" (Bams). Zudem wurden demnach zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz der deutschen Botschaften in Teheran und Tel Aviv getroffen.
Wegen der Spannungen strichen mehrere Fluggesellschaften, unter anderem die Lufthansa, ihre Flüge aus und in die iranische Hauptstadt Teheran. Auch nutze die Fluggesellschaft den iranischen Luftraum nicht weiter, erklärte ein Lufthansa-Sprecher. Die Lufthansa hatte ihre Flüge von und nach Teheran schon in den vergangenen Tagen ausgesetzt.
Iran droht mit Vergeltung
Das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, hatte Israel am Mittwoch mit Vergeltung für einen Israel zugeschriebenen Angriff auf ein iranisches Konsulargebäude in der syrischen Hauptstadt Damaskus gedroht, bei dem Anfang April 16 Menschen getötet worden waren. Unter den Toten waren zwei Generäle der iranischen Revolutionsgarden sowie fünf weitere Mitglieder der Elitetruppe.
Der Iran ist ein erklärter Unterstützer der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas, die mit ihrem Grossangriff auf Israel am 7. Oktober den Krieg im Gazastreifen ausgelöst hatte. Bei dem Angriff waren israelischen Angaben zufolge etwa 1.170 Menschen getötet und rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden.
Sowohl der Iran als auch die von der EU und den USA als Terrororganisation eingestufte Hamas haben die Vernichtung Israels als Ziel ausgegeben.
Israel geht seit dem Hamas-Grossangriff massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, bisher fast 33.700 Menschen getötet.
Israelische Armee kämpft weiter gegen Hamas im Zentrum von Gaza
Mehrere Tage nach ihrem Rückzug aus der Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens gab die israelische Armee am Samstag die Fortführung ihres Militäreinsatzes gegen Hamas-Kämpfer im Zentrum des Gazastreifens bekannt. Die israelische Armee griff nach eigenen Angaben am Freitag mehr als 30 Ziele an. Ein AFP-Videoreporter hielt in Deir al-Balach die Zerstörung nach einem Angriff fest, unter anderem eine zerstörte Moschee.
In der südisraelischen Stadt Sderot wurde am Freitag Luftalarm ausgelöst. Der israelischen Armee zufolge fing die Luftabwehr mehrere Raketen ab, die aus dem Gazastreifen abgefeuert worden waren.
Im Westjordanland wurde am Samstag ein seit dem Vortag vermisster israelischer 14-Jähriger nach Armeeangaben "ermordet" aufgefunden. Der Junge sei bei einem "terroristischen Angriff" getötet worden, erklärte die Armee.
Das Verschwinden des Jugendlichen hatte seit Freitag eine grossangelegte Suche und Angriffe von jüdischen Siedlern auf palästinensische Dörfer ausgelöst. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sprach nach dem Auffinden der Leiche von einem "verabscheuungswürdigen Verbrechen".
Israels Verteidgungsminister Joav Gallant forderte kurz darauf im Online-Dienst X dazu auf, von Racheaktionen abzusehen. "Das Gesetz darf nicht in die eigenen Hände genommen werden", schrieb er. (AFP/dpa/tas)
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