Der Kommandeur der EU-Mission "Aspides" im Roten Meer sieht das Unterfangen gefährdet. Er warnt: Für die kommenden Monate stünden zu wenige Fregatten zur Verfügung, um Handelsschiffe vor Angriffen der Huthi-Rebellen schützen zu können.
Nach dem Abzug der deutschen Fregatte "Hessen" rechnet die EU-Mission "Aspides" einem Medienbericht zufolge mit Engpässen beim Schutz von Handelsschiffen im Roten Meer. Der griechische Kommandeur der Mission, Vasileios Gryparis, habe vergangene Woche bei einer vertraulichen Sitzung in Brüssel gewarnt, dass ihm für die kommenden Monate nur drei Fregatten zur Verfügung stünden, berichtete der "Spiegel".
Laut dem Bericht warnte Gryparis, mit dieser Anzahl von Schiffen könne er den Auftrag, Schiffe vor Angriffen der Huthi-Rebellen zu schützen, nicht mehr erfüllen. Konkret könne er dann nur maximal vier Handelsschiffe pro Tag durch die Meerenge Bab al-Mandab vor der jemenitischen Küste eskortieren. Der Kommandeur forderte dem "Spiegel" zufolge vor den anwesenden Diplomaten der EU-Mitgliedsstaaten, er brauche für den Auftrag mindestens zehn Kriegsschiffe und Luftunterstützung durch eine Drohne oder einen Seefernaufklärer.
Deutsche Fregatte "Hamburg" ab August im Einsatz
Ab Anfang August wird sich Deutschland nach Angaben von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) mit der Fregatte "Hamburg" an der EU-Mission im Roten Meer beteiligen. Die deutsche Fregatte "Hessen" mit rund 240 Soldaten an Bord hatte am 20. April ihren Einsatz im Roten Meer beendet. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums hat sie insgesamt 27 Handelsschiffe sicher durch das Einsatzgebiet eskortiert. Dabei sei es in vier Fällen zu einer erfolgreichen Bekämpfung von Drohnen und Flugkörpern der Huthi-Miliz gekommen.
Das Schiff wird am Sonntag in Wilhelmshaven zurückerwartet. Marine-Inspekteur Christian Kaack hat der Besatzung der "Hessen" bescheinigt, sie hätte "alle Herausforderungen gemeistert". Die Erfahrungen aus der Beteiligung an der EU-Mission "Aspides" seien übertragbar und "erweiterte Landes- und Bündnisverteidigung". Kaack sagte: "Hier geht es auch um den Schutz unserer lebenswichtigen Versorgungswege. Das kann uns natürlich auch in anderen Gegenden passieren, auch in der Ostsee. Ballistische Flugkörper werden auch von den Russen eingesetzt und Drohnensysteme, wie wir sie in der Ukraine sehen, sind etwas, was zum alltäglichen Gefechtsbild gehört. Darauf stellen wir uns ein."
Für die Deutsche Marine war es der erste Kampfeinsatz dieser Art. Nun wird untersucht, wie sich zwei Monate im sogenannten Kriegsmarsch unter ständiger Bedrohung auf die Besatzung auswirken. "Man hat wenig Schlaf, das ist das eine. Und dann die direkte Bedrohung und das intensive Erlebnis: Man sieht, dass ein ballistischer Flugkörper in der Nähe zu einem Handelsschiff, das man schützen soll, explodiert", so der Inspekteur. "Oder eine Drohne fliegt auf ein zu schützendes Schiff zu und wird dann vernichtet."
Weil das Oberdeck im Gefecht kaum besetzt ist, ist dies nur für wenige zu sehen, während der Grossteil der Besatzung im Innern des Schiffs ist. "Sie hören den Lärm der Flugkörper und das Feuern ihres Turmes und sitzen in der Maschine oder auf den Schiffssicherungsgefechtsständen und müssen warten, dass die Information bei ihnen ankommt." Über Lautsprecheranlagen und persönlich vom Ersten Offizier würden Informationen weitergegeben.
Drohnenschwarm beschädigt Handelsschiff
"Aspides"-Kommandeur Gryparis zog bei dem Treffen in Brüssel laut "Spiegel" eine erste Bilanz der EU-Mission. Demnach begleiteten die eingesetzten Kriegsschiffe seit Mitte Februar 96 Handelsschiffe durchs Rote Meer, dabei seien zwölf von den Huthi-Rebellen abgeschossene Drohnen und eine Rakete neutralisiert worden. Die Gefahr durch die Huthi-Angriffe sei aber weiter akut, warnte der Kommandeur. Am 29. April sei es den Huthis erstmals gelungen, die Flugabwehr der Mission durch einen Drohnenschwarm zu überwinden und ein Handelsschiff zu beschädigen.
Unter den Diplomatem wurde demnach auch über eine Ausweitung des Mandats für die EU-Mission gesprochen. Deutschland habe vorgeschlagen, dass die EU-Kriegsschiffe im Roten Meer in Zukunft auch zur Eindämmung des Waffenschmuggels für die Huthi-Rebellen im Jemen eingesetzt werden sollen. (afp/dpa/mcf)
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