Wegen ausbleibender Zahlungen an die Organisation warnt der UNRWA-Chef vor einem Kollaps. Auch UN-Generalsekretär António Guterres findet deutliche Worte.
Nach dem vorläufigen Abbruch von Zahlungen an das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA wegen der mutmasslichen Beteiligung einiger ihrer Beschäftigten am Massaker der Hamas in Israel hat der Chef der Organisation vor einem Ende der Hilfe in Gaza gewarnt.
"Unser humanitärer Einsatz, von dem zwei Millionen Menschen als Rettungsanker in Gaza abhängen, kollabiert", schrieb Philippe Lazzarini auf der Online-Plattform X (vormals Twitter). Er sei schockiert, dass solche Entscheidungen auf der Grundlage von mutmasslichem Verhalten einiger weniger Leute getroffen würden. "Die Palästinenser in Gaza haben keine zusätzliche kollektive Bestrafung gebraucht", erklärte der Schweizer weiter.
Mitarbeiter womöglich in Angriff verwickelt
Neun Länder hatten laut UNRWA Stand Samstag ihre Zahlungen an die Organisation im Gazastreifen vorerst eingestellt. Das Hilfswerk betreibt nach eigenen Angaben Unterkünfte für mehr als eine Million Menschen und stellt Nahrung und medizinische Grundversorgung bereit. Wichtige Geldgeber wie die USA, Grossbritannien und auch Deutschland hatten sich zu dem Schritt entschieden, weil zwölf der mehreren Tausend Mitarbeitern der Organisation im Gazastreifen in das Blutbad vom 7. Oktober verwickelt gewesen sein sollen. Sie wurden umgehend entlassen.
UN-Generalsekretär António Guterres kündigte rasche Konsequenzen an. "Jeder UN-Mitarbeiter, der in Terrorakte verwickelt ist, wird zur Rechenschaft gezogen werden, auch durch strafrechtliche Verfolgung", sagte er laut einer Mitteilung der Vereinten Nationen. Eine Untersuchung durch das UN-Büro für interne Aufsichtsdienste sei unverzüglich eingeleitet worden.
Guterres sagte, von den zwölf Beschuldigten seien neun sofort identifiziert und entlassen worden. Ein Mitarbeiter sei für tot erklärt worden, die Identität der beiden anderen werde derzeit geklärt. Die Verdächtigen sollten auch strafrechtlich verfolgt werden, "die verabscheuungswürdigen angeblichen Handlungen dieser Mitarbeiter" müssten Konsequenzen haben.
Guterres mit Appell an UNRWA-Geldgeber
Guterres wies darauf hin, die derzeitige Finanzierung des UNRWA reiche nicht aus, um die zwei Millionen Zivilisten im Gazastreifen im Februar zu unterstützen.
Er appellierte an die Staaten, die ihre Beiträge ausgesetzt haben, die Kontinuität der Arbeit des UNRWA zu gewährleisten. Die Zehntausenden Mitarbeiter sollten nicht bestraft werden. "Die dringenden Bedürfnisse der verzweifelten Bevölkerungsgruppen, denen sie dienen, müssen erfüllt werden." Guterres sagte, er sei selbst entsetzt über die Anschuldigungen. (dpa/lag)
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