Der Nahost-Krieg hat bisher fast 20.000 Menschen das Leben gekostet. Was sagen Israel und die Hamas dazu? Welche Position vertritt Deutschland? Fragen und Antworten zum Krieg im Gazastreifen.
Der seit zehn Wochen andauernde Gaza-Krieg hat grosses Leid über die Bevölkerung des palästinensischen Küstengebiets gebracht. Rund 19.000 Menschen wurden nach Angaben der Gesundheitsbehörde, die der islamistischen Hamas nahesteht, getötet. Ganze Viertel liegen in Schutt und Asche.
Nach dem schlimmsten Massaker in Israels Geschichte, bei dem Terroristen der Hamas und anderer Gruppen mordend durch israelische Grenzorte zogen, greift Israel Stellungen im Gazastreifen an. Wird das Land die militärische und politische Führung der Islamistenorganisation zerstören?
Was sagt Israel selbst?
Das Land will, dass die Hamas künftig keine Gefahr mehr für Israel darstellt. Israels Regierungschef
Das Land sei nach der Nazi-Diktatur ein anderes geworden und habe enorme Veränderungen hin zur Zivilisation durchgemacht. Auch im Gazastreifen müsse dies nach der Zerstörung der Hamas die Hauptanstrengung sein.
Was denken die Palästinenser?
Der politische Aktivist und Kolumnist Dschamal Zakkut aus dem Westjordanland sagt, er halte es nicht für möglich, die bei vielen Palästinensern beliebte Hamas zu eliminieren. Ihre Popularität werde durch Israels Vorgehen im Krieg und im besetzten Westjordanland weiter befeuert.
Jüngsten Umfragen zufolge stieg das Ansehen der Hamas nach dem Massaker in Israel und dem dadurch ausgelösten Gaza-Krieg. Demnach unterstützen im Westjordanland und im Gazastreifen mehr als 40 Prozent der Befragten die Hamas. Dass Israel die Hamas zerstören kann, glauben nur ein Prozent der Befragten im Westjordanland und 17 Prozent im Gazastreifen. Fast zwei Drittel erwarten, dass die Hamas auch künftig im Gazastreifen herrschen wird.
Was sagt die Hamas selbst?
Der Chef der islamistischen Gruppe glaubt an ihr Fortbestehen auch nach dem Krieg. Pläne für den Gazastreifen für die Zeit danach, die nicht die Hamas einbeziehen, seien eine "Illusion", sagte er kürzlich. Das Ziel der Islamisten ist eigenen Angaben zufolge die Auslöschung Israels.
Auch Katar, das in dem Krieg vermittelt und als Unterstützer islamistischer Gruppen wie der Hamas gilt, hält die Vernichtung der Terrororganisation kaum für möglich. Die Hamas sei Teil der Gesellschaft im Gazastreifen und auch im Westjordanland.
Was denken Experten?
In Israel seien nach dem 7. Oktober die Menschen aller Lager für die Eliminierung der Hamas, betont der Militärexperte Harel Chorev von der Universität Tel Aviv im Gespräch mit dem US-Sender CNN. "Jede Organisation kann eliminiert werden", sagte er.
Militärexperte Harel Chorev führt fort, auch die Nazis seien schliesslich vernichtet worden. Im Norden des Gazastreifens kämpfe Israels Armee bereits gegen eine ausgedünnte Hamas-Truppe, die nur noch aus 15 Prozent ihrer ursprünglichen Mitglieder bestehe.
Andere Experten sind weniger optimistisch: Um die Hamas zu zerstören, müsse Israel die tieferen Ursachen für deren Ideologie beseitigen, sagt der Analyst Ryan Bohl dem US-Sender CNBC. Israel habe dafür keine andere Option, als eine Zweistaatenlösung zu akzeptieren, bringt es der pensionierte US-Generalleutnant Ben Hodges dem Sender gegenüber auf den Punkt.
Andere Experten betonen demnach auch, dass Israel Konkurrenten der Hamas, wie die im Westjordanland regierende Palästinensische Autonomiebehörde stärken müsse, um die Hamas zu schwächen. "Die Ideologie wird nicht zerstört, ebenso wenig wie die Hamas als Organisation. Dennoch ist Israel wahrscheinlich der Meinung, dass es eine Terrorgruppe besser verwalten kann als einen feindlichen Protostaat", sagt Jack Watling vom britischen Royal United Services Institute dem Sender. Die Hamas übernahm 2007 im Gazastreifen mit Waffengewalt die Kontrolle.
Welche Position vertritt Deutschland?
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat angesichts des Massakers die Angriffe des israelischen Militärs im Gazastreifen verteidigt. Israel müsse das Recht haben, die Hamas zu besiegen und zu verhindern, dass die Gruppe derartige Terrortaten wiederhole. Vertreter der Hamas hatten mehrfach angekündigt, weitere Massaker verüben zu wollen. (dpa/phs)
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