Lang wurden die Huthi-Rebellen unterschätzt als begrenzte Gefahr für Israel und die USA. Die Aufständischen im Jemen sind im Gaza-Krieg zur neuen Bedrohung geworden. Vor allem Schiffen im Roten Meer – einer sehr wichtigen Handelsroute – drohen schwere Angriffe.
Raketen, Drohnen, Marschflugkörper – mit ihrem Waffenarsenal sind die Huthi-Rebellen im Jemen schon längst nicht mehr nur eine örtliche Rebellengruppe. Im Lauf der vergangenen Wochen haben sie das Rote Meer auch in einen Nebenschauplatz des Kriegs zwischen der islamistischen Hamas und Israel verwandelt. Die Huthis haben ihre Angriffe auf Handelsschiffe verstärkt und zuletzt mehrere Frachter attackiert. Die wichtigsten Fragen im Überblick:
Wer sind die Huthi-Rebellen?
Die Huthi-Rebellen bezeichnen sich offiziell als "Ansar Allah" ("Unterstützer Gottes"). Sie gehören der schiitischen Strömung der Saiditen an, deren Imame bis 1962 im Nordjemen herrschten. Seitdem zettelten sie mehrfach Aufstände gegen die sunnitische Führung in der Hauptstadt Sanaa an. 2014 übernahmen sie dort die Kontrolle und beherrschen heute weite Teile des Landes, vor allem im Nordjemen.
Ihren Namen verdanken sie ihrem früheren Anführer Hussein al-Huthi, der aus der Gruppe eine politische Bewegung formte. Etwa ein Drittel der jemenitischen Bevölkerung sind Saiditen.
Wie stark sind die Huthi-Rebellen?
Eine Analyse von 2019 kam auf schätzungsweise 180.000 bis 200.000 bewaffnete Kämpfer. Diese haben Zugang zu Panzern und technischen Fahrzeugen sowie zu Panzerabwehr-Lenkraketen, ballistischen Raketen, Drohnen und Marschflugkörpern.
Seit ihrem Aufstand 2014 kämpfen die Huthis im Jemen gegen die Regierung und ein vom sunnitischen Saudi-Arabien angeführtes Militärbündnis, das verhindern will, dass die Huthis ihren Einfluss in dem Nachbarland noch weiter ausdehnen. Der Krieg mit schätzungsweise 377.000 Todesopfern hat im Jemen eine humanitäre Katastrophe ausgelöst.
Wer unterstützt die Huthis?
Vor allem der Iran und die Hisbollah im Libanon. Ohne deren Hilfe hätten die Huthis ihr Waffenarsenal – darunter Raketen mit einer Reichweite von bis zu 3.000 Kilometern – nach Einschätzung von Experten nicht aufbauen können. Die Al-Kuds-Brigaden sind Teil der iranischen Revolutionsgarden und stellten ab 2014 verschiedene Waffentypen zur Verfügung, schreibt die US-Denkfabric CSIS.
Die Al-Kuds-Brigaden sowie die Hisbollah bildeten die Kämpfer demnach auch aus, um etwa die Kampftaktik der Huthis zu verbessern und ihnen den Einsatz von Raketen wie auch Drohnen zu ermöglichen. Die Waffen sollen auf dem Seeweg in den Jemen geschmuggelt worden sein. Der Iran wie auch die Hisbollah bestreiten die Verbindungen zu ihren schiitischen Glaubensbrüdern oder spielen sie herunter.
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Warum unterstützen Iran und Hisbollah die Huthis?
Israel ist seit der Islamischen Revolution von 1979 Irans erklärter Erzfeind. Teheran hat seit den 1990er Jahren seine Beziehungen in der Region ausgebaut, um mit der Unterstützung schiitischer Milizen eine "Achse des Widerstands" gegen Israel zu schaffen. Die Huthis gehören ebenso dazu wie die Hisbollah-Bewegung.
Weil die Hisbollah Israels Armee erfolgreich aus dem Libanon vertrieb, ist die Miliz für die Huthis in ihrem Bürgerkrieg eine Art Vorbild und Mentor, auch wenn beide Gruppen unterschiedlichen schiitischen Strömungen angehören.
Was wollen die Huthis?
Allem voran wollen die Rebellen den gesamten Jemen regieren und dafür internationale Anerkennung finden. Im Westen haben sie einen Zwerg-Staat errichtet, in dem sie ihre Ideologie auf totalitäre Weise durchsetzen, mutmasslich etwa auch durch Folter und Tötung von Kritikern und Journalisten.
Seit 2016 griffen sie verstärkt Infrastruktur in Saudi-Arabien wie auch den Vereinigten Arabischen Emiraten an, vor allem Öl-Anlagen, um deren Militäreinsatz im Jemen zu untergraben. Etwa zur selben Zeit begannen sie mit Angriffen auf Handelsschiffe nahe der Meerenge Bab al-Mandab.
Wie gefährlich sind die Huthis für Israel und die Region?
Die Huthis haben zwar keinen so grossen Nachschub an Waffen wie etwa die Hisbollah im Libanon, und bisher hatten die Angriffe vor allem symbolische Wirkung. Mit ihren Drohnen und Raketen bedeuten sie aber trotzdem eine Gefahr vor allem für den Schiffsverkehr in der Region wie auch für US-Militärstützpunkte.
Weitere Angriffe auf Schiffe könnten der Wirtschaft empfindlich schaden und den Ölmarkt in Aufruhr versetzen. An der jemenitischen Küste vorbei führt einer der wichtigsten Schifffahrtswege der Welt, über den etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels laufen. Mit zunehmenden Angriffen wachsen auch die Sorgen vor einer noch grösseren Eskalation in der Region.
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Wie stehen die Huthis zum Gaza-Krieg?
Die Huthis haben ihre Solidarität mit der Hamas erklärt und greifen Israel seit dem 7. Oktober auch an. Sie attackierten Israel vom Süden der Arabischen Halbinsel aus mit Drohnen und Raketen und trafen dabei die südisraelische Stadt Eilat. Sie haben zudem mit Angriffen auf alle Schiffe mit Israel-Bezug gedroht.
In einer spektakulären Aktion enterten sie etwa ein Frachtschiff per Helikopter mit Sturmgewehren und filmten den Verlauf für Propagandazwecke. Bei den Angriffen auf Frachtschiffe fing ein US-Zerstörer auch mehrere Drohnen ab.
Welche Ziele verfolgen die Huthis mit diesen Angriffen?
Die Angriffe decken sich mit der antisemitischen und antiamerikanischen Rhetorik der Huthis und der Hoffnung, breitere Anerkennung zu finden als Teil der iranischen "Achse des Widerstands".
Sie passen auch zur Darstellung der Rebellen, Opfer einer Verschwörung zwischen Israel, den USA und Saudi-Arabien zu sein, mit der sie Anklang finden in der jemenitischen Bevölkerung. Mit den Angriffen lenken die Rebellen ausserdem von eigenen Problemen ab und demonstrieren Stärke. (dpa/tas)
Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels war zu lesen, dass die Huthi-Rebellen "im Norden einen Zwerg-Staat errichtet" hätten. Richtig ist, dass dieser Staat im Westen des Jemen errichtet wurde.
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