Die langjährige Feindschaft zwischen dem Iran und Israel wird in einem andauernden Stellvertreterkrieg ausgetragen. Im Irak, Libanon und in Syrien finden immer wieder Angriffe statt. Nun rüstet der Iran seine Verbündeten in der arabischen Welt auf. Die israelische Regierung ist alarmiert und möchte nicht tatenlos zusehen.

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Vor einigen Tagen wurde weit im Westen des Iraks ein Milizionär getötet. Hinter dem Angriff soll Israels Armee stehen. Denn die Milizen gelten als enge Verbündete des Irans und sind dessen verlängerter militärischer Arm.

Es war einer von mehreren Angriffen im Irak, für den angeblich der Hunderte Kilometer entfernte Gegner Teherans verantwortlich ist. Gleich vier Mal wurden seit Juli Waffenlager der bewaffneten Gruppen bombardiert. Jedes Mal richtete sich der Verdacht gegen Israel. Die "New York Times" befeuerte die Gerüchte, als sie zwei nicht genannte US-Offizielle mit der Aussage zitierte, Israel habe mehrfach Waffenlager irantreuer Kräfte im Irak angegriffen.

Der Schattenkrieg hat längst begonnen

Die Angriffe verdeutlichen, dass der Krieg zwischen den Erzfeinden Israel und Iran längst begonnen hat, aber über Verbündete und in arabischen Nachbarländern ausgetragen wird. Israels Luftwaffe fliegt regelmässig Einsätze im Bürgerkriegsland Syrien. So will sie die militärische Infrastruktur des Irans und seiner ihm ergebenen Truppen zerstören, die Teheran dort als Schutzmacht der Regierung aufbaut.

Und auch der Libanon ist einmal mehr Schauplatz des Konflikts. Am Sonntag stürzte über der Hauptstadt Beirut eine Drohne in der Nähe eines Büros der Iran-treuen Hisbollah-Miliz ab, eine zweite explodierte. Die Hisbollah sprach von einem israelischen "Bombenangriff". "Wir im islamischen Widerstand werden nicht erlauben, dass etwas Derartiges passiert, was immer der Preis ist", warnte Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah in aggressivem Ton.

Iran erkennt Israel nicht an

Stellvertreterkriege zwischen den beiden Erzrivalen sind nicht neu, aber sie haben zuletzt an Intensität zugenommen, wozu auch die scharfe Anti-Iran-Politik von US-Präsident Donald Trump beigetragen hat.

Dahinter steckt eine jahrzehntealte Feindschaft. Der Iran erkennt Israel nicht an und sieht in dem Land seinen Erzfeind Nummer eins. Die Befreiung Palästinas von der "zionistischen Besatzungsmacht" gehört zur aussenpolitischen Doktrin.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wirft Teheran regelmässig vor, sein Land zerstören zu wollen. Er ist auch einer der schärfsten Kritiker des internationalen Atomabkommens und will - wie Trump - eine unnachgiebige Hand gegen den Iran.

Am Donnerstag verbreitete Israels Armee über soziale Medien ein rund einminütiges Video, mit dem sie erneut Alarm schlagen wollte und dabei die Hintergründe des Drohnenabsturzes in Beirut offenbarte: "Die Hisbollah kommt dem Besitz von gelenkten Präzisionsraketen gefährlich nahe", heisst es darin. Hergestellt würden die Waffen mit Hilfe der iranischen Revolutionsgarden in Wohngebieten Beiruts.

Ausbau der Macht in der arabischen Welt

Tatsächlich hat der Iran seinen Einfluss in der arabischen Welt in den vergangenen Jahren massiv ausgedehnt. Er setzte dabei auf eine bewährte Strategie: Er kämpft nicht selbst - er lässt kämpfen. Als Schauplatz dienen dem Iran Länder mit geschwächten Regierungen, die nicht die volle Kontrolle über ihre Gebiete besitzen.

Die Teheran-treue Hisbollah etwa gilt als mächtigste Kraft im Libanon, als Herrscher eines Staates im Staat. In Syrien spielt der Iran als Schutzmacht für den Machthaber Baschar al-Assad und Förderer lokaler Milizen eine zentrale Rolle. Und im Irak übt er nicht nur über die von ihm unterstützten Schiitenmilizen, sondern auch über Verbündete in der Regierung starken Einfluss aus. Längst ist es Teheran gelungen, eine wichtige Landachse über den Irak und Syrien bis nach Beirut zu errichten, die auch für Waffentransporte dient.

Israel sieht Erfolg der Angriffe

"Israel hat entschieden, nicht dazusitzen und zuzuschauen, während die Bedrohung wächst", sagt der israelische Analyst Assaf Orion vom Nationalen Institut für Sicherheitsstudien in Tel Aviv und sieht eine Wirkung der Angriffe vor allem in Syrien. Infolge des dortigen israelischen Drucks versuche der Iran seine Fabriken zur Herstellung von Präzisionsraketen in den Libanon zu verlegen und zugleich den Irak als Stützpunkt für einen Abschuss zu etablieren.

Keine Seite hat Interessen an Eskalation

Es handelt sich um eine brenzlige Lage, in der es zu einer Explosion kommen könnte, obwohl keine der beiden Seiten Interesse an einem grösseren Konflikt hat. Die angeblichen israelischen Angriffe setzen die ohnehin schwache Regierung des noch vom Kampf gegen den IS gebeutelten Iraks stark unter Druck, zu reagieren.

Zumindest Teile der Milizen wollen einen Gegenschlag, der sich auch gegen die US-Truppen richten könnte, die noch im Irak stationiert sind und dort als enger Verbündeter Israels wahrgenommen werden. Einige Stimmen im Irak behaupten sogar, Israel habe für die Angriffe US-Stützpunkte genutzt.

Denkbar wäre auch eine weitere Eskalation zwischen der Hisbollah und Israel, die sich zuletzt im Libanonkrieg 2006 bekämpften. Vieles wird davon abhängen, ob und wie die Schiitenmiliz ihre Drohung wahr werden lässt, Vergeltung zu verüben. Der Analyst Orion hält die aktuelle Lage für "eine lauwarme Situation", gefährlicher als noch vor einigen Tagen, aber weniger gefährlich als während des Libanonkriegs.

Hisbollah-Chef Nasrallah hat mit der Drohung gegen Israel zumindest den Druck auf sich selbst erhöht - sollte er jetzt Worten keine Taten folgen lassen, könnte sein eigener Ruf leiden. (dpa/awa)

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