Bei dem verheerenden Raketentreffer einer Klinik in Gaza sollen laut Hamas Hunderte Menschen gestorben sein. Europäische Geheimdienste gehen von einer viel kleineren Zahl aus.

Mehr News zum Krieg in Nahost

Nach dem tödlichen Beschuss eines Krankenhausgeländes in Gaza herrscht weiter Unklarheit über die Opferzahlen, während die Schuldzuweisungen zwischen Israel und den Palästinensern weitergehen. Nach Angaben aus europäischen Geheimdiensten vom Mittwoch wurden nicht Hunderte, sondern "eher ein paar Dutzend" Menschen getötet. Die im Gazastreifen herrschende Hamas hatte mehr als 470 Todesopfer gemeldet und Israel die Schuld für den Vorfall zugewiesen. Die israelische Armee machte den Islamischen Dschihad verantwortlich und legte eigenen Angaben zufolge Beweise dafür vor.

"Es gibt nicht 200 oder gar 500 Tote, sondern eher ein paar Dutzend, wahrscheinlich zwischen zehn und 50", sagte eine anonyme Quelle aus europäischen Geheimdiensten gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Weiter erklärte sie, dass Israel "wahrscheinlich nicht" für den Beschuss verantwortlich sei, darauf deuteten den Geheimdiensten vorliegende "ernsthafte Spuren" hin. Die Quelle verwies darauf, dass das Gebäude nicht zerstört worden sei. Das Krankenhaus sei wahrscheinlich zuvor evakuiert worden - wie es die israelische Armee auch für eine ganze Reihe von Kliniken im nördlichen Gazastreifen angeordnet hatte.

Rakete trifft Krankenhaus in Gaza: Hamas sprach von Hunderten Toten

Nach dem Vorfall auf dem Gelände des Ahli-Arab-Krankenhauses in Gaza hatte die von der radikalislamischen Hamas geführte Regierung im Gazastreifen erklärt, mehr als 470 Menschen seien getötet und 300 weitere verletzt worden. Sie machte Israel für den mutmasslichen Angriff verantwortlich. Helfer durchsuchten am Mittwoch die Trümmer der Klinik nach Toten und Vermissten. Überlebende berichteten von einer Explosion und Feuer auf dem Gelände, auf dem sich neben Ärzten und Patienten auch zahlreiche Schutzsuchende befanden.

Die israelischen Streitkräfte legten nach eigenen Angaben Beweise dafür vor, "dass die Explosion durch eine fehlgeleitete Rakete des Islamischen Dschihad ausgelöst wurde". Die USA stellten sich hinter die israelische Darstellung. "Basierend auf den Informationen, die wir bislang gesehen haben, scheint es die Folge einer fehlgeleiteten Rakete zu sein, die von einer Terroristengruppe in Gaza abgefeuert wurde", sagte US-Präsident Joe Biden bei seinem Besuch in Tel Aviv.

Internationaler Strafgerichtshof soll Krankenhaus-Beschuss untersuchen

Der Islamische Dschihad ist eine mit der Hamas verbündete Palästinensermiliz, die von den USA, der Europäischen Union und Israel als Terrororganisation eingestuft wird.

Die im Westjordanland herrschende palästinensische Autonomiebehörde beantragte eine Untersuchung des Vorfalls durch den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH). "Wir brauchen eine internationale Untersuchung", sagte die Vertreterin der Palästinenserregierung in Frankreich, Hala Abu Hassira. Für sie stehe fest, dass Israel die Schuld trage, fügte sie hinzu. "Es ist nicht das erste Mal, dass Israel zivile Infrastruktur und insbesondere Krankenhäuser ins Visier nimmt."

Proteste in vielen arabischen Ländern nach Beschuss von Krankenhaus in Gaza

In vielen Ländern der arabischen Welt kam es infolge der vielen Toten auf dem Krankenhausgelände zu heftigen Protesten gegen Israel. Unter anderem im Libanon, im Jemen, in Jordanien, Tunesien, Syrien, dem Iran und im Westjordanland gingen zahlreiche Menschen auf die Strasse. Vielerorts schwenkten die Demonstranten palästinensische Flaggen und Fahnen der Hamas. Sie machten Israel für den Raketeneinschlag verantwortlich.

Die Organisation für Islamische Zusammenarbeit(OCI) erklärte nach einem Krisentreffen der Aussenminister der 57 Staaten, es sei bedauerlich, dass Israels "brutale Aggression gegen das palästinensische Volk" internationale Unterstützung erfahre. (mt/afp)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.