Die Vermittler drängen energisch auf eine Waffenruhe in Gaza. Doch vorerst geht das Sterben in dem verwüsteten Küstenstreifen weiter.

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Während die Vermittler im Gaza-Krieg mit Nachdruck ein Abkommen über eine Waffenruhe fordern, geht das Blutvergiessen in dem abgeriegelten Küstenstreifen vorerst weiter. Bei einem israelischen Luftangriff kamen nach palästinensischen Angaben Dutzende Menschen ums Leben. Der Angriff galt einem Schulgebäude in der Stadt Gaza, das als Vertriebenen-Unterkunft diente und nach israelischer Darstellung von der Hamas als Kommandozentrale und Versteck genutzt wurde.

Zur Zahl der Toten gab es in den Stunden nach dem Angriff unterschiedliche Angaben. Ein Sprecher des von der Hamas kontrollierten Palästinensischen Zivilschutzes im Gazastreifen gab sie mit mindestens 93 an, während in medizinischen und Sicherheitskreisen im Gazastreifen von mindestens 100 die Rede war. Israels Armee habe die Schule während des muslimischen Gebets am frühen Morgen angegriffen, teilte das von der Hamas kontrollierte Medienbüro mit. Die Angaben von der Hamas und von Israel zu dem Angriff liessen sich nicht unabhängig prüfen.

Vor dem Angriff seien "zahlreiche Massnahmen" ergriffen worden, um das Risiko für Zivilisten zu mindern, teilte die israelische Armee am frühen Morgen weiter mit. Von dem Gebäude aus seien Anschläge gegen Israels Truppen und den Staat Israel geplant und vorbereitet worden. Das von der Hamas kontrollierte Medienbüro teilte weiter mit, Dutzende der Opfer seien bei dem Angriff verbrannt.

Ägypten, das neben den USA und Katar zwischen Israel und Hamas zu vermitteln versucht, verurteilte den Angriff. Er falle in eine Phase, in der Vermittler sich um eine Waffenruhe in Gaza bemühten. Dies sei ein "klarer Beweis" dafür, dass es auf israelischer Seite keinen Willen gebe, den brutalen Krieg im Gazastreifen zu beenden, teilte das Aussenministerium in Kairo mit. Es handle sich um eine "Fortsetzung von Verbrechen in grossem Massstab", bei denen "gewaltige Zahlen unbewaffneter Zivilisten" getötet würden.

USA: Eskalation "im Interesse keiner Partei"

Angesichts der Sorge vor einem Vergeltungsschlag des Irans und seiner Verbündeten nach der Tötung zweier führender Köpfe der Hamas und der libanesischen Hisbollah-Miliz gegen Israel dringen die USA auf eine Waffenruhe in Gaza. Eine Eskalation im Nahen Osten sei "im Interesse keiner Partei", sagte US-Aussenminister Antony Blinken. Im Telefonat mit Israels Verteidigungsminister Joav Galant sicherte er den eisernen Beistand der USA zu, bekräftigte aber zugleich die "dringende Notwendigkeit" einer Waffenruhe, wie ein Sprecher mitteilte.

Russland verbietet seinen Airlines Nachtflüge über Israel

Die Luftfahrtbehörde in Moskau untersagte russischen Fluglinien für die kommenden Nächte Flüge im Luftraum über Israel. Das Verbot gilt jeweils von 0:00 Uhr MESZ bis 6:00 Uhr MESZ. Es tritt heute mit Tagesanbruch erstmals in Kraft, wie aus einer Meldung der Behörde Rosawiazija in Moskau hergeht. Die sogenannte Notam (Notice to Airmen) gilt bis zum 16. August, 11:00 Uhr MESZ. Ein Grund wurde nicht genannt, allerdings liegt der Zusammenhang mit einem befürchteten Luftangriff des Irans auf Israel nahe. Russland ist enger Verbündeter des Irans und hat dem Land in den vergangenen Tagen verstärkt Luftabwehrwaffen geliefert.

Eine Waffenruhe in dem seit zehn Monaten andauernden Gaza-Krieg gilt als Schlüssel, um die Lage im Nahen Osten zu entschärfen. USA, Katar und Ägypten haben beide Seiten in einer gemeinsamen Erklärung mit energischen Worten zu einem Abkommen gedrängt. Es sei an der Zeit, eine Waffenruhe und ein Abkommen über die Freilassung von Geiseln im Austausch gegen palästinensische Häftlingen zu besiegeln, schrieb US-Präsident Joe Biden auf der Plattform X. "Es gibt keine Zeit zu verlieren".

Blinken: Waffenruhe in Gaza schafft Voraussetzung für Stabilität

In der von Biden, dem katarischen Emir Tamim bin Hamad al-Thani und dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi unterzeichneten Erklärung wurden Israel und die Hamas aufgefordert, die Gespräche am 15. August in Doha oder in Kairo wieder aufzunehmen, "um alle verbleibenden Lücken zu schliessen und ohne weitere Verzögerung mit der Umsetzung des Abkommens zu beginnen". Eine Waffenruhe stelle die Freilassung der Geiseln sicher, ermögliche mehr humanitäre Hilfe für die Bevölkerung und schaffe "die Voraussetzungen für eine breitere regionale Stabilität", sagte Blinken laut dem Sprecher im Gespräch mit Galant.

Das Büro von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte kurz nach Veröffentlichung der gemeinsamen Erklärung der Vermittler mitgeteilt, dass Israel am Donnerstag eine Delegation schicken werde. Netanjahus rechtsextremer Koalitionspartner, Finanzminister Bezalel Smotrich, bezeichnete den von den Vermittlern geforderten Deal daraufhin auf der Plattform X als "gefährliche Falle". Er sei ein Kapitulationsabkommen, das die Vermittler Israel aufzwingen würden, wetterte Smotrich. Die US-Regierung übte prompt scharfe Kritik.

UNRWA-Generalkommissar beklagt Ausmass der Zerstörung in Gaza

Auslöser des Gaza-Kriegs war das beispiellose Massaker mit mehr als 1.200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer Gruppen im vergangenen Oktober in Israel verübt hatten. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden seit Kriegsbeginn mehr als 39.600 Menschen im Gazastreifen getötet. Die Zahl unterscheidet nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern und lässt sich nicht unabhängig verifizieren.

Angesichts der hohen Zahl ziviler Opfer, der katastrophalen humanitären Lage und der verheerenden Zerstörungen in Gaza steht Israel international stark in der Kritik. Laut dem Generalkommissar des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA, Philippe Lazzarini, sind inzwischen zwei von drei Gebäuden in Gaza beschädigt oder zerstört. Er stützt sich auf neueste Daten des Satellitenbeobachtungsprogramms der UN. Mit jedem Tag, den der Krieg andauere, gehe die Zerstörung einer ganzen Gemeinschaft weiter, beklagte Lazzarini auf X. (dpa/bearbeitet von tas)

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