Libanesische Sicherheitskreise berichten von massiven Luftangriffen Israels. Am Wochenende könnten es noch mehr werden. Der Westen ruft zur Deeskalation auf.
Israel hat das feindliche Nachbarland Libanon massiv aus der Luft angegriffen. Das Militär teilte am Abend mit, es seien rund 100 Raketenabschussrampen der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah beschossen worden. Ausserdem habe die Luftwaffe "Terror-Infrastruktur" attackiert. Die Armee werde auch weiterhin die Infrastruktur und die Fähigkeiten der Hisbollah schwächen, um den Staat Israel zu verteidigen, hiess es. Artillerie habe das Gebiet von Nakura in Südlibanon beschossen, hatte das Militär zuvor mitgeteilt.
Libanesische Sicherheitskreisen sprachen von einer der schwersten israelischen Angriffswellen seit Beginn des gegenseitigen Beschusses im Oktober. Binnen 20 Minuten seien rund 70 Ziele angegriffen worden. Sie bestätigten, es seien Raketenabschussrampen getroffen worden. Es war bereits die zweite Serie israelischer Luftangriffe im Libanon am Donnerstag.
Massive Luftangriffe im Libanon - Sorge vor Bodenoffensive
Es herrschte die Sorge vor einer möglichen Bodenoffensive Israels im Süden des Nachbarlands. Israel will die Hisbollah wieder aus dem Grenzgebiet verdrängen, um die Sicherheit seiner Bürger im Norden zu gewährleisten.
Die israelische Armee rief Zivilisten dazu auf, sich am Wochenende von militärischen Übungsgebieten im Norden des Landes fernzuhalten. Das Militär werde dort "Aktivitäten" ausführen, für Unbefugte herrsche daher Lebensgefahr. "Es ist möglich, dass in nahegelegenen Ortschaften Schüsse und Explosionen zu hören sein werden", hiess es weiter in der Mitteilung.
USA fordern Hisbollah auf, Angriffe auf Israel zu stoppen
Die USA forderten die Hisbollah-Miliz zur Einstellung ihrer "terroristischen Angriffe" auf Israel auf, um auf diese Weise eine Entspannung der Situation zu erreichen. Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah könnte die Angriffe auf Israel stoppen - "und ich garantiere Ihnen, dass wir in diesem Fall Israel die Notwendigkeit klarmachen würden, sich seinerseits ruhig zu verhalten", sagte der Sprecher des US-Aussenministeriums, Matthew Miller, am Donnerstag in Washington.
Solange die Hisbollah aber ihre Angriffe fortsetze, "wird Israel selbstverständlich militärische Massnahmen zur Verteidigung ergreifen", sagte Miller. Die USA setzten sich weiterhin bei allen Parteien dafür ein, den Konflikt nicht zu eskalieren und die Spirale der Gewalt nicht ausser Kontrolle geraten zu lassen. Am Ende dieser Bemühungen solle eine Waffenruhe im Gazastreifen erlangt werden.
USA und Frankreich rufen zu Deeskalation auf
Unterdessen riefen bei einem Treffen ranghoher westlicher Diplomaten zur Lage im Nahen Osten in Paris US-Aussenminister Antony Blinken und sein französischer Amtskollege Stéphane Séjourné alle Parteien zur Deeskalation auf. "Frankreich und die USA rufen gemeinsam zur Zurückhaltung und zur Deeskalation mit Blick auf den Nahen Osten im Allgemeinen und den Libanon im Besonderen auf", erklärte Blinen am Donnerstag in Paris.
"Wir wollen keine Eskalation von irgendeiner Seite sehen, welche die Situation noch schwieriger macht", fügte der US-Aussenminister hinzu. Séjourné betonte seinerseits: "Wir haben uns abgestimmt, um die Botschaften zur Deeskalation weiterzugeben."
Es gebe ein "echtes Problem" in Bezug auf den Norden Israels und den Süden des Libanon, das gelöst werden müsse, erklärte Blinken. Sein französischer Kollege fügte hinzu, der Libanon würde sich "nicht von einem umfassenden Krieg erholen". (mt/mit Material von dpa und afp)
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