Ein mutmasslicher US-Luftangriff im Jemen soll nach Huthi-Angaben dutzende Migranten in einem Internierungslager getötet haben. Das US-Militär äusserte sich zunächst nicht dazu.
Bei einem mutmasslichen US-Luftangriff im Jemen sind nach Darstellung der dortigen Huthi-Miliz mindestens 68 Migranten getötet worden. 47 weitere seien verletzt worden, teilte das von der Miliz kontrollierte Innenministerium mit. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen, auch das US-Militär äusserte sich zunächst nicht zu dem Angriff.
Der Huthi-nahe Fernsehsender Al-Masirah berichtete, in dem Internierungslager in der nördlichen Provinz Saada seien etwa 100 Migranten aus afrikanischen Ländern untergebracht gewesen. Damit wären nach Huthi-Angaben wohl alle in dem Lager untergebrachten Menschen durch den Angriff getötet oder verletzt worden.
Die Angaben der Miliz zu der Einrichtung wie auch zu den mutmasslichen Opfern liessen sich zunächst nicht überprüfen. Vom US-Zentralkommando, das unter anderem für den Jemen zuständig ist, gab es zunächst keine Details.
Migranten sind im Jemen vielfach Gewalt ausgesetzt
Das US-Militär hat nach eigenen Angaben bisher mehr als 800 Ziele im Jemen angegriffen und dabei "Hunderte Huthi-Kämpfer" und auch Anführer getötet. Das Risiko für Zivilisten bei den Angriffen werde dabei "auf ein Minimum gesenkt", teilte Centcom noch in der Nacht mit.
Wegen des seit zehn Jahren laufenden Bürgerkriegs im Jemen ist die Versorgung dort katastrophal, rund 20 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Jedes Jahr kommen Zehntausende Migranten vor allem aus Äthiopien und Somalia, die weiter nach Saudi-Arabien wollen und im Jemen stranden. Dort sind sie nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) vielfach Gewalt und Misshandlung ausgesetzt.
Al-Masirah: "Massive Schäden" am Lager
Der US-Angriff habe an dem Lager "massive Schäden" angerichtet, berichtete Al-Masirah. Retter hätten deshalb Schwierigkeiten, die Opfer unter Trümmern zu erreichen. Der Sender zeigte Bilder eines völlig zerstörten Hauses, in dem Leichenteile und Verletzte zwischen Trümmern zu sehen waren.
Das von der Miliz kontrollierte Innenministerium sprach von einem "abscheulichen Verbrechen" der USA. Die Einrichtung sei unter Aufsicht der IOM und des Roten Kreuzes gewesen. Auch von diesen Organisationen gab es zunächst keine Angaben zu dem mutmasslichen US-Angriff.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober 2023 greifen die Huthi aus dem Jemen Israel sowie Handels- und Militärschiffe im Roten Meer an. Sie wollen damit nach eigener Darstellung die Palästinenser in Gaza im Kampf gegen Israel und den Verbündeten USA unterstützen. Das US-Militär greift seit Monaten Stellungen der Huthi im Jemen an mit dem erklärten Ziel, die internationale Schifffahrt und den Handel zu schützen. (dpa/bearbeitet von skr)