In Gaza schlägt eine Rakete in einem Krankenhaus ein. Hunderte Menschen sind tot. Überlebende berichten von Trauer und dem Moment der Explosion.
"Das ist ein Massaker", sagt Ahmed Tafesch. Nach dem Raketeneinschlag im Ahli-Arab-Krankenhaus in Gaza hilft der Palästinenser mit, die Opfer zu bergen. Er habe einzelne Augen, Arme, Beine und Köpfe eingesammelt, schildert Tafesch. "So etwas habe ich in meinem Leben noch nie gesehen."
Die Helfer durchsuchten am Mittwoch die Trümmer der Klinik, auf deren Gelände am Vorabend eine Rakete explodiert war. Hunderte Menschen starben. Viele von ihnen waren keine Patienten, sondern hatten auf dem Krankenhausgelände Schutz vor den israelischen Luftangriffen gesucht.
Angehörige suchen nach Familienmitgliedern
Zwischen Reihen verkohlter Autos finden die Freiwilligen immer wieder Leichen und Gliedmassen. Sie legen die Toten in Leichensäcke oder hüllen sie in Tücher und Decken.
In der Leichenhalle des nahegelegenen Al-Schifa-Krankenhauses sind weitere Tote aufgebahrt. Angehörige suchen nach Familienmitgliedern, identifizieren sie. Manche der Todesopfer werden bereits für die Beerdigung abgeholt.
Auch Jahja Karim sucht nach seinen Verwandten. "Ich weiss nicht, wie viele von ihnen gestorben sind und wie viele noch leben", sagt der 70-Jährige und erzählt, dass auch er vorgehabt hatte, im Ahli-Arab-Krankenhaus Unterschlupf zu suchen, um sicherer zu sein.
Überlebende erzählen von Explosion in Gaza
Vor der zerstörten Klinik berichten Überlebende von dem entsetzlichen Moment der Explosion.
"Wir spürten, dass es brannte und Dinge auf uns fielen. Wir fingen an, uns gegenseitig zu suchen. Der Strom fiel plötzlich aus und wir konnten nichts mehr sehen", erzählt Fatima Saed unter Tränen. "Ich weiss nicht, wie wir das überstanden haben."
"Als ich das Krankenhaus betrat, hörte ich die Explosion und sah ein grosses Feuer", sagt Adnan al-Naka. "Der ganze Platz stand in Flammen, überall lagen Leichen – Kinder, Frauen und Alte." Etwa 2.000 Vertriebene hätten sich am Dienstagabend im Krankenhaus aufgehalten. Die Vereinten Nationen schätzen, dass derzeit rund eine Million der 2,4 Millionen Einwohner des Gazastreifens auf der Flucht sind, wobei Tausende in Krankenhäusern unterkamen, wo sie sich sicher wähnten.
Hamas und israelisches Militär schieben sich gegenseitig Schuld zu
Mehr als 470 Menschen seien im Ahli-Arab-Krankenhaus ums Leben gekommen, teilten die Gesundheitsbehörden im von der Hamas beherrschten Gazastreifen am Mittwochnachmittag mit. Die radikalislamische Palästinenserorganisation spricht von einem israelischen Luftangriff. Das israelische Militär teilte hingegen mit, eine fehlgeleitete Rakete der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad habe das Krankenhaus getroffen. "Ihre unverschämten Lügen werden niemanden täuschen", konterte die Hamas die Darstellung der israelischen Armee.
Während sich beide Seiten gegenseitig die Schuld zuschoben, setzte die israelische Luftwaffe ihre Angriffe auf den Gazastreifen am Mittwoch fort. Seit zwölf Tagen bombardiert Israel die palästinensische Enklave als Reaktion auf den überraschenden Grossangriff der Hamas am 7. Oktober, bei dem 1.400 Menschen auf grausame und brutale Weise getötet wurden. Nach palästinensischen Angaben starben im Gazastreifen mehr als 3.400 Menschen durch die israelischen Luftangriffe. (AFP/tas)
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