Die Spannungen zwischen Washington und Teheran nehmen weiter zu. Die USA melden die Zerstörung einer iranischen Drohne - Trump spricht von einer Provokation der Iraner. Doch deren Aussenminister erklärt, sein Land wisse von nichts.
Die USA könnten nach Angaben von Irans Vize-Aussenminister Abbas Araghschi "irrtümlich" eine eigene Drohne über der Strasse von Hormus abgeschossen haben. Der Iran habe keine Drohne verloren, begründete Araghschi seine Einschätzung am Freitag im Kurzbotschaftendienst Twitter.
US-Präsident
Iran: "Wir haben keine Drohne verloren"
"Wir haben keine Drohne verloren, weder in der Strasse von Hormus noch anderswo", schrieb Araghschi. Er fürchte deshalb, die "USS Boxer" habe ihre eigene Drohne abgeschossen.
Ein Sprecher der iranischen Streitkräfte erklärte am Freitag: "Im Gegensatz zu Trumps Behauptung sind alle iranischen Drohnen nach ihren Operationen im Persischen Golf wieder heil in die Militärbasen zurückgekehrt."
Die Operationen der iranischen Drohnen im Persischen Golf seien alle im Einklang mit internationalen Vorschriften erfolgt, sagte Sprecher Abolfasl Schekarchi laut Nachrichtenagentur Tasnim. Trump versuche ein weiteres Mal, den Persischen Golf als eine instabile Region darzustellen.
Zuvor hatte Aussenminister Mohammed Dschawad Sarif am Donnerstag am Sitz der Vereinten Nationen in New York erklärt, der Iran habe keine Informationen über den Verlust einer Drohne.
Keine genauen Angaben des US-Militärs
Der Zwischenfall schürte in jedem Fall neue Ängste vor einer militärischen Eskalation zwischen den USA und dem Iran. Die Strasse von Hormus spielt eine entscheidende Rolle im Konflikt zwischen beiden Ländern. Fast ein Drittel des globalen Ölexports wird durch die Meerenge verschifft. Im vergangenen Jahr hatte Irans Präsident Hassan Ruhani mit einer Blockade gedroht.
Trump wirkte zurückhaltend in seiner Rhetorik, als er am Donnerstag die Öffentlichkeit bei einer Zeremonie mit dem niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte über den Vorfall unterrichtete. Er sprach davon, dass sich die Mannschaft des Schiffes verteidigt habe.
"Es ist die jüngste von vielen provozierenden und feindlichen Aktionen des Irans gegen Schiffe, die in internationalen Gewässern operieren", sagte der Präsident. Die USA behielten sich das Recht vor, ihre Interessen, Einrichtungen und Mitarbeiter zu verteidigen. Trump forderte andere Länder auf, Irans Vorgehen zu verurteilen. Von scharfen Drohungen an die Adresse Teherans sah er jedoch ab.
Keine genauen Angaben der US-Behörden
Aus dem US-Verteidigungsministerium hiess es, der Vorfall habe sich am Donnerstag gegen 10:00 Uhr (Ortszeit) ereignet. Das Schiff habe sich in internationalen Gewässern befunden, als sich die Drohne genähert habe. Es befinde sich nun im Persischen Golf.
Nicht äussern wollte sich das Pentagon dazu, wie die Drohne zerstört wurde - ob sie abgeschossen oder durch Störsender unbrauchbar gemacht wurde. Ein Vertreter des US-Militärs wollte auch keine Angaben dazu machen, ob es sich um eine bewaffnete Drohne handelte.
Der Iran wiederum setzte nach eigenen Angaben einen ausländischen Öltanker im Persischen Golf fest und nahm die Besatzung fest. Die iranischen Revolutionsgarden (IRGC) teilten am Donnerstag auf ihrem Webportal mit, sie hätten einen ausländischen Tanker mit angeblich einer Million Liter geschmuggeltem Öl in der Nähe der Strasse von Hormus gestoppt und die zwölf ausländischen Crew-Mitglieder festgenommen.
Wie auf einem Video zu sehen ist, das das iranische Auslandsfernsehen Press TV zeigte, handelt es sich dabei um den Öltanker "Riah", dessen Signal am vergangenen Wochenende plötzlich vor der iranischen Küste verschwunden war.
Auf dem Video ist zu sehen, wie zwei Schnellboote die "Riah" umkreisen. Nach Angaben der Webseite "Marine Traffic" sendete der Öltanker zum letzten Mal am vergangenen Samstag seinen Standort südlich der iranischen Insel Keschm. Das Schiff wurde nach iranischen Angaben am Sonntag gestoppt. Wem der mit 68 Metern Länge relativ kleine Öltanker gehört, ist unklar.
Angespannte Lage zwischen USA und Iran
Der Iran wirft der Besatzung vor, illegal Öl geschmuggelt zu haben. Der Einsatz sei im Einklang mit dem Kampf des Irans gegen Ölschmuggel im Persischen Golf erfolgt und vorab mit den zuständigen Behörden und der Justiz koordiniert worden, erklärten die Revolutionsgarden.
Die Lage in dem Konflikt zwischen den USA und dem Iran ist seit längerem extrem angespannt. In den vergangenen Wochen war es zu mehreren Zwischenfällen in dem Seegebiet gekommen.
Im Juni waren zwei Tanker bei schweren Zwischenfällen im Golf von Oman beschädigt worden. Die Amerikaner machten den Iran für die Attacken verantwortlich. Teheran wies die Anschuldigungen zurück. Kurz nach dem Zwischenfall hatte das US-Militär mitgeteilt, eine iranische Rakete habe versucht, eine US-Drohne im betroffenen Seegebiet im Golf von Oman abzuschiessen. Ziel der Aktion sei offensichtlich gewesen, eine Beobachtung der Tanker-Attacke zu verhindern. Der Abschussversuch sei aber erfolglos gewesen.
Die iranischen Revolutionsgarden hatten zudem am 20. Juni eine US-Aufklärungsdrohne abgeschossen, weil sie angeblich den iranischen Luftraum im Persischen Golf verletzt haben soll. Die US-Regierung gab dagegen an, dass die Drohne in internationalem Luftraum geflogen sei.
USA wollen Handelsschiffe besser schützen
In der vergangenen Woche hatte dann ein Zwischenfall mit einem britischen Tanker international Besorgnis ausgelöst. Britischen Angaben zufolge hatten drei iranische Boote versucht, ein britisches Handelsschiff an der Durchfahrt der Strasse von Hormus zu hindern. Eine Fregatte zwang sie jedoch zum Abdrehen. Teheran bestritt, in den Vorfall verwickelt zu sein.
Die Strasse von Hormus zählt zu den wichtigsten Schifffahrtsrouten weltweit und spielt eine entscheidende Rolle im Konflikt zwischen den USA und dem Iran. Fast ein Drittel des globalen Ölexports wird durch die Meerenge verschifft. Im vergangenen Jahr hatte Irans Präsident Hassan Ruhani sogar mit einer Blockade der Meerenge gedroht.
Die USA treiben derzeit ihre Initiative zum Schutz von Handelsschiffen im Persischen Golf voran. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur warben US-Vertreter in dieser Woche in Brüssel bei Nato-Partnern um Unterstützung für das Projekt und informierten über den aktuellen Planungsstand. Demnach soll es vor allem darum gehen, über eine erhöhte Militärpräsenz in der Region eine bessere Überwachung der Strasse von Hormus zu ermöglichen.
Für diesen Freitag haben das US-Aussenministerium und das US-Verteidigungsministerium in Washington ein nicht-öffentliches Treffen mit Diplomaten zu dem Thema angesetzt. (hub/dh/afp/dpa)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.