Das Tunnelsystem unter dem Gazastreifen ist eine der grössten Herausforderungen für die israelische Armee im Kampf gegen die Hamas. Eine Spezialeinheit soll nun "neue Methoden für unterirdische Kriegsführung" entwickeln. Doch die Herausforderungen sind gross.

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Das Tunnelsystem der Hamas stellt Israel vor ein grosses Problem: Die verborgenen Gänge der radikalislamischen Palästinenserorganisation seien ein "unterirdischer Albtraum", heisst es in einer neuen Studie der US-Militärakademie West Point. Derzufolge gibt es 1.300 Tunnel mit einer Gesamtlänge von 500 Kilometern – ein sehr dichtes Netz in dem nur 41 Kilometer langen und maximal ein Dutzend Kilometer breiten Gazastreifen.

"Das ist wirklich eine unterirdische Stadt", schreibt der Autor der Studie, John Spencer, und spricht von einem "bösem Problem" für Israels Militär, "für das es keine perfekte Lösung gibt". Einige Schächte sind bis zu 40 Meter tief und können nach Angaben der Armee 450 Kilogramm schweren Bomben standhalten.

Unterirdisches Netwerk - mit Strom und Vorräten

Eine der vergangene Woche freigelassenen israelischen Geiseln berichtete, dass sie nach ihrer Entführung "zwei oder drei Stunden lang" durch ein unterirdisches "Tunnelnetz" geführt worden sei. Das verborgene Labyrinth sei "die Hölle unter der Erde", schrieb die israelische Zeitung "Maariv" diese Woche.

"Tunnel werden das entscheidende Element der Guerillakriegsstrategie der Hamas" gegen die israelischen Soldaten sein, ist Spencer überzeugt. Israel geht davon aus, dass die Hamas die meisten ihrer Angriffe aus den Tunneln heraus steuert.

In den unterirdischen Gängen sollen Batterien von Raketenwerfern versteckt sein, die bei Bedarf schnell aus- und wieder eingefahren werden können. Auch eine eigene Stromversorgung, Belüftungsanlage sowie Lebensmittel- und Wasservorräte soll es geben. Die Armee vermutet auch unter Krankenhäusern Zugänge zu dem Tunnelsystem.

Die Hamas könne "ihr unterirdisches Netzwerk nutzen, um Kämpfer zur richtigen Zeit an den richtigen Ort zu bringen – oder um sie von Gefahren fernzuhalten", sagt Mick Ryan, ein pensionierter US-General, der jetzt für die Denkfabrik Center for Strategic and International Studies in Washington arbeitet. Das Tunnelnetz ist auch deshalb schwer anzugreifen, weil es unter extrem dicht besiedeltem Gebiet liegt. Im Gazastreifen leben 2,4 Millionen Menschen.

Schmuggel von Menschen und Waffen

Um die Blockade des Gazastreifens durch Israel nach der Machtübernahme der Hamas 2007 zu umgehen, begannen die Palästinenser hunderte von Stollen unter der Grenze zum ägyptischen Sinai zu graben. Sie schmuggelten Menschen, Waren, aber auch Waffen und Munition hinein und heraus. "Seit 2014 ist das Ziel der Hamas jedoch, ein Netz von unterirdischen Tunneln zu schaffen, mit denen man sich durch den Gazastreifen bewegen kann", sagt ein israelischer Militärvertreter.

Ägypten flutete einige Tunnel, Israel zerstörte nach eigenen Angaben bis 2021 hundert Kilometer des unterirdischen Labyrinths. Doch die Hamas grub immer neue Gänge. Der Bau jedes Kilometers Tunnel kostet dem Militärvertreter zufolge rund 500.000 Dollar (479.000 Euro).

"Unterirdische Kriegführung"

Die israelische Armee hat nach Angaben westlicher Experten Spezialkommandos für das Aufspüren und die Zerstörung von Tunneln gebildet. Die Einheit Yahalom habe "neue Methoden für die unterirdische Kriegsführung entwickelt", sagt Ex-General Spencer. Auch eigens ausgebildete Hunde sollen dabei zum Einsatz kommen.

Die Hamas hatte am 7. Oktober einen beispiellosen Grossangriff auf Israel begonnen. Dabei wurden nach israelischen Angaben etwa 1400 Menschen getötet und mindestens 239 weitere verschleppt. Israel bombardiert den Gazastreifen seither. Durch die israelischen Angriffe wurden nach Angaben der Hamas, die sich nicht überprüfen lassen, mehr als 8.300 Palästinenser getötet. (AFP/lag)

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