Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat mit seiner Rede beim UN-Gipfel in New York in mehrfacher Hinsicht für Aufsehen gesorgt.

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Aus Protest gegen Israel haben zu Beginn der Rede von Netanjahu Vertreter zahlreicher Länder den Saal der UN-Generaldebatte in New York verlassen. Zu Beginn der Ansprache erklang aber auch lauter Applaus, sodass der Vorsitz zur Ordnung aufrief.

Während Netanjahus Rede zeigten Kamerabilder unter anderem leere Stühle der iranischen Delegation. In der Nähe des UN-Geländes gab es propalästinensische Proteste.

Netanjahu droht Iran mit hartem Gegenschlag bei Attacke

Netanjahu hat dem Iran für den Fall eines Angriffs auf sein Land mit einem harten Gegenschlag gedroht. "Ich habe eine Botschaft an die Tyrannen in Teheran: Wenn ihr uns angreift, werden wir euch angreifen", sagte Netanjahu vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York. "Es gibt keinen Ort im Iran, den der lange Arm Israels nicht erreichen kann. Und das gilt für den gesamten Nahen Osten."

Der Weltgemeinschaft hielt Netanjahu vor, sie habe den Iran beschwichtigen wollen und die Augen verschlossen - sowohl vor der Unterdrückung der Menschen im Innern wie vor der externen Aggression der Machthaber in Teheran. "Diese Beschwichtigung muss jetzt ein Ende haben", rief Netanjahu.

Netanjahu: Hälfte der Hamas-Mitglieder tot oder festgenommen

Der Ministerpräsident hat anschliessend betont, dass die israelische Armee nach einem Jahr Krieg im Gazastreifen mehr als die Hälfte der Mitglieder der Hamas getötet oder gefangengenommen hat. Vor dem Terrorangriff habe die Islamistenorganisation knapp 40.000 Mitglieder und mehr als 15.000 Raketen gehabt.

Israels Armee habe mehr als 90 Prozent des Raketenarsenals und wichtige Teile ihres Tunnelnetzwerks zerstört. Die Hamas habe über ein unterirdisches Tunnelsystem von mehr als 560 Kilometern verfügt. Es sei grösser als das U-Bahnnetzwerk in New York gewesen, so der israelische Regierungschef.

Israel konzentriere sich weiterhin darauf, die im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln nach Hause zu bringen. "Wir werden nicht aufhören, bis diese Mission erfüllt ist."

Hisbollah soll weiter unter Druck gesetzt werden

Die israelische Armee wird auch ihre Aktionen gegen die libanesische Hisbollah-Miliz nach den Worten von Netanjahu ungeachtet der von den USA, Deutschland und anderen Ländern geforderten Waffenpause fortsetzen. "Wir werden die Hisbollah weiter unter Druck setzen, bis alle unsere Ziele erreicht sind", betonte Netanjahu. An das libanesische Volk gewandt sagte Netanjahu: "Wir befinden uns nicht im Krieg mit euch. Wir befinden uns im Krieg mit der Hisbollah, die euer Land gekapert hat und droht, unseres zu zerstören."

Solange die Hisbollah den Weg des Krieges wähle, habe "Israel keine andere Wahl", sagte Netanjahu. Er fügte hinzu, Israel habe "jedes Recht, diese Bedrohung zu beseitigen und unsere Bürger sicher in ihre Heimat zurückzubringen, und genau das tun wir".

Netanjahus Kritik an UN

Abschliessend hat Netanjahu den Umgang der UN mit Israel kritisiert. "Die Ausgrenzung des einzigen jüdischen Staates ist weiterhin ein moralischer Schandfleck für die Vereinten Nationen".

Seit seiner ersten Rede dort vor 40 Jahren habe er immer wieder übermässige Kritik an Israel erlebt, sagte Netanjahu. "In diesem Sumpf aus antisemitischem Zorn ist eine automatische Mehrheit bereit, den jüdischen Staat für alles Mögliche zu verurteilen." Dies zeige sich auch darin, dass es gegen Israel mehr UN-Resolutionen gegeben habe als gegen alle anderen Länder zusammen. Netanjahu sprach von einer "Doppelmoral".

Das Verhältnis zwischen Israel und den Vereinten Nationen gilt als sehr belastet. In den UN-Organen spiegelt sich die Haltung der Länder der Welt, von denen die Mehrheit Israel gegenüber kritisch oder gar feindlich eingestellt ist. (dpa/afp/bearbeitet von phs)

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