Israelische Truppen haben im Libanon nach Darstellung der Vereinten Nationen das Hauptquartier der UN-Mission Unifil beschossen. Dabei sollen mindestens zwei Soldaten verletzt worden sein. Washington äussert sich darüber "tief besorgt", aus Europa kam scharfe Kritik.
Die US-Regierung hat sich nach Berichten über einen Beschuss des Hauptquartiers der UN-Friedenstruppe im Libanon (Unifil) durch die israelische Armee tief besorgt geäussert. Israel führe Einsätze im Süden des Libanon aus, "um die Infrastruktur der Hisbollah zu zerstören", sagte ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates am Donnerstag in Washington. "Während dieser Operationen ist es von entscheidender Bedeutung, dass sie die Sicherheit der UN-Friedenstruppen nicht gefährden."
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Über die Berichte, dass dabei von der UN-Friedenstruppe genutzte Einrichtungen getroffen wurden, sei die US-Regierung "tief besorgt", sagte der Sprecher weiter. Zuvor hatte die Unifil erklärt, ein Panzer der israelischen Armee habe einen Beobachtungsturm in ihrem Hauptquartier in Nakura getroffen. Dabei seien zwei Blauhelmsoldaten herabgestürzt und verletzt worden.
Deutliche Stimmen aus Europa
Der italienische Verteidigungsminister Guido Crosetto bezeichnete den "Beschuss" des Unifil-Hauptquartiers als "inakzeptabel". "Die von israelischen Kräften begangenen feindlichen und wiederholten Handlungen gegen die Basis (...) könnten Kriegsverbrechen sein", sagte er. Italien, das eines der grössten Unifil-Kontingente stellt, habe offiziell um eine Erklärung gebeten, denn "das war kein Versehen", fügte er hinzu.
Das französische Aussenministerium teilte mit: "Wir erwarten Erklärungen von den israelischen Behörden." Der Schutz von UN-Friedenstruppen sei "für alle Parteien in einem Konflikt verpflichtend". Die spanische Regierung verurteilte "den israelischen Beschuss, der das Unifil-Hauptquartier in Nakura traf, auf das Schärfste".
Die israelische Armee erklärt nicht ohne Vorwarnung geschossen zu haben
Die israelische Armee erklärte später, sie habe in der Nähe des Unifil-Hauptquartiers, wo Kämpfer der Hisbollah-Miliz aktiv seien, Schüsse abgegeben. Bevor dies geschah, seien die UN-Soldaten in dem Gebiet aufgefordert worden, sich an geschützten Orten aufzuhalten. Danach sei dann das Feuer eröffnet worden.
Die israelische Armee führte am Donnerstag auch einen Luftangriff auf das Zentrum von Beirut aus, bei dem nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums mindestens 18 Menschen getötet und 92 weitere verletzt worden. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur ANI zielte der Angriff "auf das Gebiet der Wohnviertel von Ras al-Nabaa und Nueiri". Es war den libanesischen Angaben zufolge der dritte Luftangriff der israelischen Armee auf das Zentrum der Hauptstadt seit Ende September.
Die israelische Armee hatte am 23. September eine militärische Offensive gegen die Hisbollah im Süden des Libanon gestartet und deren Anführer Hassan Nasrallah getötet. Sie reagierte damit auf die fortgesetzten Angriffe der vom Iran unterstützten Miliz auf Ziele in Israel.(afp/bearbeitet von jst)
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