Israels Polizei hat israelischen Medien zufolge Hunderte junge Palästinenser daran gehindert, den Tempelberg zum ersten Gebet des muslimischen Fastenmonats Ramadan zu betreten.
Einsatzkräfte hätten am Sonntagabend auch Schlagstöcke eingesetzt, berichtete die Zeitung "Haaretz" am Montag. Aufnahmen aus der Altstadt von Jerusalem von Sonntagabend, die in israelischen und sozialen Medien verbreitet wurden, sollen zeigen, wie Polizisten eine Menge mit Schlagstöcken zurückdrängt. Warum war zunächst unklar. Die Echtheit der Aufnahmen liess sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Medien meldeten starkes Gedränge und vereinzelte Zusammenstösse in Jerusalem. Mehreren jungen Menschen gelang es laut "Haaretz" dennoch, auf den Tempelberg zu kommen.
Israels Regierung hatte in der vergangenen Woche angekündigt, Muslimen im Fastenmonat Ramadan das Beten auf dem Jerusalemer Tempelberg vorerst ermöglichen zu wollen. Allerdings soll demnach die Sicherheitslage wöchentlich bewertet werden. Israel rechnet im Westjordanland und rund um die heiligen Stätten in der Altstadt von Jerusalem mit erhöhten Spannungen im Ramadan. Nach Einschätzung des israelischen Auslandsgeheimdiensts Mossad ist die Hamas bestrebt, die Region während des Fastenmonats "in Brand zu setzen".
Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete unter Berufung auf Augenzeugen am Montag, israelische Einsatzkräfte hätten Menschen den Zugang zur Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg verweigert und auch mehrere Personen festgenommen. Den Angaben nach soll nur Frauen ab 40 Jahren Zutritt zu der Moschee gewährt worden sein. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden. Israels Polizei äusserte sich auf Anfrage zunächst nicht.
Der Tempelberg, auch Haram al-Scharif genannt, ist sowohl Juden als auch Muslimen heilig. Mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee auf seinem Plateau gilt er als drittwichtigste heilige Stätte des Islam. Die Anlage liegt in der Jerusalemer Altstadt, die Israel im Sechs-Tage-Krieg 1967 von Jordanien erobert hat. Die muslimischen Heiligtümer auf dem Plateau des Tempelbergs werden von einer jordanischen Stiftung verwaltet, allerdings kontrollieren die israelischen Sicherheitskräfte seit 1967 alle Zugänge und entscheiden damit, wer sie aufsuchen und dort beten kann.
Der Grossmufti von Jerusalem, Mohammed Ahmed Hussein, verkündete am Sonntagabend, dass der Ramadan in den Palästinensergebieten am Montag beginnt. © dpa
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