Nordkorea hat innerhalb weniger Tage einen zweiten Waffentest durchgeführt und damit erneut Spannungen in der Region geschürt. US-Präsident Donald Trump sieht dadurch neue Probleme für Verhandlungen mit Pjöngjang und zeigte sich "nicht glücklich".
Die selbst erklärte Atommacht Nordkorea hat südkoreanischen Angaben zufolge erneut eine Übung für einen "Langtreckenangriff" durchgeführt. Machthaber
Nordkorea hatte nach Angaben des Generalstabs der südkoreanischen Streitkräfte bereits am Donnerstag zwei Flugkörper abgefeuert, bei denen es sich vermutlich um Kurzstreckenraketen handelte. Die USA hatten am selben Tag bekannt gegeben, dass sie ein nordkoreanisches Schiff beschlagnahmt haben, weil damit gegen Sanktionen verstossen worden sei.
US-Präsident
"Noch denke ich nicht, dass sie bereit sind, zu verhandeln", sagte Trump als Reaktion auf die Tests. Niemand sei glücklich über die Tests, aber die Beziehungen blieben. Nordkorea übte eigenen Angaben zufolge bei seinem Waffentest einen Angriff aus grosser Entfernung.
Kim Jong Un überwacht Übung für Angriffsmittel persönlich
Machthaber Kim Jong Un habe die Übung für "verschiedene Angriffsmittel von grosser Reichweite" vom Donnerstag persönlich überwacht und sich mit der Ausführung zufrieden geäussert, berichteten die staatlichen nordkoreanischen Medien am Freitag. Ziel der Übung an der westlichen Front sei es gewesen, die Fähigkeiten der Verteidigungseinheiten zur schnellen Reaktion zu prüfen.
Südkoreas Militär geht davon aus, dass bei dem Test zwei Kurzstreckenraketen abgefeuert wurden. Eine Rakete sei 420 Kilometer und eine andere 270 Kilometer weit geflogen, bevor sie vor der Ostküste Nordkoreas ins Meer landeten.
Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Dave Eastburn, sprach laut Berichten südkoreanischer Medien von "mehreren ballistischen Raketen", die Nordkoreas Militär vom Nordwesten des Landes abgeschossen habe. UN-Resolutionen verbieten dem Land - das mehrfach Atombomben getestet hat - die Starts ballistischer Raketen kurzer, mittlerer und langer Reichweite. Solche Raketen sind in aller Regel Boden-Boden-Raketen, die einen konventionellen, chemischen, biologischen oder atomaren Sprengkopf befördern können.
Erst am Samstag hatte Nordkorea nach eigenen Angaben Mehrfach-Raketenwerfersysteme mit grösserer Reichweite und taktische Lenkwaffen getestet. Experten vermuten, dass dabei bereits ein ballistisches Raketensystem erprobt wurde. Südkorea rief die kommunistische Führung in Pjöngjang auf, alles zu unterlassen, was neue Spannungen schüren könnte.
Südkoreas Präsident: Waffentest als Zeichen der Unzufriedenheit
Südkoreas Präsident Moon Jae In sagte nach dem jüngsten Waffentest, solche Aktionen könnten als Zeichen der Unzufriedenheit wegen des gescheiterten zweiten Gipfeltreffens zwischen Trump und Kim Jong Un im Februar in Vietnam gesehen werden.
Ähnlich wie Trump vermied Moon aber, von einer Provokation zu sprechen. "Das kann als geplante Aktionen gesehen werden, dennoch versucht Nordkorea zur gleichen Zeit, den Dialog nicht zu ruinieren", sagte Moon am Donnerstagabend in einem Interview des südkoreanischen Senders KBS. Er warnte jedoch davor, solche Militäraktionen könnten die Atomgespräche gefährden.
Seit dem Gipfel von Hanoi ist die Verunsicherung in der Region gewachsen. Beide Seiten konnten sich damals in der zentralen Frage der atomaren Abrüstung Nordkoreas nicht einigen. Pjöngjang forderte dabei vergeblich eine Aufhebung eines Grossteils der internationalen Sanktionen gegen das Land.
Die USA gaben am Donnerstag bekannt, dass sie ein nordkoreanisches Schiff beschlagnahmt hätten, weil damit gegen Sanktionen verstossen worden sei. Mit dem Frachter sei illegal Kohle aus Nordkorea verschifft und schwere Maschinerie in das isolierte Land transportiert worden, teilte das US-Justizministerium mit. Demnach wurde die "Wise Honest", die in Nordkorea registriert ist, zunächst im April 2018 von indonesischen Behörden festgesetzt, woraufhin die US-Justiz eine richterliche Anordnung zur Beschlagnahmung ausstellte. Der Frachter sei jetzt auf dem Weg in US-Hoheitsgewässer.
Das Pentagon setzte zudem die Bemühungen zur Bergung von Gebeinen von US-Soldaten in Nordkorea aus, die im Korea-Krieg (1950-53) auf Seiten Südkoreas gekämpft hatten. Das nordkoreanische Militär habe schon vor dem Gipfel in Hanoi die Kommunikation eingestellt, hiess es. Für das bis Ende September laufende Haushaltsjahr sei es nun zu spät, noch eine gemeinsame Bergungsoperation einzuleiten. (pak/dpa)
© dpa
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