Allen Annäherungen mit den USA und Südkorea zum Trotz arbeitet Nordkorea offenbar weiterhin an seinem Waffenarsenal. Wie Staatsmedien berichten, hat Machthaber Kim Jong Un persönlich einem Test einer neuen "hochmodernen taktischen Waffe" beigewohnt. Die USA reagieren zurückhaltend.

Mehr Politik-News finden Sie hier

Nordkorea hat nach Angaben von Staatsmedien eine neue "hochmoderne taktische Waffe" getestet. Machthaber Kim Jong Un habe den Test der neu entwickelten Waffe auf dem Versuchsgelände der Akademie für Verteidigungswissenschaft persönlich überwacht, meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Freitag. Der Test sei erfolgreich verlaufen. Um welche Waffenart es sich handelte, blieb zunächst unklar. Der Test könnte zu neuen internationalen Spannungen führen, die USA reagierten aber zurückhaltend.

Die neue Waffe stärke die Verteidigungsfähigkeiten und die "Kampfkraft unserer Volksarmee", erklärte KCNA. Kim habe sich "sehr zufrieden" über den Ausgang des Tests gezeigt. Veröffentlicht wurde nur ein Foto, das uniformierte Männer dabei zeigt, wie sie Notizen machen, während Kim redet.

UN: Nordkorea fährt schlechteste Ernten seit mehr als zehn Jahren ein

Test könnten Spannungen anheizen

Es ist das erste Mal seit Beginn der vorsichtigen diplomatischen Annäherung zwischen Nordkorea und den USA, dass Pjöngjang offiziell einen Waffentest verkündet. Dies könnte die Spannungen neu anheizen. Allerdings wies am Freitag zunächst nichts auf einen Atom- oder Raketentest hin. Die Verwendung des Wortes "taktisch" bei der Beschreibung der neuen Waffe deutet vielmehr daraufhin hin, dass keine ballistische Langstreckenrakete und kein atomarer Sprengkörper verwendet wurden.

Nordkorea hatte im April einen Stopp seiner Atomwaffen- und Raketentests angekündigt. Dies trug massgeblich zur Entspannung im Konflikt um die koreanische Halbinsel bei. Im Juni trafen sich Kim und US-Präsident Donald Trump dann zu einem historischen Gipfeltreffen in Singapur, bei dem auch eine Denuklearisierung Nordkoreas vereinbart wurde. Die Abmachung blieb allerdings vage - und seit dem Treffen sind die Gespräche ins Stocken geraten.

Signal, dass Nordkorea langsam die "Geduld" verliert?

Yang Moo Jin von der Universität für Nordkorea-Studien in Seoul sagte der Nachrichtenagentur AFP am Freitag, der Test sei ein "Signal an die USA", dass Nordkorea in den Gesprächen langsam die "Geduld" verliere. Pjöngjang fordert eine Lockerung der gegen das Land verhängten Sanktionen. Washington verlangt dagegen zuerst eine "endgültige, vollständig überprüfte" Denuklearisierung.

Wenige Stunden nach Verkündung des Waffentests veröffentlichte das US-Aussenministerin eine Erklärung. Darin wird auf die laufenden Gespräche mit Nordkorea über die Umsetzung der Beschlüsse von Singapur verwiesen. Das Aussenministerium zeigte sich "zuversichtlich", dass die in Singapur gemachten Zusagen von beiden Seiten eingehalten würden.

Erster Test seit November vergangenen Jahres

Nordkorea hatte in den vergangenen Jahren sein Atom- und Raketenprogramm massiv vorangetrieben und damit gegen UN-Resolutionen verstossen. Die UNO, die USA, die EU und andere hatten mehrfach Sanktionen gegen Nordkorea verhängt, sogar das Verhältnis zum wichtigsten Verbündeten China kühlte sich deutlich ab. Im vergangenen Jahr nahm Nordkorea seinen sechsten und bislang stärksten Atomtest vor und testete zudem Raketen, die US-Staatsgebiet treffen könnten.

Seit November gab es keine Tests mehr. Zu Jahresbeginn setzte schliesslich diplomatisches Tauwetter zwischen Nord- und Südkorea ein. Dann kam es auch zur Annäherung zwischen Pjöngjang und Washington. (szu/afp)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.

Teaserbild: © dpa