Nordkorea hat eigenen Angaben zufolge Fortschritte bei der Entwicklung von Mehrfachsprengköpfen für atomfähige Raketen erzielt. Doch während die nordkoreanischen Staatsmedien am Donnerstag von einem erfolgreichen Test für eine "neue wichtige Technologie" sprachen, bezeichnete Südkoreas Militär die Angaben als täuschend und übertrieben.
Die Testrakete, die Nordkorea tags zuvor abgefeuert habe, sei in der Frühphase des Flugs explodiert, sagte ein Sprecher des südkoreanischen Generalstabs vor Journalisten in Seoul. Das weithin isolierte Nordkorea unterliegt wegen seines Atomwaffen- und Raketenprogramms internationalen Sanktionen.
Der jüngste Raketentest des von Machthaber Kim Jong Un regierten Landes war vom südkoreanischen Militär erfasst worden. Demnach flog die zunächst nicht weiter identifizierte Rakete etwa 250 Kilometer weit ostwärts in Richtung offenes Meer, bevor sie explodierte.
Nach den Berichten aus Nordkorea wurde für den Test die erste Stufe einer ballistischen Mittelstreckenrakete mit Feststoffantrieb verwendet. Dabei seien auch mehrere mobile Gefechtsköpfe abgetrennt worden, die dann korrekt auf "drei koordinierte Ziele" gelenkt worden seien. Zudem sei ein Täuschungskörper abgestossen worden. Der Test habe dazu gedient, sich die sogenannte MIRV-Technologie anzueignen, hiess es. MIRV steht für mehrfache unabhängige zielprogrammierte Wiedereintrittskörper - das heisst, die Rakete kann mit mehreren Sprengköpfen bestückt werden, die auf verschiedene Ziele ausgerichtet werden können.
MIRV-Raketen lassen sich von Raketenabwehrsystemen nur schwer abfangen. Nur wenige Staaten verfügen über solche Raketen, darunter die Atommächte USA, China, Russland, Grossbritannien und Frankreich. Indien hatte nach eigenen Angaben im März eine Interkontinentalrakete mit der MIRV-Technologie getestet.
Trotz der Sanktionen treibt Nordkorea seit Jahren die Entwicklung von Raketen, vor allem atomwaffenfähiger Raketen, voran. Die kommunistische Führung sieht die USA und Südkorea als ihre Hauptfeinde. Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel haben sich zuletzt deutlich verschärft. © dpa
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