Besorgt zeigt sich Südkorea angesichts der möglichen Waffentests des Nachbarlandes. Auch Deutschland nennt diese eine "Provokation". US-Präsident Donald Trump hingegen wiegelt per Twitter ab und bekräftigt seinen Glauben an einen "Deal" mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un.

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Inmitten der festgefahrenen Verhandlungen mit den USA über sein Atomwaffenprogramm demonstriert Nordkorea militärische Stärke. Das nordkoreanische Militär habe am Samstagmorgen (Ortszeit) im Rahmen eines Waffentests mehrere "Projektile" kurzer Reichweite in Richtung offenes Meer abgefeuert, teilte der Generalstabschef der südkoreanischen Streitkräfte mit.

Unklar war zunächst, um welche Waffenart es sich genau handelte. Südkoreanische Medien spekulierten unter Berufung auf Experten, es könnten Raketen aus einer Raketenwerferbatterie gestartet worden sein. Das Präsidialamt in Südkorea äusserte sich besorgt und rief das Nachbarland auf, alles zu unterlassen, was neue Spannungen schüre.

Das Büro des südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In warf Nordkorea zudem vor, mit dem Waffentest gegen die Abmachungen des "innerkoreanischen Militärabkommens vom September" 2018 zu verstossen. Beide Länder hatten bei einem Treffen Moons mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un in Pjöngjang das Abkommen über vertrauensbildende Massnahmen der Militärs unterzeichnet.

"In dieser interessanten Welt ist alles möglich"

US-Präsident Donald Trump betonte, er halte im Streit um atomare Abrüstung weiterhin eine Einigung mit Nordkorea für wahrscheinlich. "Es wird einen Deal geben", schrieb Trump am Samstag auf Twitter. "In dieser interessanten Welt ist alles möglich", schrieb Trump. Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un habe das grosse wirtschaftliche Potenzial Nordkoreas erkannt und er werde nichts tun, um dieses zu stören oder gar zu beenden. "Er weiss auch, dass ich bei ihm bin, und er will nicht sein Versprechen an mich brechen", schrieb Trump weiter.

Das Auswärtige Amt in Berlin nannte die Raketentests hingegen eine "Provokation" Sie fielen in eine Zeit, in der die internationale Gemeinschaft von Nordkorea konkrete Schritte zur Aufgabe seines Raketen- und Nuklearwaffenprogramms erwarte, hiess es in einer Erklärung. Für Trump gab es ein Lob. "Wir begrüssen die von Präsident Trump bekräftigte Bereitschaft der USA, den Verhandlungsprozess trotz dieser Provokation fortzusetzen", erklärte ein Sprecher des Ministeriums.

Obwohl es zunächst keine Hinweise auf die Erprobung ballistischer Raketen gab, die Nordkorea per UN-Resolutionen untersagt ist, löste der Test sofort diplomatische Aktivitäten der USA und ihrer Alliierten Südkorea und Japan aus. Südkoreas Aussenministerin Kang Kyung Wha beriet sich nach Angaben ihres Ressorts am Telefon sowohl mit US-Aussenminister Mike Pompeo als auch mit ihrem japanischen Amtskollegen Taro Kono über die Lage.

Beide Seiten hätten sich darauf geeinigt, "umsichtig vorzugehen und die Kommunikation fortzusetzen", hiess es nach Kangs Gespräch mit Pompeo. Auch würden beide Länder die Waffentests weiter analysieren. Die südkoreanischen Streitkräfte betonten, die Bewegungen in Nordkorea genau zu verfolgen.

Angst vor neuen Spannungen

Die Sorge in Südkorea und den USA ist gross, dass sich nach der Annäherung Nordkoreas an beide Länder im vergangenen Jahr die Spannungen schrittweise wieder erhöhen könnten. Die kommunistische Führung in Pjöngjang äussert zunehmend ihren Unmut über die Weigerung, die internationalen Sanktionen gegen Nordkorea zu lockern.

Schon im April hatte Nordkorea nach eigenen Angaben eine neuartige Lenkwaffe mit einem "mächtigen Sprengkopf" getestet. Eine unabhängige Bestätigung der Angaben, gab es nicht. Auch verstärkte Nordkorea seine Kritik an der Verhandlungsführung der USA. Kims Regierung warf Pompeo vor, als Verhandlungsführer die Gespräche über das Atomprogramm zu behindern, und forderte seine Abberufung von den Verhandlungen.

Vor allem nach dem Scheitern des Gipfeltreffens Kims mit Trump im Februar in Vietnam ist die Unsicherheit in der Region wieder gewachsen. Beide Seiten konnten sich in der zentralen Frage der atomaren Abrüstung Nordkoreas nicht einigen.

Die US-Regierung nahm zunächst nicht inhaltlich Stellung zu dem jüngsten Waffentest. Man habe Nordkoreas Handeln zur Kenntnis genommen, sagte die Sprecherin des Weissen Hauses, Sarah Sanders. Die Lage werde weiter beobachtet.

Rätselraten um die Art der Raketen

Die Projektile wurden den südkoreanischen Angaben zufolge im Abstand von etwa 20 Minuten von der Ostküste aus abgefeuert. Sie flogen etwa 70 bis 200 Kilometer weit, bevor sie ins Meer stürzten. Es seien keine ballistischen Kurzstreckenraketen gewesen, zitierte die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap einen Militärvertreter.

Ballistische Raketen sind in der Regel Boden-Boden-Raketen, die einen konventionellen, chemischen, biologischen oder atomaren Sprengkopf befördern können. Neue Tests mit solchen Raketen durch Nordkorea würden als offene Herausforderung Trumps gewertet werden.

Der jüngste Waffentest erfolgte etwa anderthalb Jahre nach dem Start einer Interkontinentalrakete durch Nordkorea, der weltweit Besorgnis auslöste. Pjöngjang hatte erklärt, das gesamte Festland der USA sei in Reichweite seiner Raketen. Den USA wirft Nordkorea eine feindselige Politik vor.

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