Kanzlerin Merkel empfängt den demokratischen Ex-Präsidenten Obama in Berlin wie einen Freund. Und sendet viele Zeichen an den republikanischen Nachfolger Trump in Washington: Es geht auch anders.

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Mehr Ehre geht kaum. Kanzlerin Angela Merkel empfängt den früheren US-Präsidenten und heutigen Privatmann Barack Obama im Ehrenhof des Kanzleramtes. Am Freitag rollt ihm seine "wunderbare Freundin" Angela in der deutschen Hauptstadt den roten Teppich aus. Sie scheint immer noch zu funktionieren, die "wichtigste Beziehung, die wichtigste Freundschaft, die ich in meiner Amtszeit hatte", wie Obama es einmal sagte.

Küsschen, Küsschen. Und dann plaudern die beiden anderthalb Stunden miteinander, länger als manch amtierender Regierungschef Zeit von der Kanzlerin bekommt. Viele Signale, die Obamas republikanischen Nachfolger im Weissen Haus, Donald Trump, ärgern dürften.

Es gibt sie noch, die Freunde aus Amerika. Nein, dieser ehrenvolle, ja herzliche Empfang des Demokraten Obama solle kein Signal an Trump sein, betont Regierungssprecher Steffen Seibert ausdrücklich. "Diesem Eindruck würde ich entschieden widersprechen." Doch am Empfang Obamas kann man ablesen, wie hoch problematisch das Verhältnis der Deutschen zu Trump derzeit ist.

Trump und Merkel haben sich derzeit wenig zu sagen

Merkel reist ihrerseits Ende Mai in die USA, um bei der Abschlussfeier an der US-Elite-Universität Harvard vor jungen Hoffnungsträgern eine Rede zu halten. Die Uni feiert Merkel in einem Ankündigungsvideo: als mächtigste Frau der Welt und einflussreichste Politikerin Europas. Die erste Kanzlerin ihres Landes und das zum vierten Mal. Ein Abstecher zu Trump nach Washington ist bisher nicht geplant. Die beiden haben sich offenbar derzeit nicht viel zu sagen.

Wie gross die Dissonanzen zwischen Washington und Berlin sind, zeigte sich gerade erst wieder beim Auftritt von Trump-Vize Mike Pence während der Feierlichkeiten zum 70-jährigen Bestehen der Nato. Er rügte erneut die in den Augen der Amerikaner zu geringen deutschen Verteidigungsanstrengungen und warnte mit Blick auf die deutsch-russische Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2, die Sicherheit des Westens könne nicht gewährleistet werden, wenn sich Verbündete von Russland abhängig machten.

Aussenminister Heiko Maas (SPD) versucht, die Kritik runterzuspielen: "Das war nichts Neues." Und blafft zurück: "Wir werden unsere Argumente, sowohl was das Burden Sharing (Lastenverteilung) angeht als auch Nord Stream 2, nicht verändern." US-Aussenminister Mike Pompeo legt drohend nach, die USA würden in ihren Forderungen nicht nachlassen. Der deutschen Seite ist dabei durchaus klar, dass Amerika der Profiteur von einem Kurswechsel in diesen Politikbereichen wäre, sei es mit amerikanischen Rüstungsgütern oder amerikanischem Gas.

Viele Trump-Entscheidungen sind Merkel ein Dorn im Auge

Beide Seiten liegen nicht nur bei den Verteidigungsausgaben und bei der Energieversorgung aus Russland auseinander. Auch die protektionistische Handelspolitik Trumps unter anderem durch Strafzölle sowie den von Washington vernachlässigten Klimaschutz sind der Kanzlerin ein Dorn im Auge.

Ganz anders Obama. Am Samstag wollte er sich mit etwa 20 Vertretern der Umweltaktivisten von "Fridays for Future" in Berlin treffen. Überhaupt ermuntert Obama junge Leute, sich für Umwelt und Klima einzusetzen - auch das darf als Zeichen in Richtung seines 72 Jahre alten Nachfolgers in Washington verstanden wissen. "Ihr würdet euren Grossvater niemals darüber entscheiden lassen, was ihr anzieht oder welche Musik ihr euch anhört. Aber ihr lasst ihn darüber entscheiden, was mit der Umwelt geschieht, in der ihr leben werdet?", sagt Obama am Vorabend in Köln.

In Obamas Amtszeit war 2015 das Pariser Klimaabkommen ausgehandelt worden. Trump hat den Austritt der USA aus dem Abkommen eingeleitet.

In Köln äussert sich Obama vor mehr als 14 000 Menschen "zuversichtlich und vorsichtig optimistisch", dass die USA im Klimaschutz bald wieder führend sein werden. Ohne Trump beim Namen zu nennen - das tut man nicht mit Nachfolgern im Präsidentenamt - ist unmissverständlich klar, was er von Trumps Klimapolitik hält. Natürlich seien viele frustriert aufgrund der Haltung der derzeitigen US-Regierung. Aber man dürfe nicht vergessen, dass etwa der US-Staat Kalifornien das Pariser Klimaabkommen konsequent umsetze. Ein schwacher Trost für Klimaaktivisten.

Schon beim ersten grossen öffentlichen Auftritt in Deutschland im Sommer 2008 hatte der damalige Senator aus Illinois und charismatische demokratische Präsidentschaftskandidat eine grosse deutsche Fangemeinde erobert. Daran scheint sich nicht viel geändert zu haben.

(dpa/fra)

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