US-Präsident Joe Bidens desaströser Auftritt beim TV-Duell mit Donald Trump hat die Demokraten in Panik versetzt. Die Zweifel sind gross, ob er überhaupt noch in der Lage ist, erneut das mächtigste Land der Welt anzuführen. Doch was wären die Alternativen?

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Statt Aufbruchstimmung hat dieses TV-Duell bei den US-Demokraten vor allem eins ausgelöst: Angst. Der Schlagabtausch zur besten Sendezeit zwischen Präsident Joe Biden und Donald Trump geriet für den Amtsinhaber zu einem Desaster.

Biden wirkte fahrig, unsicher und bisweilen abwesend. Von Angriffslust und Stärke, die es bräuchte, um den Republikaner Trump bei den kommenden Präsidentschaftswahlen zu besiegen, schien er Lichtjahre entfernt zu sein.

Wenig überraschend brandete direkt nach dem TV-Duell eine Debatte über eine mögliche Ablösung Bidens als Kandidat der Demokraten auf. Doch wer könnte ihn ersetzen? Diverse Namen sind bereits im Gespräch.

Wir stellen die vier aussichtsreichsten Kandidatinnen und Kandidaten vor.

Kamala Harris

Der erste Name, der in der Frage um die Ablösung Joe Bidens als Wahlkandidat fällt, ist der von Vizepräsidentin Kamala Harris. © picture alliance / ASSOCIATED PRESS/Yuki Iwamura

Zunächst kommt natürlich Vizepräsidentin Kamala Harris als Ersatzkandidatin für Joe Biden infrage. Sie war bereits 2020 im Rennen um die Kandidatur für das Präsidentenamt. Aufgrund schwacher Umfragewerte stieg die 59-Jährige dann allerdings aus.

Harris gilt als moderat und pragmatisch, aber als thematisch kaum profiliert. In den vergangenen Monaten schärfte sie ihr politisches Profil nach, äusserte sich wiederholt zum Thema Abtreibungsrecht und sammelte damit vor allem bei Frauen Sympathiepunkte. Ebenfalls oben auf ihrer Agenda steht der Krieg in Nahost, zuletzt hat sie sich für die Palästinenser starkgemacht.

Ein Duell mit Trump könnte für Harris ähnlich schwierig werden wie für Biden: Umfragen des Emerson College zufolge käme sie derzeit auf 43 Prozent, Trump auf 46 Prozent.

Gavin Newsom

Der Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, käme als Ersatzkandidat ebenfalls infrage. © picture alliance / Jack Gruber-USA TODAY/Jack Gruber

Gavin Newsom, ehemaliger Bürgermeister von San Francisco und amtierender Gouverneur von Kalifornien, käme als potenzieller Ersatzkandidat der US-Demokraten sogar nur auf 36 Prozent - obwohl er seit Anfang des Jahres inoffiziell Wahlkampf für sich führt: Er schaltet landesweit Werbespots, hat das Aktionskomitee "Campaign for Democracy" gegründet und trifft sich mit internationalen Spitzenpolitikern wie Benjamin Netanjahu und Xi Jinping.

Newsom ist charismatisch, erfolgreich und verkörpert die liberalen Werte Kaliforniens. Als Bürgermeister von San Francisco führte er eigenmächtig die Ehe für Homosexuelle ein und ist bekannt für seine provokanten Initiativen und seine links-grüne Politik, insbesondere beim Klimaschutz.

Der demokratische Gouverneur setzt sich vehement für das Recht auf gleichgeschlechtliche Ehe, Schwangerschaftsabbruch, allgemeine Gesundheitsversorgung auch für illegale Einwanderer, Legalisierung von Marihuana, strikte Waffenkontrolle und die Rechte von Immigranten ein.

Den historischen Umgang mit indigenen Völkern bezeichnet er als Völkermord, er ist ein entschiedener Gegner der Todesstrafe. Politisch steht Newsom deutlich weiter links als Joe Biden.

Gretchen Whitmer

Gretchen Whitmer werden Umfragen zufolge keine guten Chancen gegen Donald Trump vorhergesagt. © picture alliance / Sipa USA/Sipa USA

Michigans Gouverneurin Gretchen Whitmer schneidet im direkten Vergleich mit Trump noch schlechter ab, sie würde in einem Duell mit dem Ex-Präsidenten nur auf 33 Prozent kommen, Trump dagegen auf 45 Prozent.

Die 52-Jährige zieht immer wieder scharfe Kritik der Rechten auf sich. Vor allem Trump-Anhänger machen sie gern zur Zielscheibe.

Trotzdem zeigt Withmer stets klare Kante: Zu ihrem Stellvertreter ernannte sie Garlin Gilchrist, den ersten Afroamerikaner im Amt des Vizegouverneurs von Michigan. Die Stärkung der Bürgerrechte, die Verbesserung des Zugangs zur staatlichen Gesundheitsversorgung und der Schutz des Rechts auf Abtreibung sind zentrale Punkte ihrer politischen Agenda.

Josh Shapiro

Pennsylvanias Gouverneur Josh Shapiro geniesst Umfragewerten zufolge breite Unterstützung. © picture alliance / ASSOCIATED PRESS/Rebecca Droke

Josh Shapiro, Gouverneur von Pennsylvania, wird ebenfalls als möglicher Biden-Ersatz gehandelt. Er ist für seine rhetorischen Fähigkeiten bekannt, sein politisches Potenzial gilt als gross.

Shapiro geniesst laut regionalen Umfragen eine breite Unterstützung. In Pennsylvania würde er Trump laut aktuellen Umfragen mit 48 Prozent zu 37 Prozent hinter sich lassen. Doch seine politische Bilanz fällt bisher eher durchwachsen aus, viele seiner Wahlversprechen hat er nicht erfüllt.

Kann Biden jetzt überhaupt noch aus dem Rennen genommen werden?

Doch ist Biden die Kandidatur überhaupt noch zu nehmen? Eine Ablösung wäre theoretisch möglich. Auf dem Nominierungsparteitag der Demokraten Ende August in Chicago könnte Biden freiwillig zurückziehen.

Formal sind die Delegierten durch Bidens Siege in den Vorwahlen an die Ergebnisse gebunden, es sei denn, der Präsident selbst gibt seine Kandidatur auf, etwa aus gesundheitlichen oder familiären Gründen. Wonach es derzeit allerdings nicht aussieht. Sowohl Biden als auch seine Frau Jill empfanden das TV-Duell als nicht halb so desaströs wie die Kommentatoren und die Parteifreunde.

Das grosse Problem ist auch, dass den Demokraten ein klarer Plan B fehlt. Biden hat es unterlassen, einen Nachfolger aufzubauen - weil er sich selbst für den besten Kandidaten für das Amt hält. Und Harris, seine natürliche Nachfolgerin, ist zwar in den letzten Monaten vermehrt in Erscheinung getreten, ihre Beliebtheitswerte sind jedoch lausig, sie wäre nicht mehr als eine Notlösung.

Und so ist es politisch äusserst schwierig, noch dazu in einer von Flügelkämpfen zerrütteten Partei wie den Demokraten, innerhalb von vier Monaten einen neuen Kandidaten auf nationaler Ebene zu etablieren, der es mit Trump aufnehmen könnte. Keiner der vier käme auch nur auf annähernd so hohe Bekanntheitswerte wie der Republikaner, der ja selbst schon im Weissen Haus sass.

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