• Landesweite Proteste gegen hohe Gaspreise haben in Kasachstan in Zentralasien eine schwere politische Krise ausgelöst.
  • Nun ist in der Stadt Almaty Militär gegen Demonstranten eingesetzt worden.
  • Präsident Tokajew bittet das Ausland um Hilfe.

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Nach gewaltsamen Ausschreitungen in Kasachstan in Zentralasien ist das Militär eingeschritten. "Terroristische Banden" hätten sich in der Grossstadt Almaty einen Kampf mit Fallschirmjägern geliefert, sagte Präsident Kassym-Jomart Tokajew in der Nacht zum Donnerstag in einer Fernsehansprache. Der Flughafen der Stadt sei befreit worden, berichteten kasachische Medien unter Berufung auf den stellvertretenden Bürgermeister von Almaty, Erschan Babakumarow. Es habe eine "Spezialoperation" begonnen.

Am Mittwochnachmittag hatte der Flughafen Medienberichten zufolge mitgeteilt, der Airport sei geräumt worden und die Mitarbeiter hätten das Gelände verlassen. Grund sei, dass eine Menschenmenge das Gebäude besetzt habe. Mehrere Fluggesellschaften strichen daraufhin Flüge nach Almaty.

Mehrere kasachische Telegram-Kanäle veröffentlichten in der Nacht Videos, die militärisches Vorgehen gegen Demonstranten auch im Stadtgebiet von Almaty zeigen sollen. Auf den Aufnahmen sind Schussgeräusche zu hören sowie schreiende Menschen.

Mindestens acht Polizisten und Soldaten getötet

Tokajew sagte in seiner Ansprache zudem, er habe das von Russland geführte Militärbündnis "Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit" (OVKS) um Hilfe gebeten. Es handele sich "nicht um eine Bedrohung, sondern um eine Untergrabung der Integrität des Staates". Das Bündnis sicherte die Kooperation zu und werde Friedenstruppen entsenden, schrieb der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan in der Nacht zum Donnerstag auf Facebook.

Die beispiellosen Proteste in Kasachstan, bei der laut Behörden bislang mindestens acht Polizisten und Soldaten getötet wurden, waren aus Unmut über deutlich gestiegene Preise für Flüssiggas an den Tankstellen ausgebrochen. Viele Kasachen tanken Flüssiggas, weil es billiger ist als Benzin.

Regierung tritt zurück, Ausnahmezustand verhängt

Landesweite Proteste haben die Ex-Sowjetrepublik in eine schwere politische Krise gestürzt. Am Mittwoch trat die Regierung zurück. In dem autoritär geführten Land wurde der Ausnahmezustand verhängt. Besonders heftige Ausschreitungen gab es in der Wirtschaftsmetropole Almaty. Demonstranten stürmten etwa die Stadtverwaltung und die Residenz Tokajews.

Die Lage war zunächst unübersichtlich. Genaue Opferzahlen gab es nicht. Auf jeden Fall ist es in der ehemaligen Sowjetrepublik, die über Jahrzehnte von Machthaber Nursultan Nasarbajew regiert wurde, die grösste Protestwelle seit Jahren.

Das Land mit mehr als 18 Millionen Einwohnern grenzt unter anderem an Russland und China. Es ist reich an Öl- und Gasvorkommen. Die Republik ist auch einer der grössten Uranproduzenten der Welt. Trotzdem kämpft Kasachstan mit Misswirtschaft und Armut.

Internet abgeschaltet, Fernsehsender stellen Betrieb ein

Wie viele Tausend Menschen sich an den Protesten beteiligten, war unklar. Das Internet wurde abgeschaltet - vermutlich, um neue Versammlungen zu erschweren. Mehrere Fernsehsender stellten den Betrieb ein.

Am Mittwoch hatte sich Tokajew mit einer Ansprache an die Menschen gewandt. Er sagte: "Die Situation bedroht die Sicherheit aller Bürger von Almaty. Das kann nicht toleriert werden." Die Sicherheitskräfte würden "so hart wie möglich" vorgehen. (ash/dpa)

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