In ihrer gestrigen Sendung fragte Anne Will: "Mein Leben für Allah - Warum radikalisieren sich immer mehr junge Menschen?" Die Tatsache, dass die ARD zur Erörterung dieser Frage ausgerechnet die vollverschleierte Frauenbeauftragte des "Islamischen Zentralrats Schweiz" mit äusserst fragwürdigen Ansichten einlud, sorgte für Zündstoff.

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Die Sendung knüpfte an den "Tatort" an, der von einer 16-jährigen Schülerin erzählt, die sich dem "Islamischen Staat" anschliesst. Die Talkrunde sollte eigentlich Lösungswege diskutieren, wie genau solche tragischen Entwicklungen bei Jugendlichen vermieden werden können.

Jetzt muss sich die ARD dem Vorwurf stellen, dass sie mit der gestrigen "Anne Will"-Sendung stattdessen blanker IS-Propaganda eine Plattform bot.

Die ehemalige Punkerin Nora Illi konvertierte als 18-Jährige zum Islam und ist heute die Frauenbeauftragte des Islamischen Zentralrats der Schweiz. "Mich fasziniert am Islam seine Vielfalt. Im Islam hat die Frau ganz viele Rechte und Möglichkeiten, sich auszuleben", sagte Illi in der Sendung. Das Tragen des Nikabs bedeute für sie Freiheit und Selbstbestimmung.

Im Verlauf der Sendung spielte Talkmasterin Anne Will einen Text der Schweizerin ein. Darin heisst es: "Muslime sind weltweit massivsten Repressionen ausgesetzt. Kein Wunder also, dass die Versuchung riesig sein muss, aus diesem Elend auszubrechen, ja, die Hijra, also die Einreise in ein islamisches Land nach dem Vorbild des Propheten zu vollziehen, um dann im gelobten Syrien gegen die Schergen Assads und für Gerechtigkeit zu kämpfen. Daran ist aus islamischer Sicht auch gar nichts auszusetzen. Eine solche Überzeugung muss man, in den hiesigen Kontext übersetzt, als Zivilcourage hochloben."

Allerdings könnten "Facebook und Youtube die brutale Kriegsrealität vor Ort nur für kurze Zeit überblenden. Bald schon wird einem angereisten Teenager klar sein, dass der Krieg nichts mit der einst in der geheizten Stube verklärten Wunschträumerei zu tun hat, sondern eine bitterharte Langzeitprüfung mit ständigen Hochs und Tiefs ist."

Anne Will versuchte, die Muslimin zu einer Stellungnahme zu dem Text zu bewegen, den sie auf ihrer Webseite veröffentlich hat. Illi blieb in ihrer Antwort vage.

Schon in der Sendung war die Empörung unter den übrigen Talkgästen gross. Wolfgang Bosbach kritisierte die Veröffentlichung des Textes durch die ARD: "Es wird zu Recht gesagt: Müsste der Staat nicht noch mehr tun, um das zu verhindern – und dann im öffentlich-rechtlichen Fernsehen so ein Text!" Der Islamismus-Experte Ahmad Mansour sah es ähnlich: "Das ist Propaganda, so etwas kann man im öffentlichen Fernsehen nicht machen."

Anne Will berief sich darauf, dass sich der Sender mit anderen Meinungen auseinandersetze. Ob es dafür tatsächlich erforderlich ist, zu einer top Sendezeit Ansichten an ein Millionenpublikum zu transportieren, die wie ein Aufruf zur Teilnahme am Dschihad gelesen werden können, bleibt auch nach Ansicht vieler Kommentatoren fraglich.

Die Reaktionen im Netz:

(ada)

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