War der Militärschlag gegen Syrien richtig? Und welche Rolle sollte Deutschland in dem Konflikt spielen? Bei Anne Will zeigt sich einmal mehr: Gäbe es einfachen Antworten auf diese Fragen, hätte Syrien längst Frieden.

Eine Kritik

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Seit sieben Jahren tobt der Bürgerkrieg in Syrien, ohne dass eine Lösung in Sicht käme. Sieben Jahre, in denen sich die Weltgesellschaft immer wieder anderen Themen zugewandt hat.

Seit der syrische Präsident Baschar al-Assad erneut mutmasslich Giftgas eingesetzt und die USA, Frankreich, Grossbritannien mit einem Militärschlag reagiert haben, gilt immerhin: Das Thema ist wieder in den Blick der Weltöffentlichkeit gelangt.

Auch die Gäste von Anne Will diskutieren am Sonntag, wie gefährlich die Situation ist. War der Militärschlag der drei westlichen Mächte richtig? Und welche Rolle sollte Deutschland dabei spielen?

Erst Militärschlag, dann verhandeln

In der ersten Frage sind sich drei Gäste gleich einig. Wolfgang Ischinger, Vorsitzender der Münchener Sicherheitskonferenz, hält es nicht für legitim, untätig zuzuschauen, wenn ein Diktator Chemiewaffen verwendet. "Wir haben viel getönt, viel gesagt, nichts getan, zugeschaut."

Wie der CDU-Politiker Norbert Röttgen findet auch der FDP-Abgeordnete Alexander Graf Lambsdorff das Eingreifen in Syrien richtig. Beide mahnen aber, dass es dabei nicht bleiben dürfe. "Das war eine begrenzte Bestrafungsaktion, und jetzt ist die Stunde der Politik", so Lambsdorff.

Erst bombadieren, dann verhandeln? Der frühere Linken-Abgeordnete Jan van Aken bezweifelt, dass das funktionieren kann. "Sie zerballern auch die Diplomatie."

Es ist zu spüren, dass Van Aken im Saal viel Zustimmung geniesst. Und nicht nur im TV-Publikum herrschen Zweifel, ob ein solcher Militärschlag den vertrackten Konflikt lösen kann.

"Sollten uns mal locker machen"

Doch auch die Argumente des Linken-Politikers haben ihre Schwächen. Er findet, Assad müsse in der Tat für einen Giftgaseinsatz bestraft werden – aber mit rechtsstaatlichen Mitteln. Doch was sollten das für Mittel sein, die den syrischen Diktator wirklich noch beeindrucken?

Die Deutschen sollen Russen und Amerikaner an einen Tisch holen, damit die nach einer Lösung suchen, schlägt Van Aken ausserdem vor. Für Aussenpolitiker Röttgen ist das "naiv": "Wenn es so leicht wäre, hätten wir nicht seit sieben Jahren Krieg."

Und dann rät Jan van Aken auch noch im Ernst: "Wir sollten uns mal locker machen." Locker machen? Wenn ein Land nicht zur Ruhe kommt? Wenn in einem Bürgerkrieg Menschen an Giftgas sterben?

In diesem Konflikt kommt man mit einfachen Antworten nicht weiter. Wenn es die gäbe, wäre in Syrien längst Frieden.

Deutschland? Wurde nicht gefragt

Ein Stück weit erinnert die Diskussion an jene Diskussionen Ende der 90er Jahre, als deutsche Truppen sich im Kosovo-Konflikt an Militärschlägen gegen Serbien beteiligten. Der Unterschied: Dieses Mal wurde Deutschland von niemandem gefragt.

Die Diskussion ist deshalb auch ein Gespräch an der Seitenlinie – bei diesem Thema sind die Deutschen nur Zuschauer. "Keiner kommt auf die Idee, dass Deutschland sich an sowas beteiligt", sagt Norbert Röttgen.

Für Wolfgang Ischinger ist das kein guter Zustand. Er findet, die deutsche Regierung hätte zumindest in der EU darauf dringen müssen, sich hinter den Militärschlag zu stellen.

Laut FDP-Politiker Lambsdorff hat Bundeskanzlerin Angela Merkel dazu beigetragen, dass Deutschland von niemanden gefragt wurde – schliesslich habe sie schon vorher deutlich gemacht, sich nicht zu beteiligen. Eine Haltung, die er falsch findet: "Das sind doch unsere Freunde."

Wer transatlantisch sein, europäischer werden und einen Sitz im UN-Sicherheitsrat erhalten will, kann seiner Meinung nach nicht die Hände in den Schoss legen.

Wie umgehen mit Russland?

Klar ist nur: Um den Konflikt in Syrien zu lösen, braucht es eine Einigung mit Russland. Schliesslich hält Wladimir Putin bisher unverbrüchlich zu seinem Verbündeten Assad.

Die Moskauer ARD-Korrespondentin Golineh Atai sieht zwar vieles sehr kritisch, was in Russland passiert. Gleichzeitig gibt Atai aber auch zu bedenken, dass der Westen Russland nach dem Fall des Eisernen Vorhangs nicht ausreichend eingebunden habe. Die westlichen Länder setzten auf die NATO und die EU, anstatt neue Sicherheitsformate mit Russland zu suchen. Den Russen, so Atai, habe das das Gefühl gegeben: Wir werden zum Aperitif eingeladen, aber nicht zum Abendessen.

Wolfgang Ischinger sieht die Schuld der starken Entfremdung zwischen dem Westen und Russland zwar klar auf der Seite der Russen. Auch er findet aber, man müsse mit ihnen reden.

Wie das alles zusammengeht? Das kann Ischinger nicht erklären, denn da ist die Sendung vorbei. Eine Sendung mit interessanten Ansichten und fast ohne Schuldzuweisungen und ständigem Ins-Wort-Gefalle.

Im Bezug auf dem vertrackten Konflikt bleibt trotzdem grosse Ratlosigkeit. Einen Ausweg aus dem Krieg und aus der Entfremdung zwischen dem Westen und Russland kann auch hier niemand aufzeigen.

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