Kanzlerin Angela Merkel und Herausforderer Martin Schulz sind gegeneinander angetreten. Mehr oder weniger. Anne Will analysiert mit ihren Gästen im Anschluss das TV-Duell der beiden Spitzenkandidaten. Der frühere Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg von der CSU geht überraschend mit beiden hart ins Gericht.

Eine Kritik
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Das TV-Duell der beiden Spitzenkandidaten zur Bundestagwahl 2017 war wie erwartet - oder vielmehr befürchtet - wenig spannend.

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Zu dieser Einschätzung kamen auch Anne Will und ihre Gäste im Anschluss an das vermeintliche Streitgespräch der beiden Kanzlerkandidaten, Angela Merkel (CDU) und Martin Schulz (SPD).

Guttenberg lässt Merkel schlecht dastehen

Entertainer Thomas Gottschalk motzte ("kein Feuerwerk"), Franz Müntefering, ehemaliger Parteivorsitzender der SPD, gab die Wahl beinahe schon verloren, und ARD-Moderatorin Sandra Maischberger, selbst eine Fragestellerin beim TV-Duell, verglich es mit einem "Business-Meeting". Doch richtig was auszusetzen hatte Karl-Theodor zu Guttenberg von der CSU.

Der Mann also, den Merkel als Regierungschefin 2011 nach seiner Plagiatsaffäre zum Rücktritt als Bundesverteidigungsminister bewegte.

Dabei war der heute 45-Jährige seinerzeit auf dem Weg zum regelrechten Polit-Star, in einer Form, wie man es in Deutschland nicht kannte. Folgte nun eine Retourkutsche?

Guttenberg liess bei Will zumindest nicht nur Schulz, sondern völlig überraschend auch die Kanzlerin schlecht dastehen.

Guttenberg wirkt beinahe arrogant

Markant: Mit Merkels CDU will die bayerische CSU schliesslich den grossen Koalitionspartner auch der künftigen Bundesregierung bilden.

Und Guttenberg reist aktuell durch Bayern, um für die Union zu werben. Dem einstigen Kabinettmitglied Merkels ging es aber nicht darum, seine einstige Chefin zu stärken. Selbstsicher, beinahe arrogant analysierte er das zuvor gesehene Rededuell.

"Umarmen sich die beiden? Ich hatte mir mehr Auseinandersetzung und Streitpunkte erwartet", meinte er sichtlich irritiert. "Insgesamt war sehr viel Harmonie zu spüren. Und am Ende stimmten sich alle wieder zu."

Er teilte damit die Meinung der Runde, dass das Streitgespräch letztlich kein solches war. Doch Guttenberg ging noch weiter.

Guttenberg: "Merkel hat abgeräumt"

"Keiner erwartet ein Kanzlerduell, wo plötzlich Helene Fischer auftritt. Das ist eine undankbare Aufgabe für Martin Schulz gewesen", meinte er zum geringen Unterhaltungsfaktor und sagte mitleidig über den SPD-Chef: "Man hatte das Gefühl, dass er an den Gummiwänden der Erfahrung abprallt."

Bei der vermeintlich einzigen Chance Schulz', dem Thema Rente, sei "kaum ein Spannungsfeld sichtbar" gewesen, sagte er weiter. "Die Kanzlerin hat das Thema abgeräumt. Ihm blieb nur, sich zu bedanken. Man hatte das Gefühl: Da finden sich zwei."

Das klang fast schon nach Häme. Man wurde den Eindruck nicht los, dass er der Bundeskanzlerin nicht mehr wohl gesonnen ist.

Guttenberg mischt wieder mit

Einzig Schulz bekam noch mehr von Guttenbergs Belehrungen ab. "Warum redet er im Konjunktiv? Warum?", meinte der CSU-Politiker und zweifelte am "unbedingten Willen" von Schulz, Kanzler werden zu wollen.

Bei all der Fehleranalyse blieb Will schon gar nichts anderes übrig, als den einst geschassten Guttenberg nach einer möglichen Rückkehr in die Bundespolitik zu fragen.

"Ich stehe nicht zur Wahl. Viele in diesem Land werden sagen, Gott sei Dank", meinte er, um dann nochmal kräftig auszuteilen: "Wir haben heute die Bewerbungsrede eines künftigen Aussenministers vor seiner Chefin gesehen."

Ob er sich selber wieder auf die politische Bühne bringen wolle, kommentierte der CSU-Politiker auf Nachfrage Wills nicht.

Seine Aussagen davor sprachen ohnehin für sich. Guttenberg mischt wieder mit.

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