An politischen Talkshows gab es zuletzt ungewohnt heftige Kritik. Der Vorwurf: Die Macher der Sendungen setzten für gute Quoten überwiegend auf populistische Themen. ARD-TV-Journalistin Anne Will hält im Interview dagegen: Weder setze sie in ihrer Sendung auf Krawall, noch hätte das Talkgenre die AfD "gross gemacht".

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Anne Will kehrt am kommenden Sonntag mit ihrer gleichnamigen Polit-Talkshow aus der Sommerpause zurück. In den Monaten vor dieser Auszeit geriet das ganze Genre unter Populismusverdacht: zu häufig ginge es um Flüchtlinge oder Islam, lautete die Kritik.

Keine besseren Quoten für Flüchtlingsthemen

Einen Beleg für diesen Vorwurf lieferten die Kritiker bislang allerdings nicht, sagt Will im Interview mit der Deutschen Presseagentur. Es sei nicht so, dass die Lieblingsthemen der Populisten in ihrer Talkshow grundsätzlich eine bessere Quote erzielen würden als andere. "Insofern sind wir unverdächtig."

Das bestätigt auch eine Analyse des Wochenmagazins "Die Zeit" vom Juni 2018. Diese ergab, dass Talkshowausgaben über Flüchtlinge im Durchschnitt einen Marktanteil von 11,4 Prozent erreichten – und damit kaum mehr als Folgen, die sich nicht mit diesem Themenkomplex beschäftigten (11,3 Prozent). Selbst sehr reisserische Sendungstitel hätten keinen signifikanten Einfluss auf die Quote.

Auch den Vorwurf, die deutschen Talkshows hätten die AfD gross gemacht, lässt die 52-Jährige nicht gelten. "Schauen wir doch auf unsere Zuschauerzahlen: Wir werden vergleichsweise schwach geguckt in den ostdeutschen Bundesländern. Von besonders vielen Menschen werden wir geguckt in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg. Das sind interessanterweise die Bundesländer, in denen die AfD kein Bein auf den Boden bekommt."

"Unser Ziel ist es abzurüsten"

Die heftige Kritik, die Polit-Talkshows in den vergangenen Monaten entgegenschlug, wertet die TV-Journalistin als ein Beispiel für die aufgeladene Stimmung innerhalb der Gesellschaft.

Unter dem Eindruck einer zunehmend aggressiveren Tonlage in Diskussionen – insbesondere in den sozialen Netzwerken - wolle sie mit ihrer Sendung einen sachlichen Gegenpol setzen. "Unser Ziel ist es [im Ton, Anm. d. Red.] abzurüsten", sagte sie.

Das gelte sowohl für den Sendungstitel, die Besetzungen der Gäste als auch in der Frage, wie die Sendung angelegt werde. Zuspitzungen, wie sie vor Jahren noch üblich waren, gebe es in ihrer Show längst nicht mehr. "Wir mögen gerne solche nüchternen Titel wie 'Was verändert sich gerade in Deutschland?'"

Trotz des merklich härteren Umgangs in politischen Auseinandersetzungen seien die Diskussionen in ihren Sendungen nicht unangenehmer geworden. "Es ist im Übrigen meine Aufgabe, Entgleisungen [in der Sendung, Anm. d. Red.] zu benennen und im Zweifel zu beenden", sagte Will weiter.

Das sei meist aber gar nicht nötig, denn weder ihr Team noch die Gäste legten es auf eine enthemmte Sprache und einen respektlosen Umgang in der Sendung an. "Krawall um des Krawalls willen machen wir nicht." (jwo)

Die nächste Ausgabe von "Anne Will" läuft am Sonntag, den 19. August 2018, um 21:45 Uhr im Ersten.

Verwendete Quellen:

  © dpa

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