Der NRW-Ministerpräsident macht bei "maischberger. die woche" kein Geheimnis daraus, dass er Bundeskanzler werden will. TV-Moderator Jörg Pilawa wiederum lässt mit Kritik an Virologe Christian Drosten aufhorchen.

Eine Kritik
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"Sehr cool" – dieses Lob dürfte Armin Laschet (CDU) nicht allzu häufig hören. Doch beim Talk bei Sandra Maischberger lässt er sich am Mittwochabend nicht aus der Fassung bringen.

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Auch nicht, als die Moderatorin ihn mit seinen schlechten Umfragewerten im Kampf um den CDU-Vorsitz konfrontiert. Laschet lächelt tapfer alles weg – sodass Maischberger ihn schliesslich für seine Coolness lobt. Es ist eine Sendung ohne Streit und Diskussion. Laschet geht trotzdem als Sieger vom Platz.

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Wer sind die Gäste bei "Maischberger. die Woche"?

Armin Laschet: Die Infektionslage sei angespannt, warnt der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen. "Man muss jetzt sehr genau aufpassen." In seinem Bundesland sind die Coronazahlen in der Stadt Hamm nach einer mehrtägigen Hochzeitsfeier mit bis zu 600 Personen in die Höhe geschossen.

Eine Gästeliste habe es dort nicht gegeben, kritisiert Laschet – und stellt klar: "Das ist ein klarer Rechtsverstoss. Und der muss dann auch als Ordnungswidrigkeit behandelt und bestraft werden."

Peter Wohlleben: Der Förster und Bestseller-Autor spricht mit Sandra Maischberger über die Folgen der verheerenden Waldbrände in Kalifornien. Er macht immerhin ein bisschen Hoffnung, dass Wald sich schnell erholt – wenn man ihn nur lässt.

Im brandenburgischen Treuenbrietzen sei der Boden im vergangenen Jahr ebenfalls blank gebrannt, in diesem Jahr stehe dort schon ein bis drei Meter hoher Laubwald. "Wir sind immer wieder überrascht, wie schnell sich das Ökosystem Wald regeneriert, solange der Mensch es nicht anschliessend weiter manipuliert."

Christina Berndt: Die Wissenschaftsredakteurin der "Süddeutschen Zeitung" warnt vor einem Ansteigen der Corona-Infektionszahlen in den nächsten Monaten. Auch der Virologe Christian Drosten hatte am Mittwoch gesagt, der Höhepunkt der Pandemie könne erst bevorstehen.

Man werde nun wieder mehr Zeit in verschlossenen Räumen verbringen und weniger lüften, sagt Christina Berndt. "Insofern befürchte ich, dass er da recht hat."

Jörg Pilawa: Der ARD-Moderator ärgert sich über ein Foto von der Tribüne des FC Bayern, auf dem die Führungsriege im Stadion ohne Masken eng zusammensitzt. Dabei geht es ihm nicht nur um die Infektionsschutzmassnahmen. "Mich stört primär daran, dass unter den gesamten Verantwortlichen des FC Bayern keine Frau ist."

Hajo Schumacher: Der Publizist hält wenig davon, Grossveranstaltungen wegen Corona pauschal abzusagen. "Ich würde auch das Oktoberfest stattfinden lassen", sagt Schumacher. Mit einem Hygienekonzept natürlich.

Die Befürchtung des Journalisten: Wenn das öffentliche Feiern verboten ist, weichen die Menschen ins Private aus und veranstalten zu Hause ihre eigenen Oktober- oder Karnevalsfeste. Dort könne sich das Virus aber noch viel unkontrollierter ausbreiten.

Was ist das Rededuell des Abends?

Ein Streitgespräch steht an diesem Abend nicht auf dem Programm. Interessant sind dafür aber Sandra Maischbergers erfolglose Versuche, Armin Laschet aus der Reserve zu locken. Der NRW- Ministerpräsident galt zumindest in der Vergangenheit als aufbrausend und hatte sich dünnhäutig gezeigt, als er im Frühsommer für seine Lockerungspolitik kritisiert wurde.

Laschet hat offenbar dazugelernt: In dieser Sendung bleibt er demonstrativ gelassen, egal was kommt. Die Moderatorin kritisiert zum Beispiel einen Flickenteppich in Nordrhein-Westfalen.

In Düsseldorf ist bei öffentlichen Veranstaltungen eine andere Teilnehmerzahl erlaubt als in Köln. "Ja, aber so ist das in jedem Land", sagt Laschet und lächelt gönnerhaft – so als spreche er mit einem aufgeregten Kind.

Noch ein Versuch Maischbergers läuft ins Leere. Laschets Konkurrent um den CDU-Vorsitz, Friedrich Merz, ist in einem Interview gerade gefragt worden, ob er ein Problem mit einem schwulen Bundeskanzler hätte.

Merz hatte zunächst mit Nein geantwortet – dann aber nachgeschoben, die sexuelle Orientierung müsse sich im gesetzlichen Rahmen bewegen und dürfe nicht Kinder betreffen. Diese Äusserung hatte für einiges Kopfschütteln gesorgt.

Armin Laschet stellt zu dem Thema klar, die Antwort hätte lauten sollen: "Kann ein Schwuler Bundeskanzler sein? Ja. Punkt." Doch weitere Kritik an seinem innerparteilichen Konkurrenten kann Maischberger Laschet nicht aus der Nase ziehen. Er schätze Merz, sagt Laschet – und Maischberger seufzt: "Sie sind heute viel zu diplomatisch."

Was ist der Moment des Abends?

Zwei Männer, die an diesem Abend gar nicht im Studio sind, bekommen eine gute Portion Kritik ab. Beim FDP-Vorsitzenden Christian Lindner ist das weniger verwunderlich: Seinen Altherrenwitz vom Parteitag über die scheidende Generalsekretärin Linda Teuteberg finden alle drei Kommentatoren völlig daneben.

Weniger zu erwarten war dagegen, dass auch Christian Drosten Kritik aus der Kommentatoren-Runde erfährt: Der Berliner Virologe, dem sonst selten widersprochen wird, hatte am Mittwoch gesagt, die Pandemie gehe jetzt erst los.

"Dass Angst von Anfang zum Mainstream deklariert wurde, war falsch. Und ich finde auch das, was Herr Drosten heute gemacht hat, nicht richtig", sagt dazu Jörg Pilawa. Dass der Experte behauptet habe, Deutschland habe nichts anders gemacht als die Nachbarländer, findet Pilawa riskant.

Damit vermittle man den Menschen, es sei egal, wie man es mache. "Ich finde, man hätte erwähnen können, dass wir Deutschen das eigentlich sehr, sehr gut gemanagt haben in dieser Krise."

Was ist das Ergebnis bei Maischberger?

Eine Erkenntnis dieses Abends: Armin Laschet will auf jeden Fall Bundeskanzler werden. An seiner Diplomatiefähigkeit hat er jedenfalls schon erfolgreich gearbeitet. Von den derzeit noch schlechten Umfragewerten im unionsinternen Wettbewerb lässt er sich offensichtlich auch nicht beeinflussen.

Jetzt gehe es erstmal darum, CDU-Vorsitzender zu werden, sagt Laschet. Und dann? "Das ist ja klar: Wer Vorsitzender der CDU ist, muss auch bereit sein, Kanzler zu werden."

Wenn Armin Laschet in rund einem Jahr wirklich der Sprung ins Kanzleramt gelingt, müsste er sich dort gleich um einen ganzen Berg von Herausforderungen kümmern. Eine davon wäre der Kampf gegen den Klimawandel.

Zu dem Thema hat Peter Wohlleben noch wichtige Tipps parat – und eine positive Botschaft. Wenn es in Deutschland mehr intakte Laubwälder gegeben hätte, hätte man in diesem Jahr um drei Grad geringere Tageshöchsttemperaturen gehabt, sagt der Förster.

Er sei "absolut optimistisch", dass der Klimawandel mit einer intakten Natur zu bremsen wäre. "Wir müssen mehr Wald, mehr Natur zurückkommen lassen – und das geht."

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