• Es war eine ungewöhnliche Sendung von Markus Lanz am Mittwochabend: Der Moderator hatte nur zwei Gäste, von denen einer im Studio sass, einer zugeschaltet war.
  • Hitzige Debatten blieben angesichts dessen aus. Langweilig war’s trotzdem nicht.
  • Besonders als Robert Habeck von einem "Whatever it takes"-Moment sprach, war der Moment der Sendung gekommen. Ein Versprechen überraschte sogar Lanz.
Eine Kritik
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Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat Mitte der Woche im Europaparlament gewarnt: "Wir müssen uns auf weitere Unterbrechungen der Gasversorgung aus Russland vorbereiten, sogar auf eine vollständige Beendigung."

Es sei klar, dass Russlands Präsident Putin Energie als Waffe nutze. Sie forderte: "Wir brauchen europäische Koordinierung und gemeinsames Handeln." Was tun bei einer kompletten Lieferunterbrechung aus Russland? Nur eins von vielen Themen bei Lanz.

Das ist das Thema bei "Markus Lanz"

Bei Markus Lanz gab es am Mittwochabend (6.7.) einen Rundumschlag: Der Verlauf und Fortgang des Ukraine-Krieges wurden ebenso thematisiert wie der Blick der USA auf den Krieg in Osteuropa. Auch die Innenpolitik und der derzeitige Kurs Amerikas kamen auf den Tisch.

Und wenn man schon einmal den Bundeswirtschaftsminister zu Gast hat, durfte man natürlich auch die Themen Energieversorgung in Deutschland und Massnahmen für eine Gasnotlage nicht unbehandelt lassen. Das war schliesslich auch das Hauptthema der Sendung.

Das sind die Gäste

  • Robert Habeck (Grüne): "Wir können Einsparungen so justieren, dass wir das Schlimmste vermeiden", sagte der Bundeswirtschaftsminister mit Blick auf den Herbst und die dann kommende Corona-Welle sowie Preissteigerungen bei Energie. Es müsse nicht "zappenduster" werden. Die Preiserhöhungen würden im vierstelligen Bereich liegen. "Das kann ein Monatseinkommen für eine Familie sein. Es ist nicht mehr abwendbar, dass diese Preiserhöhungen kommen", musste Habeck zugeben. Man dürfe aber nicht zulassen, dass das Land dadurch in eine noch grössere soziale Spaltung getrieben werde.
  • Elmar Thevessen: Der Journalist und Washington-Korrepondent blickte auf den derzeitigen Zustand der USA, wo die Untersuchungen zum Sturm auf das Kapitol im Fokus stehen. "Trump hat die Partei immer noch im Griff", befand Thevessen." Wenn Trump bei den Zwischenwahlen im November seine Leute durchsetzen könne, könne er auch wieder als Präsident antreten. Zum aktuellen Präsidenten sagte er, Biden habe die Weltgemeinschaft und die Nato wieder enger zusammengebracht, aber: "Er projiziert auch ein Stück weit das Bild der Schwäche. Das ist eine Hypothek für die Demokratische Partei", so Thevessen.

Das ist der Moment des Abends

Lanz nutzte den Hilferuf des Energiekonzerns "Uniper" nach staatlichen Hilfen als Aufhänger, um über politische Massnahmen angesichts der hohen Energiepreise zu sprechen. "Uniper kauft derzeit so teuer Gas ein, dass sie monatlich etwa 900 Millionen Euro Verlust machen", konfrontierte Lanz den Wirtschaftsminister. Rettungsschirm oder Preisweitergabe an den Endverbraucher?

Habeck sagte: "Wir können es nicht akzeptieren, dass so ein Unternehmen insolvent ist, umkippt, verschwindet. Wir haben da eine Aufgabe als Politik, das Umfallen des gesamten Energiemarktes zu verhindern. Wir werden uns dieser Aufgabe stellen." Mit wie viel Geld man den Gasversorgern unter die Arme greife, werde er aber nicht sagen. "Das ist jetzt dieser Moment von Whatever it takes. Das wird nicht passieren", sagte Habeck.

Markus Lanz: "Das ist eine starke Aussage"

Lanz reagierte überrascht: "Das ist Bazooka. Das ist eine starke Ansage, die Sie da gerade machen". Habeck versprach noch einmal: "Wir werden verhindern, dass der deutsche, europäische Energiemarkt durch das Kollabieren eines Unternehmens ins Chaos gerät". Lanz kommentierte: "Da geht es nicht um Peanuts."

Er wollte wissen, ob Endverbraucher mit 9-fachen Nebenkostenabrechnungen rechnen müssten, wenn die Preise an sie weitergegeben würden. "Diese Möglichkeit besteht, wir haben sie uns geschaffen", gab Habeck zu.

So hat sich Markus Lanz geschlagen

Keine einfache Aufgabe für Markus Lanz an diesem Abend: Statt einer Diskussionsrunde musste er zwei Einzelgespräche moderieren – und eines davon dann auch noch via Videoübertragung. Da Spannung, Stimmung und hitzige Debatte ins Studio zu bringen, war schlicht nicht möglich. Rede-Duelle gab‘s also schon mal nicht.

Ziemlich einsam sass Lanz fast die erste Stunde der Sendung stattdessen in seinem Sessel vor dem Bildschirm. Auch seine teilweise blümerant formulierten Fragen: "Was braut sich da im Herbst zusammen? Ist das der perfekte Sturm – Corona und am Ende kalte Wohnungen?" oder die pseudo-emotionalen Fragen an Habeck: "Schläft man da schlecht?" konnten dieses Manko nicht ausbügeln. Die Interviews waren dann auch einfach zu lang und fransten gegen Ende aus – Habeck hatte allein mehr als 45 Minuten Redezeit.

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Das ist das Ergebnis bei "Lanz"

Habeck versuchte zu beschwichtigen, als er mit Blick auf den Herbst sagte: "Es muss nicht zappenduster werden". Auch als er immer wieder wiederholte, man werde einen Zusammenbruch des Energiemarktes verhindern, wollte Habeck scheinbar Stabilität vermitteln, wo sie gerade massiv bröckelt. Sein Gesichtsausdruck sprach nämlich ganz andere Bände. Wörter wie "Krise", "krasse Belastung", "Chaos" und "Spaltung" fielen einfach zu häufig, um sich optimistisch stimmen zu lassen.

Habeck formulierte dann später auch nur sehr technisch, als es um Preisweitergaben durch Energieversorger an den Endkunden ging: "Wir sind in einer Situation, in der wir uns die Instrumente geben müssen. Vielleicht müssen wir sie nicht anwenden, aber wir brauchen die Vielfalt von Reaktionsmöglichkeiten". Lanz kommentierte: "Ich finde das ist ein bitterer Moment".

Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels wurde berichtet, dass beide Gäste der Sendung per Video zugeschaltet waren. Richtig ist, dass Elmar Thevessen im Studio zu Gast war.

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