Es ging um den Populismus von Boris Johnson (England) und Donald Trump (USA). Man zog – wie zu erwarten – in grosser Einigkeit gegen Lügen und Vereinfachung vom Leder. Eine merkwürdige These allerdings kam nahezu unbemerkt durch Frank Plasbergs Sendung.
Boris Johnson hetzt in England von einer Niederlage zur nächsten – dass er sein Ziel erreicht, den Brexit durchzusetzen, scheint weniger wahrscheinlich denn je.
Gemeinsam, so stellt
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Wer waren die Gäste bei "Hart aber fair"?
Ins Studio waren geladen:
Norbert
James Hawes (geboren 1960), britischer Schriftsteller und Germanist, mit einer Deutschen verheiratet.
Annette Dittert (56), ADR-Korrespondentin in London.
Christian Hacke (76), Politikwissenschaftler.
Ralph Freund, Vizepräsident der "Republicans Overseas Deutschland".
Im Einzelgespräch befragte Plasberg zwischendurch die Studentin Teresa Holly, die ein Auslandsjahr in den USA verbracht, bei einer strenggläubigen Republikanerin gelebt und sich dort trotzdem für die Demokraten engagiert hat.
Gab es spannende Rede-Duelle?
Die gab es eher nicht – dafür war sich die Runde zu sehr einig in ihrer Verurteilung der beiden politischen Führer. Zwar wagte der Republikaner Freund die These, die Zeit gehöre ganz und gar nicht den "Zockern und Spaltern", weil Trump kein solcher sei. Doch dieses einsame Statement spielte im weiteren Verlauf kaum mehr eine Rolle.
Am unterschiedlichsten waren die Beurteilungen der Gäste zum Thema Impeachment. Die Mehrheit neigte zu der Meinung, der Versuch der Demokraten, Trump per Amtsenthebung aus dem Weissen Haus zu jagen, sei viel zu riskant und werde scheitern.
Trump habe nach wie vor einen Grossteil der Wähler hinter sich, er habe seine Republikaner zu einer willfährigen Truppe dressiert und ausserdem würden die Demokraten daran scheitern, die für die Amtsenthebung notwendige Mehrheit nicht nur im Repräsentantenhaus (wo sie die Mehrheit haben), sondern auch im Senat zu erreichen (wo sie deutlich in der Minderheit sind).
Gewagte These des Politikprofessors
Merkwürdig war, dass eine gewagte These des Politikprofessors Christian Hacke in keiner Weise diskutiert wurde. Populisten, sagte er, seien nicht vom Himmel gefallen, sondern auf dem Boden einer grossen Unzufriedenheit der Bevölkerung gross geworden – soweit konnte man ihm problemlos folgen.
Doch anschliessend versucht der Wissenschaftler, Populisten in Gruppen einzuteilen: In solche, "die von vorneherein negativ zu bewerten sind", und andere, die "die Demokratie ihres Landes stärken."
Hacke habe "eben gesagt, es gibt gute und es gibt schlechte Populisten", fasst Plasberg wenig später zusammen, ohne diese These infrage zu stellen. Und keiner der Gäste stört sich daran. Erst viel später im Talk wird Norbert Röttgen in einem Nebensatz einwerfen, er kenne "übrigens keine guten Populisten." Aber auch dies bleibt ein Nebensatz, auf den weder der Moderator noch seine Gäste eingehen.
Wie hat sich Frank Plasberg geschlagen?
An diesem Punkt hat Frank Plasberg völlig versagt, und es rettet ihn nicht, dass auch die anderen Gäste Hackes steile These nahezu ungehört an sich abprallen liessen. Man hatte es sich offensichtlich gerade gemütlich gemacht.
Das Gesprächsquintett ereiferte sich über Trump und
Hier hätte der Talk ein bisschen Zuspitzung gut vertragen können. Warum fragte Plasberg nicht nach, was sich ein Politikwissenschaftler unter "gutem Populismus" vorstellt und wie er diesen definiert? Gerne ein bisschen lügen, wenn es in guter Absicht geschieht? Die Probleme schon mal vereinfachen, dafür dann aber richtig gute Lösungen anbieten?
Es wäre möglicherweise gar nicht so schwer gewesen, Gemeinsamkeiten aufzuzeigen zwischen dem Republikaner Ralph Freund, der an Trump viel Gutes findet, und einem Politikwissenschaftler, der nach dem Guten am Populismus sucht.
Das hätte für fruchtbaren Streit in der Runde gesorgt und möglicherweise mehr Interesse geweckt als die Frage, ob die Demokraten-Führerin Nancy Pelosi sich nur für das aussichtslose Impeachment entschied, um den linken Demokraten um Joe Biden zu schaden.
Was war das Ergebnis bei "Hart aber fair"?
Selbstverständlich beruhen die Erfolge Donald Trumps wie die von Boris Johnson auf politischen Versäumnissen ihrer Vorgänger. Selbstverständlich ist Trump noch längst nicht am Ende, selbstverständlich sieht es für Johnson sehr viel schlechter aus. Das war dann doch zu wenig Erkenntnis für 75 Minuten.
Am interessantesten waren die Einblicke der Studentin Teresa Holly in die von der Verbindung zur Aussenwelt abgekapselte Lebenswelt ihrer Gastgeberin im Südstaat Alabama.
Und die der ARD-Journalistin Annette Dittert, die registriert, wie ihre Anwesenheit als kritische Europäerin auch englischen Freunden und Gastgebern zunehmend peinlich und unangenehm wird – wie also Johnsons populistische Brexit-Strategie Gräben auch zwischen wohlmeinenden, ernsthaften Menschen aufwirft. Vielleicht, weil diese sich so ungern öffentlich streiten wie Plasberg und seine Gäste.
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