Söder oder Laschet – und Chaos sowieso: Frank Plasberg diskutiert mit seinen Gästen über den Streit zwischen CDU und CSU um die Kanzlerkandidatur. Sogar die Konkurrenz macht sich Sorgen um den Zustand der Union.

Eine Kritik
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Ein politisch turbulenter Tag geht am Montag bei "Hart aber fair" mit markigen Worten zu Ende. Von Führungsversagen ist die Rede, von Drama, Eklat und Desaster. Von zwei Zügen, die aufeinander zu fahren.

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Anlass ist der heftig entbrannte Führungsstreit in der Union: CDU-Chef Armin Laschet will Kanzlerkandidat werden, CSU-Chef Markus Söder will das auch. Am Sonntag erklärte Söder noch, er werde sich fügen, wenn die grosse Schwester CDU sich hinter Laschet stelle. Nach dem deutlichen Votum der CDU-Gremien für Laschet wollte sich Söder einen Tag später aber doch nicht geschlagen geben. Laschet oder Söder? Zunächst attestiert die Runde bei Frank Plasberg vor allem Chaos – und tippt dann doch mehrheitlich auf einen Kandidaten.

Das sind die Gäste bei "Hart aber fair"

  • Herbert Reul: "Ich hoffe immer noch, dass am Ende sich die Typen durchsetzen, die ehrliche, anständige Politik machen und dass nicht die Show bestimmt", sagt der nordrhein-westfälische Innenminister (CDU). Das ist ein Votum für seinen Parteichef Armin Laschet – und eine Spitze gegen dessen Kontrahenten Söder.
  • Markus Blume: Der CSU-Generalsekretär hat wenig Zeit und nutzt seinen kurzen Auftritt, um mehr davon zu fordern. Man müsse die Entscheidung, wer für CDU und CSU als Kanzlerkandidat antritt, "breit abstützen", so Blume. "Ich bitte darum, dass man der Union die Zeit gibt, diese Fragen angemessen zu klären."
  • Lars Klingbeil: Der SPD-Generalsekretär kann die Diskussion ganz gelassen verfolgen: Beim Wort "Zerrissenheit" denkt derzeit niemand mehr an die Sozialdemokraten. So ganz gelassen will Klingbeil dann aber doch nicht sein: Die schwarz-rote Bundesregierung müsse in dieser Woche das Infektionsschutzgesetz auf den Weg bringen. Das trete im unionsinternen Streit aber in den Hintergrund: "Es glaubt doch niemand, dass die Unionsfraktion morgen über Sachthemen diskutieren wird."
  • Alexander Graf Lambsdorff: Auch der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion macht sich Sorgen um den schlechten Zustand der Konkurrenz: "Wir haben alle kein Interesse daran, dass sich die Union so zerlegt." Ein geordnetes Verfahren von CDU und CSU, um den Streit beizulegen, sei aber nicht zu erkennen.
  • Kristina Dunz: "Das ist ein ziemliches Drama, was da passiert bei der Union", sagt die Hauptstadt-Korrespondentin des Redaktionsnetzwerks Deutschlands. Aus Sicht der Journalistin ist die CDU schlecht auf die Zeit nach Angela Merkel vorbereitet: Mit Annegret Kramp-Karrenbauer habe sie bereits eine neue Vorsitzende verschlissen, jetzt drohe der Union die Spaltung.
  • Albrecht von Lucke: Der Politikwissenschaftler und Publizist hält den bayerischen Ministerpräsidenten Söder für den klar besseren Kanzlerkandidaten der Union: "Laschet spielt in einer Scholz-Baerbock-Habeck-Liga. Söder spielt in einer ganz anderen Liga." Doch auch der CSU-Mann hat aus seiner Sicht einen Fehler gemacht: "Er hätte die Karten viel früher aufdecken müssen."

Das ist das Rededuell des Abends

Ist das schon ein Beweis für die gestörte Kommunikation der Schwesterparteien? Der Redaktion von Frank Plasberg ist es jedenfalls nicht gelungen, die Adjutanten der Konkurrenten zur direkten Konfrontation ins Studio zu losten. Herbert Reul (CDU) ist aus Düsseldorf zugeschaltet, Markus Blume (CSU) nimmt sich von München aus sogar nur zehn Minuten Zeit für die Runde. Ein Fernduell, das mit unterschiedlichen Waffen ausgefochten wird.

Der CSU-Generalsekretär ist sichtlich bemüht, den Konflikt nicht weiter anzuheizen und versteckt die Kampfansage seines Vorsitzenden Markus Söder unter lauter Floskeln. Es sei ein "Luxusproblem", dass die Union die Wahl zwischen zwei potenziellen Spitzenkandidaten habe. Dass Söder am Sonntag angedeutet hatte, sich hinter einen Kanzlerkandidaten Laschet zu stellen, es dann am Montag aber doch selbst sein will, findet Blume nicht seltsam. "Wir brauchen ein breites Meinungsbild in den Parteien."

Auch CDU-Mann Reul sagt zunächst Erwartbares: Es sei wichtig, dass die Unionsparteien gemeinsam entscheiden. Dann lässt er sich von Frank Plasberg aber noch ein deutlicheres Statement entlocken. Wie Reul das Hin und Her von Markus Söder bewertet, will der Moderator wissen. Darauf antwortet der Christdemokrat flapsig: "Ich war überrascht. Mir passt’s auch nicht. Ich weiss nicht, was das soll."

Das ist der Moment des Abends bei "Hart aber fair"

Der energische Politikwissenschaftler Albrecht von Lucke ist immer ein Garant dafür, dass den Zuschauenden nicht die Augen zufallen. Er bringt die zentrale Erkenntnis der Sendung auf den Punkt: Die Union kann in dieser Situation eigentlich nur verlieren. Ein Votum für Armin Laschet wäre nach seiner Auffassung ein Votum für den "eklatant schlechteren Kandidaten", denn der NRW-Ministerpräsident habe es nicht geschafft, sich ein klares Profil zu erarbeiten.

Ein Votum für den beliebteren Markus Söder sei allerdings die "Zerstörung der CDU-Spitze", glaubt der Politikwissenschaftler. "Es gibt also nur zwei gravierende Übel. Und das ist das Führungsversagen, in das die Partei durch zwei Vorsitzende geführt wurde."

Das ist das Ergebnis

Es herrscht ein gewisses Ungleichgewicht: Es wird viel über die Unionsparteien gesprochen, aber die Hauptakteure kommen nur wenig zu Wort. Keine Vertreterin, kein Vertreter der immerhin mehr als 500.000 Mitglieder starken Basis darf auftreten – bis auf ein paar eingeblendete Statements aus den sozialen Medien. Es wäre besser gewesen, mehr von jenen Menschen zu Wort kommen zu lassen, die sich am Ende hinter den Kanzlerkandidaten der immer noch grössten Partei des Landes stellen müssen.

Am Ende schält sich trotzdem ein Verlierer des Kandidatenduells heraus – zumindest in dieser Runde: Markus Söder kommt als Egomane rüber, der dem ungeschickten, aber redlichen Armin Laschet die Kandidatur streitig machen will. Diesen Eindruck hat das Söder-Lager selbst zu verantworten, weil Generalsekretär Markus Blume sich nur kurz einschaltet, statt die ganze Sendung über die CSU-Sichtweise einzubringen.

Die Schluss-Runde bringt jedenfalls ein eindeutiges Ergebnis: Eine Mehrheit rechnet damit, dass Armin Laschet zum Jahreswechsel 2021/22 als Kanzler die Neujahrsansprache halten wird.

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