Die USA stehen kurz vor den Präsidentschaftswahlen. Macht Donald Trump oder Kamala Harris das Rennen? Während die FDP-Politikerin Strack-Zimmermann sich sicher war: "Der Zahltag Europas beginnt morgen", warnte Journalist Klaus Brinkbäumer vor einem zweiten Sturm aufs Kapitol.
Michigan, Nevada sowie Pennsylvania und Arizona – auf Staaten wie diese blicken die Meinungsforscher kurz vor den Präsidentschaftswahlen in den USA mit besonderer Spannung. Denn sie gelten als "Swing States", es ist also nicht im Vorfeld klar, wer dort gewinnt – für
Das ist das Thema bei "Hart aber fair"
Kurz vor der US-Wahl ging es bei "Hart aber fair" um die Frage: "Verändert diese Wahl alles?" Dabei diskutierte das Studio über die Gefahr von gewaltsamen Ausschreitungen bei einer Wahlniederlage von
Das sind die Gäste
Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP): Das abgeriegelte Weisse Haus als Hochsicherheitstrakt zeige, "dass man mit dem Schlimmsten rechnet", so die Europaabgeordnete über das Szenario, dass Trump die Wahl nicht anerkennt. Trump habe "nicht alle Tassen im Schrank". Sie blicke mit einer gesunden politischen Nervosität und Anspannung auf die Wahl, habe aber keine Angst.Oskar Lafontaine (BSW): "Ich würde Schwierigkeiten haben, eine Entscheidung zu treffen", sagte der Politiker auf die Frage, wem er die Daumen drückt. Beide Kandidaten würden Entscheidungen verantworten, die er nicht nachvollziehen könne. Er wäre eine grosse Leistung, wenn Trump den Ukraine-Konflikt beenden könne, doch es seien Zweifel angebracht.Ingo Zamperoni : "Trump ist das Symptom. Nur weil die USA so gespalten sind in vielen Bereichen, konnte ein Mann wie Donald Trump vor acht Jahren Präsident werden und kann nach wie vor die Politik aufmischen", so der Korrespondent. Er warne vor zu viel Panikmache, ein Kandidat Trump sei aber in jedem Fall ein "Stresstest" für das Land.- Peter Rough: Der US-Politikberater sagte: "Ich wünsche mir ein eindeutiges Ergebnis, damit man Klarheit hat." Zur Drohung von Trump, das Militär gegen politische Feinde im Inland einzusetzen, sagte er: "Ich kann Ihnen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen, dass das nicht so kommen wird. Das würde keine Unterstützung innerhalb der Partei finden, niemand würde diesem Befehl folgen, das ist der Realität fern."
- Rachel Tausendfreund: "Was sich für Europa ändern wird, wenn Biden abtritt, kommt sehr darauf an, wer dann danach ins Weisse Haus kommt. Das ist gravierend unterschiedlich", so die amerikanische Wissenschaftlerin von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP). Biden sei in jedem Fall der letzte "Alt-Transatlantiker" gewesen. Die Emotionen würden in Zukunft anders sein.
- Klaus Brinkbäumer: Der "Spiegel"-Korrespondent sagte: "Ich gehe davon aus, dass es sehr knapp werden wird. Alle Umfragen sind unentschieden oder innerhalb der Fehlertoleranz." Es werde auf wenige tausend Stimmen ankommen. Die Demokraten hätten zu Beginn des Wahlkampfs zunächst versucht, Trump etwas harmloser als "weird" darzustellen, doch die Umfragen hätten sich nicht gedreht. Dann hätten sie ihren Ton verschärft.
Das ist der Moment des Abends bei "Hart aber fair"
Deutschland und Europa müssten selbstständiger werden, meinte Lafontaine. Es gebe keine unipolare Welt mehr, sondern die jetzige Weltordnung sei multipolar. "Wir sollten uns als ein europäischer Pol positionieren, der sich mit allen aufstrebenden Weltmächten gut stellt", meinte er.
Strack-Zimmermann hakte ein, Deutschland falle gerade viel vor die Füsse: Man habe immer die Hoffnung gehabt: Die USA kümmern sich um unsere Sicherheit, aus Russland kommt billiges Gas, die Chinesen sind ein super Markt. Plötzlich merke man, dass das alles nicht mehr funktioniert. "Der Zahltag Europas beginnt morgen", war sie sich sicher.
Das ist das Rede-Duell des Abends
Journalist Brinkbäumer sagte, für Trump gebe es nur zwei mögliche Szenarien: "Seinen Sieg, oder Wahlbetrug." Wenn er die These vom Wahlbetrug aufrechterhalten würde, "dann kann es einen zweiten Sturm aufs Kapitol geben", warnte er. In den Echokammern gebe es bereits scheinbare Umfragen, in denen Trump mit 68 Prozent führt. "Da wird die Anhängerschaft darauf vorbereitet, dass es einen Sieg geben muss – und wenn es diesen nicht gibt, kann es nur Wahlbetrug sein", so Brinkbäumer.
Wissenschaftlerin Tausendfreund war anderer Meinung. Sie blickte auf die letzte Wahl zurück und die Ausschreitungen am 6. Januar: "Um die 73 Millionen haben Trump gewählt, bei den Protestkundgebungen in Washington D.C. waren um die 50.000 Leute und um die 2.000 haben das Kapitol gestürmt. Das war eine relativ kleine Gruppe von Leuten." Trump habe damals ausserdem im Weissen Haus gesessen. "Jetzt hat Trump nicht die Regierungsmacht in der Hand, das wird ganz anders ablaufen", sagte sie weiter.
So hat sich Louis Klamroth geschlagen
Klamroth musste sich von Studiogast Oskar Lafontaine auf die Finger hauen lassen. Als er gerade wieder zu einer Frage ansetzte, die ziemlich weit weg war für die Zuschauer ("Haben die Demokraten den klassischen Arbeiter vernachlässigt?"), meinte Lafontaine: "Wir sollten in der Restzeit vielleicht ein bisschen diskutieren, was diese Wahl für uns in Deutschland und Europa bedeutet". Klamroth witzelte: "Aber ich bin doch hier der Moderator". Er kam dem Wunsch dann noch nach – da war allerdings schon die letzte Viertelstunde der Sendung angebrochen.
Das ist das Ergebnis bei "Hart aber fair"
Die Wahl wird historisch, sie wird knapp, sie wird für Europa, egal mit welchem Ausgang, spürbar werden – da war sich die Runde sicher. Uneinigkeit herrschte darüber, wie gefährlich ein Präsident Trump für die Demokratie tatsächlich wäre. Während Teile des Studios auf die Checks and Balances verwiesen, wähnten andere einen zweiten Sturm aufs Kapitol. Festlegen, wer am Ende die Nase vorn haben dürfte, wollte sich kurz vor der Wahl allerdings niemand im Studio.
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