Unter dem Motto "Fridays for Future" demonstrieren Schüler weltweit für mehr Klimaschutz. Bei Maybrit Illner attackiert Mitorganisatorin Carla Reemtsma (20) einen gestandenen CDU-Politiker scharf. TV-Doktor Eckart von Hirschhausen überrascht mit einem Vergleich aus der Medizin.

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Schüler in ganz Deutschland streiken seit Wochen für den Klimaschutz. Am Freitag wird die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg, die die Proteste ins Leben gerufen hatte, in Berlin mitdemonstrieren. Ihre Anhänger fordern von Politik und Wirtschaft ein radikales Umsteuern in der Klimapolitik.

Was ist das Thema bei "Maybrit Illner"?

"Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!" - diese Losung war auf den Kundgebungen der "Fridays for Future"-Bewegung in den vergangenen Wochen oft zu hören. Zehntausende Schüler gingen letzten Freitag in mehr als 220 Städten in Deutschland während der Unterrichtszeit demonstrieren, um eine bessere Klimapolitik einzufordern.

Während einige Politiker die Proteste begrüssen, kritisieren andere das Fernbleiben vom Unterricht und fehlende Sachargumente.

Auch die Frage, ob es sich um einen vorübergehenden Meinungstrend handelt oder eine echte Politisierung der Jugend vorliegt, ist umstritten. Das Thema bei Maybrit Illner: "Jugend demonstriert - Politik ignoriert?"

Wer sind die Gäste?

  • Paul Ziemiak: Der CDU-Generalsekretär fuhr eine zweigleisige Strategie. Auf der einen Seite lobte er das Engagement der Demonstranten und befürwortete einige ihrer Ziele, etwa besseren Klimaschutz. Auf der anderen Seite forderte er mehr konkrete Vorschläge und Kompromissbereitschaft. Früher ging Ziemiak übrigens selbst auf die Strasse - für das Freihandelsabkommen mit den USA. Ein Revoluzzer war der Ex-Vorsitzende der Jungen Union nicht.
  • Felix von der Laden: Für den Youtube-Blogger (alias Dner) gibt es eine grosse Schnittmenge zwischen den "Fridays for Future"-Demonstranten und jenen Jugendlichen, die für die Freiheit des Internets auf die Strasse gehen. Er nannte die EU-Richtlinie zum Thema Uploadfilter "falsch und mistig formuliert" und ätzte über das "komplett fehlende Sachverständnis" vieler Politiker. Ein selbstbewusster und teils krawalliger Auftritt des Youtubers.
  • Carla Reemtsma: Die Mitorganisatorin von "Fridays for Future" in Münster kritisierte, dass Politiker keine Lösung für Umweltverschmutzung und Klimawandel finden. Es gebe seit Jahrzehnten "nur Versprechungen". Die Studentin verteidigte die Proteste während der Schulzeit, denn sonst würde die Politik nicht darüber diskutieren.
  • Stefan Aust: Der Herausgeber der "Welt" sieht in den Protesten keine neue Politisierung der Jugend. Jugendliche hätten schon immer demonstriert: gegen Vietnam-Krieg, Nachrüstung und Notstandsgesetze. Die aktuelle Bewegung ist in seinen Augen in eine grosse Lücke hineingestossen. Politiker hätten die gleichen Forderungen zum Umweltschutz immer wieder gesagt, "aber nicht wirklich etwas geändert".
  • Eckart von Hirschhausen: Der Arzt und Unterstützer von "Scientists for Future" teilte die Forderungen der Freitagsproteste vorbehaltlos und erinnerte an die begrenzten Ressourcen auf der Erde. "Die Idee von Wachstum, Wachstum, Wachstum ist einfach krank", sagt er und wählte einen - durchaus fragwürdigen - Vergleich aus der Medizin. Wenn in uns etwas ständig wachse, ohne Grenzen zu respektieren, "dann ist das Krebs".

Was war das Rededuell des Abends?

Als von Hirschhausen 100 Prozent erneuerbare Energien in Deutschland als machbar erklärte und das schnelle Ende von Braunkohle und Atomkraft forderte, hielt es CDU-Mann Ziemiak kaum noch auf seinem Stuhl.

"Viele, die da jetzt auf die Strasse gehen, protestieren auch manchmal, wenn eine Leitung irgendwo gebaut werden soll, um den Strom von A nach B zu bringen," glaubt der Generalsekretär. Auf Ziemiaks Nachfrage, bis wann er die 100 Prozent denn erreichen wolle, blieb von Hirschhausen vage.

Was war der Moment des Abends?

Paul Ziemiaks wiederholte Aufforderung an die Freitagsdemonstranten, mehr konkrete Vorschläge und weniger Dagegen-Haltung zu liefern, kam bei Carla Reemtsma gar nicht gut an. Sie sah die Verantwortung bei den gewählten Politikern.

"Erwarten Sie jetzt gerade von Leuten, die gerade 14, 15, 16 oder vielleicht auch 21, 22 sind, und auf die Strasse gehen, dass wir die ausgereiften Konzepte präsentieren?", fragte sie.

"Sie haben einen ganzen Beraterstab hinter sich sitzen, sie haben die Wissenschaftler. Sie haben ganz viele tolle Leute." Bei dieser leidenschaftlichen Gegenrede wurde selbst Politikprofi Ziemiak ein wenig kleinlaut.

Wie hat sich Maybrit Illner geschlagen?

Der Gastgeberin war die Sympathie für die Anliegen der protestierenden Schüler anzumerken. Ganz direkt fragte sie Ziemiak, ob nicht auch die Sonntagsreden der Politiker zu den Freitagsdemos geführt hätten. Engagiert band Illner immer wieder Carla Reemtsma ein, um der Perspektive der jungen Leute ausreichend Raum zu geben.

Nur die Frage, ob Greta Thunberg für "Fridays for Future" irgendwann so etwas werden könnte wie Che Guevara, ging nach hinten los. Selbst Paul Ziemiak nahm da die Schwedin in Schutz. Schliesslich kämpfe sie - anders als der linke Guerrilla-Kämpfer und Weggefährte von Fidel Castro - für eine gute Sache.

Was ist das Ergebnis?

Das Gute zuerst. Politiker, Medienschaffende und junge, engagierte Menschen kamen ins Gespräch. Auch CDU-General Paul Ziemiak bemühte sich redlich um Verständnis für die Positionen von Carla Reemtsa und Felix von der Laden. Sie können also nicht behaupten, sie würden nicht beachtet, wie es der Titel "Jugend demonstriert - Politik ignoriert?" vermuten liess.

Dennoch hatte die Formulierung am Ende etwas Wahres. Beim Blick auf die konkreten Forderungen von "Fridays for Future" offenbarten sich nämlich die Unterschiede.

Über den Kohlekompromiss, der erst 2038 den Ausstieg aus der Braunkohleförderung in Deutschland vorsieht und den Reemtsma scharf kritisierte, liess Ziemiak nicht mit sich reden. Und auch sonst machte er kaum konkrete Angebote, wie Deutschland seinen CO2-Ausstoss verringern und mehr gegen den Klimawandel tun könnte.

Zumindest hielt es Ziemiak nicht mit Stefan Aust, der die deutschen Ziele zur Senkung des CO2-Ausstosses vor dem Hintergrund der steigenden Luftverschmutzung in anderen Ländern als "vergebene Liebesmüh'" bezeichnet. Alles egal also. Eine fragwürdige Botschaft des 72-Jährigen an die junge Generation.

Ein arg düsteres Fazit zog Eckart von Hirschhausen. Der Buchautor hält es für möglich, dass sich wegen der verschärfenden Ressourcenknappheit auf der Erde in Zukunft 300 Millionen Menschen auf den Weg nach Deutschland machen könnten. "Weil sie da, wo sie sind, nicht mehr leben können".

Es brauche existenzielle Lösungen für existenzielle Probleme, also schnelle Massnahmen, um den Klimawandel und die Ressourcenverschwendung aufzuhalten. Die sind aber nicht Sicht.
So behäbig wie die Mühlen der Politik mahlen, dürften die jungen Leute so schnell keinen Anlass sehen, mit dem Demonstrieren aufzuhören.

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