US-Präsident Donald Trump hat einen Plan zur Beilegung des Krieges in der Ukraine vorgelegt. Markus Lanz' Gäste geisselten das Dokument als Vorlage zu einem Diktatfrieden zugunsten Russlands.

Mehr Politik-News

Mit seinem Friedensplan will Donald Trump das Ende des russischen Angriffskrieges heraufbeschwören. Bei "Markus Lanz" kritisierte CDU-Politiker Thorsten Frei jedoch die Herangehensweise des amerikanischen Präsidenten. Eine Haltung, die auch Gäste wie Sicherheitsexpertin Claudia Major teilten.

Das Thema der Runde

Der jüngste Ukraine-Friedensplan der Amerikaner löst in Europa grosse Sorge aus. Kritikern zufolge bedient US-Präsident Donald Trump damit vor allem russische Positionen und übt gleichzeitig immensen Druck auf die Ukraine aus. "Warum sollte die Ukraine das unterschreiben?", wollte Markus Lanz deshalb in seiner Sendung am Mittwochabend wissen.

Die Gäste

  • CDU-Politiker Thorsten Frei blickt mit Sorge auf den Kriegsverlauf in der Ukraine: "Es muss eine klare europäische Zielrichtung geben, dass die Ukraine dieser russischen Aggression widerstehen kann."
  • ZDF-Korrespondent Elmar Thevessen sagt über US-Verteidigungsminister Pete Hegseth: "Er ist für Donald Trump so eine Art Vollstrecker. Er ist loyal bis zur Selbstverleugnung."
  • Militärexpertin Claudia Major über den Friedensplan der USA: "Wenn man sich die Bedingungen anschaut, ist es in der Tat ein grosser Gewinn für Russland."
  • Journalist Robin Alexander über die historische Bedeutung von Trumps Haltung im Ukraine-Krieg: "Der Verrat wird gerade von den Amerikanern begangen und nicht von den Europäern."

Das Wortgefecht des Abends

Erst vor wenigen Tagen hatte der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz die Lieferung von Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine in Abstimmung mit europäischen Partnern in Aussicht gestellt. Als Reaktion auf die Äusserungen des CDU-Chefs entbrannte eine politische Debatte in Deutschland, da Olaf Scholz zuvor eine Taurus-Lieferung für ausgeschlossen erklärt hatte.

Während CDU-Politiker Thorsten Frei bei "Markus Lanz" klarstellte, dass man jetzt schnell agieren müsse, zeigte sich Sicherheitsexpertin Claudia Major irritiert: "Die Frage ist: Was ist eigentlich unser übergeordnetes Ziel? Was soll die Ukraine erreichen?" Eine valide Frage, die Lanz wiederholte: "Würden Sie sagen, wir haben eins?" Claudia Major schüttelte mit dem Kopf: "Momentan weiss ich es nicht."

Eine Aussage, die Thorsten Frei prompt mit einem energischen "Ja, natürlich!" zurückwies. "Herr Scholz hat ja immer nur davon gesprochen, dass die Ukraine diesen Krieg nicht verlieren darf", erklärte der Politiker. Claudia Major hakte nach: "Ja, aber was heisst das praktisch?" Thorsten Frei antwortete: "Aus meiner Sicht muss sich die Ukraine der russischen Aggression erwehren können. Und dazu konnte sich Herr Scholz nie durchringen."

Frei weiter: "Das Grundproblem ist, dass wir sofort in sehr technische Debatten gegangen sind, über ganz konkrete Waffensysteme. Und das haben Leute gemacht, die erkennbar das jetzt nicht als ihre Profession hatten." Markus Lanz reagierte überrascht und machte den CDU-Mann darauf aufmerksam, dass Friedrich Merz gerade auch über konkrete Waffensysteme spreche.

Statt darauf einzugehen, warnte Frei davor, Dinge "nicht aus dem Zusammenhang" zu reissen. Er stellte gleichzeitig klar: "Wenn uns in der Vergangenheit eines gefehlt hat, (...) dann ist es die Entschlossenheit. Also, dass wir sozusagen auch mit voller Entschlossenheit Ziele definieren und hinter diesen Zielen stehen."

An den Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Civey kann jeder teilnehmen. In das Ergebnis fliessen jedoch nur die Antworten registrierter und verifizierter Nutzer ein. Diese müssen persönliche Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angeben. Civey nutzt diese Angaben, um eine Stimme gemäss dem Vorkommen der sozioökonomischen Faktoren in der Gesamtbevölkerung zu gewichten. Umfragen des Unternehmens sind deshalb repräsentativ. Mehr Informationen zur Methode finden Sie hier, mehr zum Datenschutz hier.

Die Erkenntnis des Abends

Dass US-Präsident Donald Trump kürzlich noch im Weissen Haus gedroht hatte, dass sich die USA aus dem Ukraine-Krieg zurückziehen werde, sollte der angebotene Friedensplan nicht unterschrieben werden, löste bei Markus Lanz grosse Sorge aus. "Geht da die Geduld der Amerikaner gerade zu Ende?", wollte der ZDF-Moderator wissen. Korrespondent Elmar Thevessen nickte zustimmend und ergänzte: "Das, was jetzt unterbreitet ist, ist kein Vorschlag. Sondern es ist de facto ein Diktat, auch wenn sie es Vorschlag nennen. Es ist wie ein Ultimatum."

Zum Vorschlag der Amerikaner gehört unter anderem das Einfrieren der Frontlinien, die Anerkennung der Krim als russisches Territorium, die Verweigerung der NATO-Mitgliedschaft für die Ukraine sowie die Aufhebung aller Sanktionen gegen Russland. Als Lanz wissen wollte, was die Ukraine dafür bekomme, antwortete Thevessen nüchtern: "Es wird versprochen, dass es eine Aufbauhilfe geben soll, von der niemand weiss, wer das am Ende finanziert."

Hinzu komme, "dass die Ukraine eine Sicherheitsgarantie bekommt, aber nicht von den Amerikanern. Darum sollen sich gefälligst die Europäer kümmern". "Alles sieht nach einem Diktatfrieden aus, weil Donald Trump zu viele Probleme momentan auf dem Tisch hat", so der ZDF-Korrespondent.

Sicherheitsexpertin Claudia Major konnte dem nur zustimmen: "Wenn man sich die Bedingungen anschaut, ist es in der Tat ein grosser Gewinn für Russland, weil die russischen Ziele da hauptsächlich drin verankert sind. Und Russland findet sich tatsächlich in einer sehr komfortablen Position. Wenn die Ukraine und die Europäer das annehmen würden, (...) ist Russland fein raus. Und wenn es abgelehnt wird, kann Russland diesen Krieg einfach weiterführen."

Mit Blick auf Europa fügte Major hinzu: "Die Europäer stehen wieder einmal davor, dass sie nichts machen können, weil sie die letzten Jahre, Jahrzehnte in ihre Verteidigung nicht investiert haben und kein Gegenangebot machen können. (...) Von Russland hervorragend an die Wand gespielt!" Journalist Robin Alexander sprach ebenfalls von einer historischen Situation, merkte aber an: "Der Verrat wird gerade von den Amerikanern begangen und nicht von den Europäern."

Als Markus Lanz daraufhin Thorsten Frei nach der deutschen Reaktion fragte, sagte der CDU-Politiker energisch, "dass wir Deutsche und wir Europäer im Grunde genommen diese Situation nicht akzeptieren können" und "so schnell wie möglich zu eigener Stärke zurückfinden" müssen: "Es muss eine klare europäische Zielrichtung geben, dass die Ukraine dieser russischen Aggression widerstehen kann. Denn wenn das nicht passiert, (...) dann hätten wir genau den Diktatfrieden." Frei weiter: "Damit wäre auch eine weltweite Botschaft gesendet: Es macht überhaupt nichts, wenn man Völkerrecht bricht."

Und jetzt?

Wie CDU-Politiker Thorsten Frei am Mittwochabend bei "Markus Lanz" deutlich machte, ist der Vorschlag von Donald Trump "für uns in Europa insgesamt nicht akzeptabel", "weil es ein Vorschlag ist, der zwar vordergründig zu einem Frieden führen kann", jedoch "nicht zu einer nachhaltigen Befriedung führen kann". Frei ergänzte streng: "Putin würde damit alle seine Ziele erreichen."

Dies führe laut des Politikers dazu, dass Wladimir Putin "an anderen Stellen weitergehen" werde. Lanz wollte daraufhin wissen: "Ist es wirklich denkbar, dass sich die USA komplett zurückziehen wird?" ZDF-Korrespondent Elmar Thevessen nickte: "Ich halte das absolut für denkbar, was (...) ja auch heissen würde, dass sich eigentlich die USA zum grossen Teil aus der NATO-Verantwortung (...) verabschieden."  © 1&1 Mail & Media/teleschau

Teaserbild: © ZDF / Cornelia Lehmann