Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit zeigte sich am Donnerstag bei "Maybrit Illner" optimistisch, dass sich die Corona-Pandemie ihrem Ende entgegen neige. Gleichzeitig warnte er davor, dass Omikron die vulnerablen Gruppen hart treffen könnte. Nicht leicht hatte es Markus Söder, der von der Journalistin Anna Clauss als politisches Chamäleon bezeichnet und aufgrund seines Kurswechsels in der Corona-Politik mit Armin Laschet verglichen wurde.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Stüwe dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Das Coronavirus hat Deutschland weiter fest im Griff und bestimmt auch das Geschehen in den Talkshows. Wie schon in der vergangenen Woche drehte sich am Donnerstagabend im ZDF bei "Maybrit Illner" erneut alles um die Pandemie. "Mit Omikron leben – Konzept oder Kapitulation?", fragte die Talkmasterin diesmal ihre Gäste.

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Mit folgenden Gästen diskutierte Maybrit Illner:

Markus Söder: Der bayerische Ministerpräsident steht seit Beginn der Pandemie im Blickpunkt. Der CSU-Politiker griff in der ersten Phase der Pandemie mit harten Massnahmen durch, verfolgt aber aktuell einen lockereren Kurs. "Ich glaube, dass wir auf Omikron nicht allein mit Zusperren und allein mit der strengsten Variante reagieren können. Wir müssen ein atmendes System schaffen", sagte er.

Franziska Giffey: Die SPD-Politikerin ist seit vier Wochen regierende Bürgermeisterin von Berlin und steht direkt vor grossen Herausforderungen. In Berlin Mitte liegt die Inzidenz derzeit jenseits der 2.000. Einen kompletten Lockdown will Giffey aber unbedingt vermeiden. "Es geht darum, jetzt massvoll vorzugehen und dafür zu sorgen, dass vor allem unsere kritische Infrastruktur aufrecht erhalten bleibt", erklärte sie.

Jonas Schmidt-Chanasit: Der Virologe hat sich seit Beginn der Corona-Pandemie den Status eines Dauergasts in Talkshows erarbeitet. Seine Forschungsgruppe am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg wurde kürzlich von der Europäischen Kommission für die Entwicklung eines Epidemie-Frühwarnsystems ausgezeichnet.

Clemens Wendtner: Der Infektiologe ist Chefarzt der München Klinik Schwabing, in den Filialen des Krankenhauses wurden rund 3.600 COVID-19-Patienten behandelt. Wendtner ist ausserdem wissenschaftlicher Berater der Bayerischen Staatskanzlei und des Bundesgesundheitsministeriums.

Anna Clauss: Die Journalistin ist Landeskorrespondentin des "Spiegel" im Bayernbüro und hat vor einem Jahr eine Markus-Söder-Biographie herausgebracht.

Der unangenehmste Moment des Abends bei "Maybrit Illner":

Markus Söder hatte es wahrlich nicht leicht am Donnerstagabend. Zugeschaltet aus München blickte er vor einem verschneiten Neuschwanstein-Panorama auf die übrigen Gäste herab, Ehrfurcht wurde dem bayerischen Ministerpräsidenten trotz des majestätischen Anblicks aber nicht entgegengebracht. Er wurde direkt mit einem kurzen Film begrüsst, indem seine vermeintlich widersprüchlichen Aussagen im Verlauf der Pandemie zusammengeschnitten waren.

Illner schonte Söder auch im weiteren Verlauf der Sendung nicht und unterbrach ihn immer wieder ziemlich abrupt. Richtig unangenehm wurde es, als die Talkmasterin im Studio mit Söder-Biographin Clauss über den Kurswechsel des CSU-Politikers sprach und dieser auf seinem Bildschirm wie ein kleiner Junge beim Elternsprechtag zum Zuhören verdammt war.

"Markus Söder möchte immer an der Spitze der Bewegung marschieren. Und somit bleibt er schon Söder, in dem er sich an die Spitze derer stellt, die schnell den Notausgang suchen", sagte die Journalistin Clauss: "Ich habe mich schon gewundert, als ich das Wort Augenmass aus Söders Mund gehört habe. Weil eigentlich war das ein Wort, das mir von Armin Laschet bekannt war." Der Vergleich mit dem CDU-Politiker, der Söder die Kanzlerkandidatur weggeschnappt hatte, dürfte dem bayerischen Landeschef überhaupt nicht gefallen haben.

Doch damit nicht genug der Sticheleien. Clauss bezeichnete Söder als "politisches Chamäleon" und verwies auf die schlechten Umfragewerte der aus CSU und Freien Wähler bestehenden Koalition in Bayern. "Das sind dramatische Umstände. Die müssen Markus Söder besorgen", sagte Clauss, Lockerungen seien deshalb sicher auch mit Blick auf die Landtagswahlen im kommenden Jahr für ihn attraktiv. Söder blinzelte im Hintergrund immer genervter und schüttelte energisch den Kopf.

"Zu einer klugen Politik gehört, nicht einfach stur oder ideologisch zu regieren", entgegnete Söder schliesslich, als er wieder sprechen durfte, es gehe vor allem um das Wohl der Menschen. Mit Wahlkampf habe dies gar nichts zu tun, stellte er klar, während ihm Illner immer wieder ins Wort fiel. Söder hat sicherlich schon deutlich angenehmere TV-Auftritte erlebt als am Donnerstagabend.

Der hoffnungsvollste Moment des Abends bei "Maybrit Illner":

"Meines Erachtens ist das jetzt die Endphase der Pandemie", machte Jonas Schmidt-Chanasit Hoffnung auf bessere Zeiten, nach der Omikron-Welle könne man "auf Grundlage der Daten entscheiden, welche Massnahmen weiter fortgeführt werden müssen."

Allerdings schloss der Virologe nicht aus, dass die Omikron-Welle Deutschland noch richtig hart treffen könne, wenn das Virus in die vulnerablen Gruppen getragen werde. Auch Clemens Wendtner blieb vorsichtig. Mit dem Höhepunkt der Welle rechnet der Chefarzt der München Klinik erst "Mitte oder Ende Februar." Aber auch Wendtner zeigte sich optimistisch, dass das Coronavirus in absehbarer Zeit seinen Schrecken verlieren könnte. "Die endemische Phase kann ich mir Ende 2022 durchaus vorstellen", sagte er.

Ja oder Nein? Das sagte die Runde bei "Maybrit Illner" zur Impfpflicht:

Um diese endemische Phase tatsächlich zu erreichen, befürwortet Wendtner die Einführung einer Impfpflicht. "Das wir sie brauchen, steht für mich ausser Frage. Auch damit wir nicht überrascht werden von anderen Mutationen", sagte Markus Söder. Wie alle anderen Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten sei sie dafür, dass die Impfpflicht komme, erklärte auch Giffey. In dieser Frage waren sich also alle einig.

Fazit:

Auch die zweite Ausgabe von "Maybrit Illner" im neuen Jahr drehte sich um die Corona-Politik und sie ähnelte der von der letzten Woche trotz anderer Gäste über weite Strecken. Es wurde ruhig und sachbezogen diskutiert, lediglich Markus Söder wurde von Illner und Journalistin Clauss mehrfach hart angegangen. Auch wenn es Söder in einigen Momenten sichtlich schwerfiel, wahrte er die Fassung. Der Unterhaltungswert war deshalb nicht sonderlich hoch, wirklich Neues gab es am Donnerstagabend auch nicht zu erfahren.

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