Ein Selfie - mehr ist bislang nicht nach aussen gedrungen von den Gesprächen zwischen den Königsmachern von Grünen und FDP. Absolute Vertraulichkeit ist vereinbart und bisher auch gewahrt, nicht einmal Mr. Allwissend Robin Alexander kann am Donnerstagabend bei "Maybritt Illner" Interna berichten.
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Das sind die Gäste bei "Maybrit Illner"
SPD-Vize
Für Neues stehe vor allem die FDP, meint der Vizeparteichef der Liberalen, Johannes Vogel. Die SPD dagegen habe in 19 der letzten 23 Jahre mitregiert: "Der Kern des Programms muss eine völlig neue Herangehensweise sein."
"Es werden harte Verhandlungen" mit der SPD, sagt
Noch-Wirtschaftsminister
Für unmöglich hält "Spiegel"-Journalist Markus Feldenkirchen ein Jamaika-Bündnis nicht: "Deswegen ist für die SPD Demut statt Breitbeinigkeit angesagt."
Die besseren Karten aber habe Olaf Scholz, meint "Welt"-Vizechefredakteur
Das ist der Moment des Abends
Keine Koalitionsgespräche in Talkshows! Auf diese Regel haben sich alle Beteiligten an diesem Abend geeinigt - von ungenierten Anbahnungsversuchen hält das Hubertus Heil aber nicht ab. Eine Koalition der "Fortschrittsparteien" will der SPD-Mann schmieden, eine "stabile Regierung", für die nur jene Parteien in Frage kämen, die "ganz bei sich" seien. Richtig vermutet: Heil meint seine eigene Partei, die Grünen und die FDP. Und der Kanzler Olaf Scholz wird, wenn es nach Heil geht, sowieso einen Regierungsstil an den Tag legen wie ein Erzieher im Waldorf-Kindergarten: "Koch und Kellner, das Ding ist vorbei."
Johannes Vogel mag sich seinem SPD-Kollegen nicht so schamlos an den Hals schmeissen, er kritisiert, noch ganz auf Wahlkampf-Linie, Olaf Scholz für die Anleihen an Angela Merkel. Der FDP-Mann will nach Jahren des Stillstands einen "grösseren Wurf wagen", keinen "Politikmodus, der nur auf Sicht denkt".
Inhaltlich aber, das fällt auf, nimmt Vogel kein einziges der Stöckchen auf, die Gastgeberin
Das ist das Rede-Duell des Abends
Weil offenbar irgendein Paragraf im Rundfunkstaatsvertrag es so vorsieht, sitzt wie in jeder zweiten öffentlich-rechtlichen Talkshow Robin Alexander bei "Maybrit Illner", was einerseits langsam echt einfallslos, andererseits aber meist nicht zum Schaden der Sendung ist. Am Donnerstagabend präsentiert der "Welt"-Journalist mal wieder seinen untrüglichen Bullshit-Detektor - und keine Hemmungen, sich wie eine Klassenzimmer-Petze zu melden, um Peter Altmaier zu verpfeifen.
Der CDU-Mann hatte gerade wortreich seine Unterstützung für
"Bei allem Respekt", läutet Altmaier seine genervt klingende Replik ein, in der er so tut, als habe er schon immer mit Söder auf einer Wellenlänge gelegen, egal ob als Umweltminister oder aktuell in der Corona-Pandemie. Ein Ablenkungsmanöver, für die Alexander nur ein spöttisches Lächeln übrig hat: "Wenn Sie jetzt noch sagen, dass sie in der Flüchtlingspolitik gut mit Söder zusammengearbeitet haben ..."
So hat sich Maybrit Illner geschlagen
Sie hat sich redlich bemüht: Immer wieder versucht Maybrit Illner, ein bisschen Feuer in den harmonischen Ampel-Plausch zu bringen. Hat die SPD der FDP nicht Voodoo-Politik vorgeworfen, hat Kevin Kühnert nicht Christian Lindner einen Luftikus genannt, sind die Grünen für die FDP eigentlich immer noch die Verbotspartei?
Die Antworten sind ungefähr so aussagekräftig wie die vorläufigen Wahlergebnisse in Berlin-Charlottenburg, Illner zeigt sich ernüchtert: "Es ist keine leichte Arbeit, Ihnen in dieser Phase, wo man nichts sagen möchte, schon so ein bisschen in die Karten zu gucken." Um nicht zu sagen: vergebene Liebesmüh.
Das ist das Ergebnis
Hat Armin Laschet eigentlich noch eine Chance? Schon, meint Robin Alexander, allerdings müsse er alles oder nichts spielen, weil alles ausser das Kanzleramt das Ende der politischen Karriere bedeuten würde. "Das macht ihn erpressbar. Wenn Jamaika verhandelt wird, könnten Grüne und FDP viel herausholen."
Laschet sei auch dafür bekannt, seinem Koalitionspartner FDP in Nordrhein-Westfalen grosszügig Beinfreiheit zu gewähren – Olaf Scholz habe die Möglichkeit gar nicht, bei 48 Mandaten Mehrheit und 49 Jusos in der Fraktion, die Alexander als "Kühnerts Sperrminorität" bezeichnet.
Inhaltlich, sekundiert "Spiegel"-Kollege Markus Feldenkirchen, habe die CDU ohnehin bessere Voraussetzungen für Koalitionsgespräche: "Sie hat programmatisch keine Ambitionen gezeigt, der SPD sind ihre Inhalte viel heiliger."
Genügend Anreize also für die Königsmacher, es eher mit dem Wahlverlierer zu versuchen? Auf keinen Fall, sagt eine empörte Katrin Göring-Eckardt: "So kann man nicht Politik machen." Was zu beweisen wäre.
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