Deutschland hat sein erstes Spiel bei der Fussballweltmeisterschaft in Russland verloren. Seitdem diskutiert die Republik über das Wieso, Weshalb und Warum - und Frank Plasberg und seine "Hart aber fair"-Gäste machten mit. Richtig gut war dabei nur der einzige Nicht-Fussballexperte.
Asylstreit in Berlin, Audi-Chef Rupert Stadler in Untersuchungshaft und die deutsche Nationalmannschaft startet bei der Fussball-WM mit einer Niederlage. Merkel, Autos, Fussball – es scheint, als ob gerade alles in der Krise ist, was bislang für deutsche Zuverlässigkeit stand.
Vor allem die deutsche Auftaktniederlage erhitzt die Gemüter. Was meint denn
Okay, der Kaiser äussert sich kaum noch, dafür hat
Das war das Thema des Abends:
"Der Ball rollt, noch ist alles drin: Viel Spass mit der WM in Russland?" Noch platter und beliebiger hätte der Titel einer "Hart, aber fair"-Ausgabe kaum ausfallen können.
Dementsprechend schmiss Frank Plasberg so ziemlich jede Frage in die Runde, die bereits so oder so ähnlich nach dem Spiel gegen Mexiko an den Stammtischen der Republik diskutiert wurde: Wieso hat Deutschland verloren? Wer hat welchen Fehler gemacht? Haben die richtigen Spieler gespielt? Welchen Anteil hat
Ach ja, und dann war da natürlich noch die Sache mit Özil und Gündogan, die sich mit dem türkischen Präsidenten Erdogan haben ablichten lassen.
Diese Gäste diskutierten mit Frank Plasberg:
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• Célia Šašić, ehemalige Fussballnationalspielerin
• Marcel Reif, Sportjournalist
• Christoph Daum, Fussballtrainer
Das waren die wichtigsten Erkenntnisse des Abends:
"Ich kann jetzt hier eine taktische Spielanalyse machen, wo wenig Erfreuliches rüberkommt, aber es soll ja eine schöne Sendung werden", sagte Christoph Daum nach knapp sieben Minuten und mancher Zuschauer wird sich im Verlauf des Abends noch gefragt haben, wo sie denn bleibt, die schöne Sendung.
Zumindest in den ersten 45 Minuten, denn da wurden Phrasen gedroschen, dass jeder Stammtisch in Deutschland vor Neid erblasst wäre.
Mit einem "Sowas kommt von sowas", eröffnete Plasberg das Sprücheklopfen vergleichsweise zurückhaltend, ehe wenig später Christoph Daum bei der Vorstellung mit einem resoluten "Da muss jetzt einmal einer richtig auf den Tisch hauen" zitiert wurde.
Den Höhepunkt des Schwadronierens (Mario Basler ausser Konkurrenz) lieferte ebenfalls Christoph Daum. Mit einem "Kampf ist nicht alles, aber ohne Kampf ist alles nichts", legte er die Phrasenlatte so hoch, dass niemand an diesem Abend mehr darüber kam.
Klopft man die Aussagen der Gäste auf Inhalt ab, fällt die Analyse des deutschen Auftaktspiels so aus: Die deutschen Spieler sind zu oft hingefallen, selbst als sie merkten, dass der Schiedsrichter eher lax pfeift.
Die deutschen Spieler haben den Mexikanern zu viele Räume gelassen. Die deutschen Spieler haben zu viele Fehlpässe gespielt.
Nachdem die Gäste also eine Dreiviertelstunde lang Phrasen und Offensichtlichkeiten ausgetauscht hatten, brachte Plasberg noch einmal das Präsidenten-Foto auf. Fazit der Runde: Das Foto von
Das Rededuell des Abends:
Mario Basler gegen sich selbst. Es gab eigentlich kaum eine Floskel, die der ehemalige Fussballer nicht bemühte. Mit Sprüchen wie "Dem Khedira kannst du beim Laufen die Schuhe besohlen" übertraf sich Basler ein ums andere Mal selbst.
Vor allem an Mesut Özil liess Basler kein gutes Haar: "Özil - dem seine Körpersprache ist die von einem toten Frosch", meinte Basler über den Spieler von Arsenal London. Seinen Fussballsachverstand wusste Basler hinter solchen Aussagen zu verstecken.
So hat sich Frank Plasberg geschlagen:
Bei all dem Gerede bleibt ausgerechnet vom einzigen Nicht-Fussballexperten, Frank Plasberg, ein positives Bild.
Mit der Attitüde des Fussballlaien entlarvte Plasberg ein ums andere Mal die Plattheiten, die vor allem Mario Basler von sich gab. "Wenn Özil so schlecht ist, warum spielt er dann nicht bei TUS Wermelskirchen?", konterte Plasberg beispielsweise Baslers wiederholte Behauptung, Mesut Özil sei vollkommen überbewertet.
Beim Hinterfragen der Floskeln hatte Plasberg Célia Šašić zur Seite. Als sich Mario Basler über die Unselbständigkeit der Spieler beschwerte, die noch nicht einmal mehr ihre Taschen selbst tragen müssen, entgegnete die Europameisterin: "Bei Real Madrid müssen sie ihre Wäsche nicht selbst waschen und haben trotzdem die Champions League gewonnen."
Was ist das Fazit des Abends?
Nun ist es ja nicht so, dass die Fussballweltmeisterschaft gerade zu wenig Sendezeit bekäme. Nicht zuletzt deshalb muss die Frage erlaubt seien, ob denn nun wirklich auch noch bei "Hart, aber fair" über Fussball diskutiert werden muss. Noch dazu um Mitternacht, da die Sendung knapp drei Stunden später als sonst ausgestrahlt wurde wegen – man ahnt es: Fussball.
Aber selbst wenn man von der WM nicht genug bekommt: Das Gerede dieser Runde war schlimmer als das Spiel selbst.
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