Als "Zentrum der Flüchtlingskrise" wurde der österreichisch-slowenische Grenzübergang Spielfeld wiederholt bezeichnet, nachdem sich dort in den vergangenen Tagen immer wieder chaotische Szenen abgespielt hatten. Dass es ein "Durchwinken" von Flüchtlingen nie gegeben habe, betonte am Dienstag ein Sprecher der Landespolizeidirektion Steiermark.

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Das "unabgestimmte" Durchwinken von Flüchtlingen auf der sogenannten Balkanroute müsse sofort beendet werden, hat Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) am Dienstag in einem Interview mit der "Passauer Neuen Presse" gefordert. Er rief Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dazu auf, mit Österreich wegen des unkoordinierten Zustroms über die bayerische Grenze umgehend mit Wien zu sprechen. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sprang ihm prompt zur Seite und sprach von einem "unverantwortlichen Verhalten des Nachbarlandes: "Ich habe das so mit Österreich noch nie erlebt".

Der Flüchtlingsansturm an der deutsch-österreichischen Grenze hält unterdessen weiter an. Allein im Raum Passau seien am Montag 8.000 Migranten angekommen, sagte der Sprecher der Bundespolizei in Bayern, Frank Koller. Von den österreichischen Behörden habe es keine Vorwarnung gegeben.

Spielfeld: "Wir wenden keine Gewalt an"

Stark im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung stand in den vergangenen Tagen der österreichisch-slowenischen Grenzübergang Spielfeld. Immer wieder hiess es, die Polizei habe Absperrungen geöffnet und Hunderte Flüchtlinge seien zu Fuss und auf eigene Faust auf dem Weg in Richtung Norden.

Bei der Landespolizeidirektion Steiermark war man nach Seehofers Vorwürfen gegen Österreich bemüht, das Bild der Lage und das eigene Image zurechtzurücken: "Die Praxis eines 'Durchwinkens' hat es vom Tag eins bis heute bei uns nicht gegeben", stellte Christoph Grill von der Landespolizeidirektion im Gespräch mit GMX am Dienstag klar. Flüchtlinge seien von Spielfeld weiter in die österreichischen Bundesgebiete gebracht worden, wo dann mit Deutschland der Weitertransport vereinbart worden sei.

Tatsächlich sei es zwar wiederholt zu "Trichterformationen" gekommen, in denen sich Flüchtlinge anstellten, immer mehr Menschen nachströmten und die Beamten den Trichter schliesslich öffnen mussten, weil der Andrang zu stark wurde. "In solchen Situationen hätten wir Gewalt anwenden müssen, was nicht unsere Vorgabe ist, und haben daher den Engpass geöffnet." Menschen seien daraufhin auf der Bundesstrasse in Richtung Graz unterwegs gewesen - "jedoch in Begleitung von österreichsicher Polizei und Bundessheer", wie Grill betont.

Menschen per Busse eingesammelt

Bilder von Flüchtlingen auf Zuggleisen hätten daher einen falschen Eindruck vermittelt: "Wir haben diesen Menschen nicht einfach die Schleusen geöffnet und nichts weiter unternommen. Auch wenn die Flüchtlinge in ständigem Austausch über soziale Medien sind, erliegen sie doch immer wieder dem Irrtum, Deutschland sei bereits greifbar nah." Mit Bussen habe die Polizei die Strecke immer wieder abgefahren und Flüchtlinge in Notquartieren untergebracht: "Sie waren froh, denn sie wussten ja letztlich nicht, wohin", so Grill.

Für die Beamte vor Ort gelte es, sich jeden Tag wieder den Gegebenheiten anzupassen: "Unruhe entsteht immer dann, wenn mehr Leute hinzukommen, als wir abtransportieren können." Derzeit verlaufe der Abtransport sortiert und ruhig. Dienstagmittag befanden sich laut Grill 1.550 Flüchtlinge in Spielfeld. "Wenn Deutschland den Zustrom verringert, dann brauchen wir eine erweiterte Lösung", so Grill.

Unruhe auf slowenischer Seite

Dramatische Szenen spielten sich dagegen auf der slowenischen Seite ab. Wie der "Kurier" berichtet, riegelten Bundesheersoldaten unmittelbar an der Staatsgrenze ab, um den Zustrom zu verlangsamen. Massen von Menschen, laut einem Beamten vor allem Afghanen, drängten dem Bericht zufolge dagegen.

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