In der Türkei mehren sich Proteste gegen ein Gesetzesvorhaben, dass die Tötung von Strassenhunden und anderen herrenlosen Tieren in bestimmten Fällen ermöglichen soll. In Istanbul versammelten sich Demonstrierende und hielten Schilder mit der Aufschrift "Mord" hoch.
Seit Tagen mobilisieren Tierschützer in zahlreichen Städten, darunter in den Metropolen Istanbul, Ankara und Izmir, gegen das Vorhaben der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP. Der Entwurf, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, sieht eine Änderung des Tierschutzgesetzes vor und soll demnach das Einschläfern von Strassentieren in bestimmten Fällen ermöglichen. Er wird zurzeit in einer Parlamentskommission diskutiert.
Kriterien zur Einschläferung unscharf
Die Tiere sollen demnach zunächst eingesammelt und in Heimen untergebracht werden, Ziel ist demnach eine Vermittlung. Aber auch eine Einschläferung ist in bestimmten Fällen möglich, etwa dann, wenn Tiere "aggressiv" seien, wenn sie "eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit" darstellten, ansteckende Krankheiten hätten oder "Schäden an Wasserressourcen, der Tierwelt oder biologischen Vielfalt" verursachten. Die Verantwortung liegt demnach bei den Kommunalverwaltungen.
Zuvor hatten Medien berichtet, die AKP plane, Strassenhunde einzusammeln und einzuschläfern, wenn sie nach 30 Tagen nicht vermittelt werden können. Eine solche Passage findet sich in dem aktuellen Entwurf nicht. Tierschützer kritisieren aber, dass die Kriterien für eine Einschläferung der Tiere unscharf seien und fürchten eine Massentötung.
Aktivist Senol Karakas glaubt nicht, dass die Tiere artgerecht in Heimen untergebracht und versorgt werden. "Das sind Lügen", sagte er der dpa. Die Tiere würden zum Töten eingesammelt. Er kenne die Zustände in Tierheimen, sagt er. Dort seien Hunde in der Vergangenheit mit der Schaufel erschlagen worden.
Zu wenig Tierheimplätze
In der Türkei gibt es nach Regierungsangaben schätzungsweise rund vier Millionen Strassenhunde, aber nur rund 100.000 Tierheimplätze. Bis Ende 2028, so sieht es der Entwurf ebenfalls vor, sollen die Kommunen dafür sorgen, dass genug Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden. Falls dies versäumt wird, drohen Gefängnisstrafen. Die Regierung begründet die Massnahme unter anderem damit, dass immer wieder Menschen von Strassenhunden angefallen werden.
Die grösste Oppositionspartei CHP, die bei den Kommunalwahlen im März die meisten Bürgermeisterämter gewonnen hat, ist gegen das Vorhaben und will die Strassentierpopulation durch konsequente Kastrierung, Impfung und wieder Aussetzung in das Herkunftsgebiet senken. © dpa
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