Die Partei von Präsident Vucic hat die Kommunalwahl in Belgrad nur knapp gewonnen. Die Opposition spricht von Wahlbetrug. Auf der Strasse entlädt sich erneut die Wut.

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Bei Protesten gegen die von Betrugsvorwürfen überschatteten Wahlen in Serbien haben Demonstranten das Rathaus der Hauptstadt Belgrad angegriffen und sich Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert.

Die Demonstranten warfen am Sonntag Steine, Stangen und Eier auf das Rathaus, schlugen Fenster ein und versuchten, in das Gebäude einzudringen, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP vor Ort berichtete.

Polizisten drängten die Demonstranten zurück und setzten dabei unter anderem Pfefferspray ein. Gegen 22.00 Uhr Ortszeit war die Demonstration aufgelöst.

Nach den Wahlen in Serbien
Anhänger der Opposition versuchen, das Gebäude des Stadtrats der Hauptstadt zu betreten. © Darko Vojinovic/AP/dpa

Mehrere Verletzte bei Ausschreitungen in Belgrad

Präsident Aleksandar Vucic sagte nach den Protesten, zwei Polizisten seien "schwer verletzt" worden, weitere Beamte hätten leichte Verletzungen davongetragen. Mehr als 35 Menschen seien festgenommen worden.

Der Rechtspolitiker sprach im regierungsnahen Sender Pink TV von einem Versuch einer "gewaltsamen Übernahme von staatlichen Institutionen". Es habe sich um einen geplanten Angriff gehandelt: "Alles wurde im Vorfeld vorbereitet", sagte Vucic. Dafür gebe es "handfeste Beweise".

Zuvor hatte der Präsident von "dramatischen Szenen" gesprochen. Es sei aber "keine Revolution im Gange". Das Innenministerium rief die Demonstranten auf, keine Gewalt anzuwenden.

Bei den Parlamentswahlen am Sonntag vergangener Woche hatte die rechtspopulistische Partei SNS von Präsident Vucic klar gewonnen. Abgehalten wurden an dem Tag auch Kommunalwahlen.

Opposition spricht von Wahlbetrug

Eine internationale Beobachtermission berichtete nach der Wahl über eine Reihe von "Unregelmässigkeiten", darunter Fälle von Gewalt, Stimmenkauf und dem Füllen von Wahlurnen mit gefälschten Stimmzetteln. Das Auswärtige Amt in Berlin erklärte unter Berufung auf diesen Bericht, die Verstösse seien "für ein Land mit EU-Kandidatenstatus inakzeptabel".

Der Wahlausgang löste tagelange Proteste vor dem Gebäude der serbischen Wahlkommission aus. Mehrere Vertreter des losen Oppositionsbündnisses Serbien gegen Gewalt traten in einen Hungerstreik, um eine Annulierung der Wahlergebnisse zu erreichen. (AFP/dpa/lag)  © AFP

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