Zwei Monate nach dem Angriff auf die dänische Regierungschefin Mette Frederiksen hat am Dienstag in Kopenhagen der Prozess gegen den mutmasslichen Täter begonnen. Laut Anklageschrift wird dem 39-Jährigen Gewalt gegen einen Regierungsvertreter vorgeworfen, weil er Frederiksen bei dem Angriff auf einem Platz in Kopenhagen mit der geschlossenen Faust auf die rechte Schulter geschlagen habe. Im Falle einer Verurteilung drohen dem 39-jährigen Polen eine Haftstrafe sowie die Ausweisung aus Dänemark.

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Der Mann, dessen Name von den dänischen Behörden in den Medien nicht genannt werden darf, wurde unmittelbar nach dem mutmasslichen Angriff am 7. Juni festgenommen und in Untersuchungshaft genommen. Er selbst streitet die Verantwortung für den Vorfall ab. In dem Prozess soll er als Zeuge aussagen.

Im Zusammenhang mit anderen Vorfällen werden dem 39-Jährigen zudem unsittliche Entblössung und Betrug vorgeworfen. Staatsanwältin Line Steffensen hatte zuvor gegenüber Medien erklärt, dass der Verdächtige seit seinem Umzug nach Dänemark vor fünf Jahren mehrfach wegen Ladendiebstahls verhaftet worden sei.

Laut seinem Anwalt kann sich sein Mandant zwar an die Begegnung mit der Ministerpräsidentin in der Kopenhagener Innenstadt erinnern, nicht jedoch an das Geschehen, "weil er betrunken war". "Die Öffentlichkeit erfährt vielleicht zum ersten Mal, was wirklich passiert ist", sagte sein Anwalt Henrik Karl Nielsen der AFP.

Sonderstaatsanwalt Anders Larsson sagte der Nachrichtenagentur AFP, es lägen Beweise vor, die Aufschluss über den Vorfall geben würden. Dazu würden drei Zeugen befragt, unter anderen Frederiksens Personenschützer. Frederiksen selbst wird jedoch weder von der Staatsanwaltschaft noch von der Verteidigung in dem Prozess als Zeugin aufgerufen.

Der 46-jährigen Regierungschefin ging es nach dem Angriff nach eigenen Worten "nicht gut". Bei einer anschliessenden Untersuchung wurden laut ihrem Büro eine "Prellung der rechten Schulter und ein leichtes Schleudertrauma" festgestellt. Kurz nach dem Angriff sagte die 46-Jährige zudem in einem Interview, der Angriff habe nicht ihr persönlich gegolten, sondern "der Regierungschefin". Erstmals in ihrem Leben habe sie nach dem Angriff professionelle Hilfe in Anspruch genommen.

Frederiksen steht seit fünf Jahren an der Spitze der dänischen Regierung. 2019 war sie zur jüngsten Ministerpräsidentin in der Geschichte des Landes gewählt worden. Bei der Wahl im November 2022 wurden ihre Sozialdemokraten erneut stärkste Kraft. Der Angriff auf die sozialdemokratische Politikerin war international scharf verurteilt worden.   © AFP

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