Bisher hatte Kremlchef Wladimir Putin dem ukrainischen Präsidenten noch nicht einmal zur Wahl gratuliert. Jetzt griff Wolodymyr Selenskyj selbst zum Hörer, um den russischen Präsidenten anzurufen. Eine kleine Sensation im Verhältnis zwischen Moskau und Kiew.
Erstmals haben der ukrainische Präsident
Es sei bei dem Gespräch die Fortsetzung der Arbeit im sogenannten Normandie-Format diskutiert worden, hiess es weiter. Konkret sei es um Siedlungsfragen im Konfliktgebiet der Ukraine gegangen und um die Rückkehr von Bewohnern. Ausserdem seien Fragen des Gefangenenaustauschs erörter worden, hiess es in der Mitteilung des Kreml. Die Initiative für das Gespräch ging nach Kreml-Angaben von Kiew aus.
Ein Treffen könnte der nächste Schritt sein
Von ukrainischer Seite gab es zunächst keine Angaben zum Gesprächsinhalt. Es war der erste Kontakt zwischen beiden Präsidenten. Putin hatte Selenskyj bislang nicht einmal zu seinem Amtsantritt gratuliert.
Zuvor hatte Selenskyj ein Treffen mit Putin vorgeschlagen. Der Kremlchef wiederum schloss dies nicht aus, betonte aber, dass dies gut vorbereitet sein müsse. Ein Gipfel mit den Staatsspitzen im sogenannten Normandie-Format mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron könne deshalb erst nach der Parlamentswahl in der Ukraine am 21. Juli stattfinden, meinte er. Gleichzeitig sei es möglich, den Kreis der Teilnehmer zu erweitern, hatte Putin am Donnerstag gesagt. Er reagierte damit auf einen Vorschlag Selenskyjs, der direkte Verhandlungen in der weissrussischen Hauptstadt Minsk zum bereits seit mehr als fünf Jahre andauernden Konflikt vorgeschlagen hatte. Ein in Minsk unter deutscher und französischer Vermittlung ausgehandeltes Abkommen von 2015 hat bisher allerdings kaum Erfolg gebracht. Deshalb schlug Selenskyj nun vor, die USA und Grossbritannien einzubinden.
Frieden in der Ostukraine ist das Ziel
Selenskyj hatte immer wieder angekündigt, den Krieg in der Ostukraine so rasch wie möglich zu beenden. Die Parlamentswahl in gut einer Woche wird entscheidend für die Regierungsfähigkeit des proeuropäischen Politikers sein, da seine Partei bislang nicht im Parlament vertreten ist und er sich erst seine eigene Machtbasis schaffen muss.
Seit 2014 werden Teile der Gebiete Donezk und Luhansk an der russischen Grenze von Separatisten kontrolliert. Bei Kämpfen mit Regierungstruppen sind nach UN-Schätzungen rund 13 000 Menschen getötet worden. (best/dpa)
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