Recep Tayyip Erdogan feuert weiter gegen die USA und deren Präsident Donald Trump. Der türkische Präsident spricht sogar von "Krieg". Die Nato dagegen will sich in den Streit der beiden Länder bislang nicht einmischen.

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Inmitten der massiven Währungskrise um die türkische Lira hat Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan seine verbalen Angriffe auf die USA noch einmal verschärft. Ohne sie direkt zu erwähnen, nannte er die Vereinigten Staaten vor Botschaftern aus aller Welt in Ankara die "Kraftmeier des globalen Systems".

An US-Präsident Donald Trump gerichtet, sagte er am Montag: "Du kannst nicht einfach aufwachen und sagen "ich führe diese Zölle auf Stahl und Aluminium ein. Das kannst Du nicht sagen"."

Er verwies darauf, dass der Türkei als Nato-Partner damit "in den Rücken und die Füsse geschossen" worden sei. Erdogan deutete sogar an, dass die Türkei bereit zu einem Krieg sei. Staaten, die Frieden wollten, müssten bereit zum Krieg sein, sagte er. "Wir sind bereit, mit allem, was wir haben."

Nato will sich nicht einmischen

Mit den Äusserungen ging Erdogan erneut auf Konfrontationskurs. Zuvor hatte Aussenminister Mevlüt Cavusoglu gegenüber den USA noch Gesprächsbereitschaft signalisiert.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sieht derweil bislang keinen Anlass, sich in den eskalierenden Streit zwischen den Bündnispartnern einzuschalten. "Das ist eine bilaterale Angelegenheit, und die Nato ist da nicht involviert", sagte eine Sprecherin in Brüssel.

Sie zeigte sich zudem zuversichtlich, dass die Auseinandersetzung keine Gefahr für den Zusammenhalt des Bündnisses darstellt. "Es kommt vor, dass Nato-Verbündete Meinungsverschiedenheiten haben", sagte sie.

Was das Wesentliche angehe, hätten die Alliierten bislang aber immer Einigkeit demonstriert. Dazu gehörten der gegenseitige Schutz und das Zueinanderhalten.

Merkel will wirtschaftlich stabile Türkei

Die Bundesregierung betonte das Interesse Deutschlands an einer stabilen türkischen Wirtschaft. Eine "wirtschaftlich prosperierende Türkei" sei "auch in unserem Interesse", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin. "Wir profitieren davon, wenn es ein stabiles Umfeld gibt, ein stabiles wirtschaftliches Umfeld, auch um die Europäische Union herum." Die Regierung beobachte die Entwicklungen in der Türkei sehr "aufmerksam", sagte auch Regierungssprecher Steffen Seibert.

Im seit Wochen eskalierenden Streit um den US-Pastor Andrew Brunson, der in der Türkei festgehalten wird, hatte Trump am Freitag die Verdoppelung von Strafzöllen gegen die Türkei verkündet. Die Lira brach danach auf einen neuen Tiefststand ein.

Den dramatischen Verfall der türkischen Währung in der vergangenen Woche führte Erdogan erneut auf einen "Angriff auf unser Land" zurück. "Wie in anderen Bereichen ist die Türkei einer wirtschaftlichen Belagerung ausgesetzt", sagte Erdogan, der schon am Wochenende von einer "Verschwörung" und einem "Wirtschaftskrieg" gegen sein Land gesprochen hatte. Zugleich versicherte er aber, die Wirtschaft sei weiter stabil und stark.

Türkische Zentralbank sichert "notwendige Massnahmen" zu

Die türkische Zentralbank sicherte zu, "alle notwendigen Massnahmen" zur Wahrung der Finanzstabilität zu ergreifen. Sie werde Marktlage und Preisentwicklung "genau beobachten" und die Banken mit den nötigen liquiden Mitteln versorgen, erklärte die Bank. Das beruhigte den Kursabfall der Lira etwas.

Erdogan verteidigte ausserdem das Vorgehen gegen Menschen, die in den sozialen Medien die schlechte Lage der Wirtschaft negativ kommentierten oder "Spekulationen" verbreiteten.

Wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, gehen nun Staatsanwälte und Ermittler anderer Behörden gegen sie vor, weil sie die "wirtschaftliche Sicherheit" bedrohten. Erdogan nannte sie "Wirtschaftsterroristen". Sie hätten "Verrat" begangen.

Das Innenministerium meldete, dass Ermittlungen gegen die Betreiber von 346 Konten in sozialen Medien im Gange seien. Sie hätten mit ihren Berichten oder Kommentaren den Anstieg des Dollars zur Lira gestützt. (ms/dpa/afp)


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