Seit mehr als acht Wochen kommt die Finanzmetropole Hongkong nicht zur Ruhe. Ein Ende der Proteste ist nicht in Sicht. Nach Märschen am Wochenende ist für Montag ein grosser Streik geplant.

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Nach zwei Monaten mit Massendemonstrationen und trotz deutlicher Warnungen Pekings verliert die Protestbewegung in Hongkong nicht an Schwung. Zehntausende zumeist schwarz gekleidete Demonstranten sind am Samstag erneut gegen die Regierung der chinesischen Sonderverwaltungszone auf die Strasse gegangen. Nach einem zunächst friedlichen Protestmarsch durch den Stadtteil Mong Kok kam es am Abend erneut zu Ausschreitungen.

Mit Tränengas gegen die Protestler

Die Polizei setzte Tränengas ein und räumte Strassen, auf denen Demonstranten zuvor Barrikaden errichtet hatten. Auch eine Polizeistation wurde von Protestierenden umstellt und mit Steinen und anderen Gegenständen beworfen. An mehreren Stellen wurde auf den Strassen Feuer gelegt. Am Hafen entfernten Protestler eine chinesische Flagge von einem Fahnenmast und warfen sie ins Wasser.

Zuletzt hatten sich auch Tausende Beamte und Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes mit einer Kundgebung den Protesten angeschlossen. Weitere Aktionen sind geplant. Für Montag riefen Aktivistengruppen zu einem stadtweiten Streik in verschiedenen Branchen auf.

Schwerste politische Krise in China seit zwei Jahrzehnten

Protestler sperrten am Samstag auch zeitweise einen Tunnel, der die Insel Hongkong mit dem Teil der Stadt verbindet, der sich auf dem Festland befindet. In Erwartung der Zusammenstösse zwischen Polizei und Demonstranten schlossen zahlreiche Geschäfte früher. Bei Ausschreitungen in den vergangenen Wochen gab es Dutzende Verletzte. Bisher wurden 44 Demonstranten wegen Randale angeklagt. Auch am Samstag kam es zu neuen Festnahmen.

Beobachter sehen in den Protesten die schwerste politische Krise Hongkongs seit der Rückgabe an China vor 22 Jahren. Auch in der neunten Woche der Proteste gibt es keine Anzeichen, dass sich die Bewegung abschwächt. Die Zentralregierung in Peking hat die Ausschreitungen mehrfach scharf verurteilt und die Regierung und die Polizei vor Ort aufgefordert, wieder Ordnung herzustellen.

Gegendemo für Hongkongs Polizisten

Auch der Chef der chinesischen Streitkräfte in Hongkongverurteilte in dieser Woche erstmals die andauernden Ausschreitungen. Die Unruhen hätten das Leben und die Sicherheit der Menschen ernsthaft bedroht und sollten nicht toleriert werden, sagte Chen Daoxiang.

Zeitgleich zu den Protesten der Regierungsgegner versammelten sich am Samstag in einem anderen Teil der Stadt Tausende Gegendemonstranten, die sich hinter die Arbeit der Hongkonger Polizei stellten.

In der Finanzmetropole gibt es seit fast zwei Monaten immer wieder Märsche und Kundgebungen mit Hunderttausenden Teilnehmern. Auslöser war ein umstrittener Gesetzentwurf zur Auslieferung mutmasslicher Krimineller an China. Wiederholt kam es bei den Demonstrationen zu schweren Zusammenstössen zwischen Demonstranten und der Polizei.

"Ein Land, zwei Systeme"

Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam hat das Gesetz mittlerweile zwar für "tot" erklärt. Seitdem hat sich der Protest aber zu einer breiteren Bewegung gegen die Regierung und die Polizei entwickelt, der ein zu hartes Vorgehen gegen die Demonstranten vorgeworfen wird. Viele Menschen in Hongkong befürchten einen zunehmenden Einfluss der Zentralregierung in Peking und fordern demokratische Reformen.

Die frühere britische Kronkolonie wird seit der Rückgabe 1997 an China nach dem Grundsatz "ein Land, zwei Systeme" als eigenes Territorium autonom regiert. Anders als die Menschen in der Volksrepublik geniessen die Hongkonger das Recht auf freie Meinungsäusserung sowie Presse- und Versammlungsfreiheit. (best/dpa)

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