- Bei Notfällen kann ein schneller Rettungsdienst über Leben und Tod entscheiden.
- Das "Bündnis pro Rettungsdienst" schlägt jetzt wegen Personalmangel und steigenden Einsatzzahlen Alarm.
- Es warnt vor einer "nie dagewesenen Berufsflucht".
Ein neu gegründetes Bündnis aus Verbänden und Gewerkschaften hat wegen gravierender Probleme bei den Rettungsdiensten Alarm geschlagen. Das "Bündnis pro Rettungsdienst" klagte am Montag bei seiner Vorstellung in Berlin über Personalmangel bei gleichzeitig steigenden Einsatzzahlen, die zu einer hohen Belastung und zu Engpässen bei den Notfalldiensten führten. Es gebe einen "dramatischen Personalmangel", sagte Oliver Hölters, Sprecher der Mitarbeiterseite der Caritas, bei der Vorstellung.
Das Bündnis warnte vor einer "nie dagewesenen Berufsflucht". Während Personal fehle, stiegen die Einsatzzahlen immer weiter an - mancherorts um bis zu 20 Prozent, sagte Frank Flake vom Deutschen Berufsverband Rettungsdienst (DBRD), der dem Bündnis ebenfalls angehört.
Oft handle es sich dabei um "Bagatelleinsätze", für die eigentlich kein Rettungseinsatz nötig sei. "Viele Mitarbeiter sind frustriert, weil sie zur Bewältigung dieser Bagatellprobleme diesen Beruf nicht gewählt haben", sagte Flake.
Caritas fordert "Ausbildungsoffensive"
Das Bündnis forderte, den Rettungsdienst "als relevanten Bestandteil des Gesundheitsdienstes" anzuerkennen. Auch müsse der Rettungsdienst bei Gesetzesvorhaben innerhalb der Notfallversorgung stärker berücksichtigt werden.
Hölters verlangte von der Politik eine "Ausbildungsoffensive". Mehr Menschen müssten Zugang zu den Berufen im Rettungsdienst finden. Eine Verringerung der Arbeitszeit könne nur eine kurzfristige Lösung sein, um die Mitarbeiter zu entlasten, sagte er. Reduziere man die Arbeitszeit des vorhandenen Personals, fehlten am Ende jedoch noch mehr Mitarbeiter.
Dem "Bündnis pro Rettungsdienst" gehören mehrere Verbände und Gewerkschaften an. Neben der Mitarbeiterseite der Arbeitsrechtlichen Kommission des Deutschen Caritasverbandes und dem DBRD sind ihm unter anderem auch die Björn-Steiger-Stiftung und die Deutsche Feuerwehr-Gewerkschaft beigetreten.
Verdi will Arbeitsbedingungen für Sanitäter verbessern
Derweil gingen die Tarifverhandlungen zwischen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und den kommunalen Arbeitgebern in die nächste Runde. Verdi will die Arbeitszeit senken und eine Obergrenze für die wöchentliche Arbeitszeit von 44 Stunden vereinbaren, wie die Gewerkschaft in Berlin mitteilte. Dazu sollte es am Montag ein Gespräch mit den Kommunalen Arbeitgeberverbänden (VKA) geben.
"Die überlangen Arbeitszeiten von bis zu 48 Stunden pro Woche führen zu hohen gesundheitlichen Belastungen für die Beschäftigten und müssen endlich der Vergangenheit angehören", mahnte Sylvia Bühler, Mitglied des Verdi-Bundesvorstands. Es brauche einen "Einstieg in den Ausstieg aus den nicht mehr zeitgemässen Höchstarbeitszeit-Regelungen".
Dies sei auch wichtig, um das dringend benötigte Personal im Beruf zu halten. Neben der Senkung der Arbeitszeit bekräftige die Gewerkschaft ihre Forderung, den Gesundheitsschutz für die Beschäftigten im Rettungsdienst auszubauen.
Die Forderung zur Verringerung der Arbeitszeit stamme noch aus der Tarifrunde des Jahres 2020, sagte eine Verdi-Sprecherin. Zu einem ersten Gespräch war es demnach bereits Anfang des Jahres gekommen. Dieses werde nun fortgeführt. Die Gespräche laufen laut der Sprecherin "unabhängig von Tarifverhandlungen" und demnach ohne Streikandrohung. (afp/lko)
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